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Eine Interflug-Crew vor ihrer Maschine auf dem Rollfeld des Frankfurter Flughafens im Jahr 1989.

© imago/Sven Simon

Die Sehnsuchtsmaschinen der DDR: Vom Aufstieg und Absturz der Interflug

Die Fluggesellschaft brachte die weite Welt in die kleine DDR und löst bis heute Sehnsüchte aus. Nach der Landung wurden die Maschinen der Interflug für eine D-Mark verkauft. War der Osten wirklich so billig zu haben? Eine Spurensuche.

Dies ist ein Text aus unserem Digital-Angebot Tagesspiegel Plus, den Sie hier frei lesen können.

Wenn ein Flugzeug durch den Himmel fliegt, hinterlässt es eine Spur. Es rast sich selbst davon und entkommt doch dem eigenen Staub nicht. Wenn eine Fluggesellschaft sich aufschwingt in luftige Höhen und dann abstürzt in einer neuen Zeit, hinterlässt sie milchig weiße Fliesen.

Im Haus des Reisens am Alexanderplatz, das mit hell gerasterter Aluminiumfassade von alten Aufbrüchen erzählt und dessen Fahrstühle noch immer die letzten Meter vor einer Etage millimeterweise zurücklegen, so als müssten sie sanft auf einer Landebahn aufsetzen, hier wo einst die kleine DDR zu Fernreisen in die weite Welt einlud, da werden jetzt Büros vermietet, Klamotten und Träume second hand verkauft. „Wo wollen Sie hin?“, fragt mich der Pförtner mit leicht russischem Einschlag in der Stimme. Interflug. Da muss er lachen.

Das Haus des Reisens am Alexanderplatz.
Das Haus des Reisens am Alexanderplatz.

© Kai-Uwe Heinrich

Dabei ist dies eine Geschichte zum Heulen. Zumindest für die Interflugler, wie sie sich noch nennen. Die staatliche Fluggesellschaft der DDR ist Geschichte, abgewickelt wie so viele ostdeutsche Betriebe in einer Einheit, in der sich Ost und West zu hastig in die Arme fielen. Aber auch nicht wussten, wie sie es hätten anders machen sollen. Geblieben sind Erinnerungen an die Sehnsucht, die Interflug ausgelöst hat. Danach, dass die Mauer nicht bis in den Himmel reicht.

Was bleibt von Interflug? Nur Flugzeuge im Bauch?

Interflug war schon in der DDR was Besonderes – eine GmbH, die über Valuta verfügte“, erzählt Olaf Fritzsche am Telefon. Der 65-Jährige, Interflugler seit 1974, kaufte und verkaufte als „Abteilungsleiter Wissenschaft und Technik“ russische Iljuschin-Maschinen. Nach dem deutsch-deutschen Milliardenkredit des bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß für die DDR erstand er im Westen drei Airbusse und schaffte sie nach Schönefeld, wo der Osten einen funktionierenden Flughafen betrieb.

„In den Airbus-Werken fragten sie uns, ob die Maschinen innen lila, gelb oder orange sein sollen; das waren andere Welten“, erzählt Fritzsche. Mit Zusatztank ging es ohne Zwischenstopp über den Atlantik. Das gefiel auch West-Berlinern, die per Busstopp in Schönefeld eincheckten und günstig in den fernen Osten flogen. Die DDR war alt und brauchte das Geld. Vom Klassenfeind.

Orangen am bulgarischen Goldstrand

Es war die Zeit, in der ein kleines Land international anerkannt auf großen Schwingen lebte und Staats- und Parteichef Erich Honecker sich und allen anderen einredete, die Mauer würde noch in 100 Jahren stehen. Jene Zeiten, in denen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Interflug jährliche Freiflüge geschenkt bekamen, um am bulgarischen Goldstrand orange Orangen zu essen (nicht bloß grün importierte aus Kuba) oder sich in Budapest einen Ölradiator für die Gartenlaube zu besorgen.

Eine Interflug-Stewardess auf dem Rollfeld im Jahr 1977.
Eine Interflug-Stewardess auf dem Rollfeld im Jahr 1977.

© IMAGO

Beim Urlaub im sozialistischen Ausland kam man der Freiheit am nächsten – und ich hatte Glück: Meine Mutter arbeitete im milchig weiß gefliesten Haus. Eine neue Welt tat sich auf, wenn wir in Leningrad die Schlösser der russischen Zaren besichtigten. Einmal kotzte ich den ganzen Flug über in meine Spucktüte, allen in der Iljuschin war übel, sogar den Stewardessen. Erst nach der Heimkehr erfuhren wir im Westfernsehen, dass wir durch die radioaktiven Wolken nach dem Reaktorunglück im sowjetischen Tschernobyl geflogen waren. Bei jeder Interflug-Reise bekam man etwas mit, das nicht auf dem Lehrplan meiner sozialistischen Oberschule stand. Der DDR hing stets ein Fernweh an.

Ganz weit weg: Schaulustige auf der Aussichtsterrasse des Zentralflughafens Berlin-Schönefeld im August 1983.
Ganz weit weg: Schaulustige auf der Aussichtsterrasse des Zentralflughafens Berlin-Schönefeld im August 1983.

© Engelhardt/dpa

Mit grauem Kostüm und buntem Halstuch tippte meine Mutter Kundendaten in würfelförmige Computer ein, verschickte Teletexttelegramme und verbuchte Reisen ans Schwarze Meer und den Balaton. Bei den Betriebsfeiern schenkte mir der Interflug-Weihnachtsmann ein Iljuschin-Flugzeug aus Plaste, das ich mir übers Kinderbett hängte. Unter ihm träumte ich 1001 Nacht davon, mal einen Tag in West-Berlin zu sein. Die eigene fremde Stadt, deren Straßen in keinem Schulatlas verzeichnet waren. Man sah sie nur vom Fernsehturm aus.

„Um Ihr Wohlbefinden bemüht – Interflug“

Der Personalausgang im Haus des Reisens war durch eine Schleuse gesichert; im Warteraum lagen Flugpläne für alle Kontinente. Neben schwarzen Lederstühlen warteten runde silberne Aschenbecher auf wartende Erwachsene; später wurden die Metalleimer verscherbelt. Eine silberne Lampe mit bauchigem Glasschirm sicherte ich mir als Jugendlicher noch, sie leuchtet bei mir abends im Schlafzimmer. Und eine kleine rote Badetasche begleitet mich, falls ich unterwegs bin. Darauf steht: „Um Ihr Wohlbefinden bemüht – Interflug“.

Die Interflug-Badetasche unseres Autors.
Die Interflug-Badetasche unseres Autors.

© Robert Ide

Früher an Bord steckte die Tasche in den Haltenetzen der Sitze; in ihr lagen Frischetücher und ein Nagelset. Sehr viel später entdeckte ich eine solche Tasche in einem der schrecklichen Nostalgieshops in Berlins verkaufter Mitte. Da hingen T-Shirts mit russischen Buchstaben, die ins Deutsche übertragen den Spruch ergaben: „Wenn du das nicht lesen kannst, bist du ein dummer Wessi“. Ich kaufte die Tasche, obwohl der Plasteartikel mit schwergängigem Reißverschluss 20 Euro kostete. Als ich meine Mutter anrief, um es ihr freudig zu erzählen, sagte sie traurig: „Warum hast du mich nicht gefragt? Ich hab noch zehn solcher Taschen im Schrank.“

Die letzte Maschine, die Interflug „in Liquidation“

Mit der Einheit teilten sich in vielen Familien die Träume: Auch mein Weg führte mich Schritt für Schritt vom Haus des Reisens weg, zu Fuß in Richtung Westen. Meine Mutter hatte ganz andere Sorgen: Interflug setzte zur Landung an.

Kurz vor dem Ende: Interflug-Generaldirektor Kurt Henke (links) begrüßt am 10. August 1989 auf dem Flughafen Leipzig/Halle den damaligen Lufthansa-Chef Heinz Ruhnau nach einem der ersten innerdeutschen Flüge.
Kurz vor dem Ende: Interflug-Generaldirektor Kurt Henke (links) begrüßt am 10. August 1989 auf dem Flughafen Leipzig/Halle den damaligen Lufthansa-Chef Heinz Ruhnau nach einem der ersten innerdeutschen Flüge.

© Lufthansa/dpa

Am 30. April 1991 hob die letzte Maschine von Schönefeld ab. Meine Mutter bekam ein Ticket mit Trauerschleife und einen Brief: „Sehr geehrte Frau Ide, wie Ihnen bekannt ist, befindet sich die INTERFLUG Gesellschaft für internationalen Luftverkehr mbH in Liquidation. Das hat zur Folge, daß Ihr bisheriger Arbeitsplatz wegen der damit verbundenen Betriebsstillegung nicht mehr existent ist. Aus diesem Grund sehe ich mich veranlaßt, Ihr Arbeitsverhältnis betriebsbedingt zu kündigen.“ Unterzeichnet „hochachtungsvoll“ von Jobst Wellensiek, Liquidator. Von solch einem Beruf hatten wir vorher noch nicht gehört. Später lasen wir, dass er Iljuschin-Maschinen verkaufte; für eine Mark.

Jobst Wellensiek ist einer der größten Abwickler des Landes, der 88 Jahre alte Rechtsanwalt leitete die Insolvenzverfahren der Maximilianshütte, der Klöckner-Werke, der Bremer Vulkan-Werft. Ich hab ihn mal besucht in seinem mit Akten überladenen Haus in Heidelberg und mit ihm fünf Ordner zur Interflug durchgesehen; die letzte Rechnung stellte er 2004.

Waren die Träume der DDR und ihrer Menschen am Ende nicht mehr wert als ein paar Mark?

Über die Abwicklung der Interflug

Für diesen Text haben wir noch einmal schriftlich korrespondiert, Wellensiek bleibt bei seiner Aussage: „Unter Berücksichtigung der gegebenen Situation bin ich der Überzeugung, dass das Bestmögliche erreicht worden ist.“ Er verstehe jedoch, dass jeder, der seine Arbeit verloren habe, kaum von einem Erfolg sprechen könne. Und die für eine Mark verhökerten Iljuschins? „So konnten erhebliche Verschrottungskosten gespart werden.“

Waren die Träume der DDR und ihrer Menschen am Ende nicht mehr wert als ein paar Mark? Sind die Verwerfungen der Einheit nicht auch dieser Frage geschuldet: War der Osten zu billig zu haben?

Romanzen in Kuba und Agentenkrimis in Vietnam

„Interflug, what’s that?“ – „East German Airline.“ Zwei Männer schauen verschmitzt unter ihren Schiebermützen hervor auf eine gerade gelandete Iljuschin. Englisch gesprochen wurde im DDR-Fernsehen selten. Doch in „Treffpunkt Flughafen“, einer Serie mit Starbesetzung, flog die DDR über sich hinaus; eine junge Pilotencrew erlebte Romanzen in Kuba und Agentenkrimis in Vietnam. Startpunkt: der Flughafen Schönefeld mit den bronzen verspiegelten Fenstern – einer gleißenden Front, wie es sie auch am „Palast der Republik“ gab im Zentrum der halbierten Hauptstadt. Scheiben, in denen sich das Land immer in sich selbst spiegelte, wenn es nach draußen blickte.

Selbst als alle Tore offen standen, sogar das eingemauerte Brandenburger Tor, fiel die DDR auf sich selbst zurück. Auf ihre Vergangenheit, von der niemand des anderen Last tragen wollte. So wuchs in der Einheit ein neuer Wunsch heran: Schuldige zu finden. Nach dem Hass auf die Stasi, das Werkzeug der Zwei-Millionen-Partei SED (was zwei Millionen Menschen lieber schnell vergessen wollten) kam der Hass auf die Treuhandanstalt, das Werkzeug zur Einführung der Marktwirtschaft, die ja alle gewollt hatten, aber doch bitte nicht so.

Kombinate kämpften auf dem Weltmarkt ums Überleben, meist vergebens. Im alten Haus der Elektroindustrie, gleich neben dem Haus des Reisens, saß die Treuhand, Sammelpunkt neuer Proteste aus der Wut der Verzweiflung. Eine Gesellschaft, die sich über Arbeit definiert hatte, Arbeit für Frauen und Männer gleichermaßen, wurde arbeitslos. Die Revolution entließ ihre Erwachsenen.

Die „Intercondor" blieb nur eine Idee

„Wenn die Einheit länger gedauert hätte, gäbe es Interflug noch“, glaubt Olaf Fritzsche. 1990 bastelte der Flugzeughändler in Joint-Venture-Projekten mit der Lufthansa an einer neuen Chartergesellschaft: „Intercondor“ sollte sie heißen. Doch je rasanter beide Deutschlands nach dem Mauerfall aufeinander zurasten, desto mehr Mitarbeiter liefen über zur Lufthansa. Fritzsche stieg bei Condor ein, plante für Fluggesellschaften am BER mit, landete bei Air Berlin; „da blieb ich bis zum bitteren Ende und hab bei der Abwicklung mitgeholfen“. Schönefeld lag noch nie unter federleichten Wolken.

Kann Freiheit grenzenlos sein? In Gedanken bestimmt, in Erinnerungen vielleicht. Fritzsche ersinnt gerade eine Interflug-Ausstellung fürs Technische Museum – und im Hangar des alten Flughafens Tempelhof bauen alte Interflugler eine alte Iljuschin-Maschine mit Originalteilen wieder auf, die Fritzsche in Osteuropa zusammensucht. „Es fehlen noch einige kleine Teile und eine Lenkgelenkstange.“

Pilot Volkmar Steinert, 76, ist einer der Restaurateure der IL-14 in Tempelhof.
Pilot Volkmar Steinert, 76, ist einer der Restaurateure der IL-14 in Tempelhof.

© Kitty Kleist-Heinrich

Unser letzter Familienurlaub dauerte 80 Stunden. Davon saßen wir 30 Stunden im Flieger, die restlichen 50 liefen wir durch Bangkok. Für mehr Übernachtungen reichte das neue Westgeld meiner Eltern nicht. Die Reise ans andere Ende der nun offenen Welt war der letzte Freiflug von Interflug, mit 8600 Kilometern wählten wir die längste Strecke. Ähnlich weit weg war nur Havanna, aber den Sozialismus hatten wir genug gesehen. Nach der Landung gerieten wir in ein Tempo von Menschen und Maschinen, das einem die Augenblicke verhedderte. Hitzige Schwüle weichte die Lungen auf, das Straßenleben ohne Pause verschlug uns den Atem. So sah also der Kapitalismus in Reinform aus – würde so bald auch unser Leben sein?

Von zwei Millionen auf null

Auch die Interflug, die 1989 noch 2,35 Millionen Passagiere in 37 Länder befördert hatte, kam kaum hinterher. Erst gab es Hoffnung; die Lufthansa wollte die kleine fliegende Schwester übernehmen – doch das Bundeskartellamt war dagegen. Die British Airways zeigte sich zur Übernahme bereit, drängte in den deutschen Himmel nach dem Wegfall alliierter Landerechte – doch das Bundesverkehrsministerium wollte keine ausländische Konkurrenz, legte ein Veto ein. Nun wollte sich Interflug selbstständig machen – doch die Treuhand lehnte jede Hilfe ab. Und die Bundesregierung in Bonn zögerte, einen Monat, zwei Monate, so dass viele Techniker lieber schnell rübermachten. Interflug konnte nicht mehr die drei Airbusse warten. Jeder Tag Warten kostete. Hoffnungen verflogen.

Die von der Bundesregierung schon damals gepäppelte Lufthansa kam am Ende allein klar; British Airways kaufte sich die deutschen Landerechte der damals bankrotten US-Linie Pan Am; die deutsche BA entstand, die später zu Air Berlin wurde. Und ganz viel später genauso würdelos auf dem Boden der Tatsachen landete wie Interflug. „Zweifellos ist eine hohe Arbeitslosigkeit über Ostdeutschland gekommen“, sagt auch Jobst Wellensiek. „Aber leider wird beim Blick zurück oft vergessen, in welcher Unfreiheit man gelebt hat.“ Der Liquidator feierte die Einheit am 3. Oktober 1990 auf einer Party mit jungen Leuten in Dresden. Wo die Euphorie von damals geblieben ist, kann er nicht verstehen.

Das Fernweh von damals geht noch nahe

Wer heute auf Ostdeutschland schaut, sieht die Narben der Nachwendezeit in den schön restaurierten Städten nicht. Aber in vielen Menschen, denen es heute besser geht und die von einem Ausflug in die weiten Welt nicht nur träumen müssen, sind innere Wunden geblieben. Man kann sie nur hören. Wenn man danach fragt. Wenn ich die milchig weißen Fliesen im Haus des Reisens sehe oder draußen an der Fassade den träumerischen Kupferstich „Der Mensch überwindet Zeit und Raum“, entdecke ich das Fernweh von damals. Es geht noch nahe.

Im Umbruch flossen Zeit und Raum ineinander, passte Altes und Neues zueinander für eine ganz kurze Weile. Inmitten der Revolution landete im Örtchen Stölln im Havelland am 23. Oktober 1989 eine Iljuschin auf freiem Feld und kam mit einer Staubwolke für immer zum Stehen; ein wagemutiges Flugmanöver. Zu Ehren von Otto Lilienthal, der hier als erster Flieger der Welt seine Runden gedreht hatte, brachte die Interflug einen ihrer Flieger hier zu Boden: auf einer Ackerpiste von nur 950 Metern Länge landete eine vierköpfige Crew die IL-62 mit dem Namen „Lady Agnes“ – eine Sensation in der an Sensationen reichen Umbruchzeit.

Die IL-62 im Museum im brandenburgischen Stölln.
Die IL-62 im Museum im brandenburgischen Stölln.

© imago/Rolf Zöllner

„Gut, dass die DDR noch nicht ganz untergegangen war, heute kriegste für so was keene Genehmigung mehr“, erzählt Horst Schwenzer vom Otto-Lilienthal-Verein, der in dem Flugzeug ein Interflug-Museum betreibt. Zwischen alten Sitzen kann man sich Flugpläne und Bordinstrumente anschauen; jedes Jahr kommen 20<ET>000 Besucher. Stölln hat hier auch ein Standesamt eingerichtet, bald findet die 1000. Hochzeit statt. „Und wenn die Merkel nicht weitere Corona-Einschränkungen beschließt, machen wir am 24. Oktober wieder unser Landefest.“ Die Crew von damals will auch kommen.

Schwenzer ist Teil der Interflug-Überlebenden geworden, die im Internet eigene Webseiten betreiben und sich jährlich in Berlin treffen. „Es ist ein Jammer, dass Interflug nicht weiterfliegen durfte, die Auftragsbücher waren voll“, sagt er. „Aber dit kannste nich mehr ändern.“ Der Vollzug der deutschen Einheit löst selten hochfliegende Gefühle aus. Weil das alte Leben im neuen nicht vergessen werden will. Schwenzer lacht: „Die Luftlöcher bei meinem ersten Flug nach Budapest, dit kribbelt heute noch.“

Jobst Wellensiek hat in seinem Haus in Heidelberg ein Erinnerungsstück von den Mitarbeitern der Interflug aufbewahrt. Ein Iljuschin-Flugzeug aus Plaste, wie es auch in meinem Kinderzimmer hing. Vorsichtig hebt er es aus der Kiste, wenn er es Besuchern zeigen will. Ein Flügel ist abgebrochen.

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