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Das alte Strandbad – bald soll es in neuem Glanz erstrahlen.

© picture alliance/dpa / dpa

Preußisches Gelb und die nackte Maja: So könnte das Strandbad Müggelsee bald aussehen

Nach 15 Jahren Stillstand wird das historische Strandbad ab Juli saniert – im Stil der 30er Jahre.

Die Ost-Schwester des Strandbads Wannsee hatte es immer ein wenig schwerer. 2007 feierte das frisch sanierte Wannsee-Bad seinen 100. Geburtstag, mit reduziertem Eintritt und Bühnenshow, fünf Jahre später wurde die Schwester am Müggelsee 100. Das Fest dort fiel aus, weil das Bad halb verfallen war und keine Zukunft hatte. 2006 hatten die Bäderbetriebe das Bad wegen zu hoher Kosten aufgegeben. Der Bezirk übernahm und suchte nach einem Investor, doch ein Vertrag kam nie zustande.

Wie auf einer Postkarte aus den 30ern

Dieses Jahr wird das Bad am östlichen Ende des Müggelsees 109, und es gibt wieder Hoffnung. In den nächsten Tagen wird die Baustelle für die ersten Sanierungsarbeiten eingerichtet, im Juli sollen die historischen Gebäude freigelegt werden, um Fundamente und Wände zu sichern. Die Bausubstanz, Stahlbeton aus den 1920er Jahren, ist stark angegriffen, muss neu abgedichtet und teilweise ersetzt werden. Alle Fenster und Türen werden ausgetauscht, Böden und Decken erneuert und die Umbauten aus der DDR-Zeit entfernt. Das Strandbad soll wieder so aussehen wie auf einer Postkarte aus den 1930er Jahren. Statt in Blau-Weiß wie heute soll es wieder in Preußisch-Gelb wie früher leuchten.

Die damals prägende Skulptur einer Athletin wird wahrscheinlich nicht mehr zu sehen sein – obwohl es viele Stimmen gibt, die sich die nackte „Maja“ zurückwünschen. Die war allerdings erst 1951 als Ersatz für das verschwundene Original entstanden. Damals war das Freibad zu den Weltfestspielen der Jugend renoviert worden. Um die Sanierung des Strandbads war Jahre lang gestritten und gerungen worden, nicht anders als bei der Wannsee-Schwester. Am Ende bewilligten Bund und Land insgesamt 12,6 Millionen Euro, zufällig die gleiche Summe, die für die Sanierung am Wannsee ausgegeben wurde.

Ob das Geld reicht, darf bezweifelt werden, die Kostenschätzungen sind von Jahr zu Jahr gestiegen. Bis zur geplanten Fertigstellung 2024 kann es noch viele Überraschungen geben. Der Bezirk hat das Grünauer Architekturbüro Plafond mit der Planung der Arbeiten beauftragt. Ziel ist, die Gebäude so zu ertüchtigen, dass sie ganzjährig genutzt werden können, das war bisher nicht der Fall.

So sieht es derzeit noch im Strandbad Müggelsee aus, doch die Umbaumaßnahmen werden viel verändern.
So sieht es derzeit noch im Strandbad Müggelsee aus, doch die Umbaumaßnahmen werden viel verändern.

© Thomas Loy

Mit den Bauarbeiten beginnt nach 15 Jahren Stillstand eine neue Ära für das geschichtsträchtige Bad. Wie überall kam auch im Osten Berlins das Baden in der Kaiserzeit groß in Mode. Wer sich die Sommerfrische an den Küsten nicht leisten konnte, fuhr mit der Bahn an Spree, Dahme und die großen Seen. 1912 wurden die ersten festen Bauten am Müggelsee errichtet, vorrangig aus Holz. Die „Freibad Müggelsee GmbH“ entstand als Betreiber, schon im ersten Jahr kamen mehr als 177.000 Besucher.

1928 brannten die Gebäude ab. Nach Plänen des Berliner Stadtbaurats Martin Wagner, der auch maßgeblich am Bau des Strandbads Wannsee beteiligt war, wurde bis 1930 ein neues zweiflügeliges Gebäude mit breiten Terrassen und einer Ladenzeile errichtet. Im Mittelpunkt stand eine Freitreppe zum Strand, die 1973 ersetzt und verlängert wurde. In der DDR wurde auch ein Kassenhäuschen eingebaut, das soll bei der Rekonstruktion wieder verschwinden. Der Blick werde künftig schon vom Fürstenwalder Damm aus auf den See hinausgehen, sagt Klaus-Dieter Maretzki vom Förderverein Strandbad Müggelsee. Die Rahnsdorfer seien mit der Planung weitgehend einverstanden. Vor allem damit, dass es auch künftig keinen Eintritt geben soll.

Der Bezirk will das Bad an einen privaten Betreiber verpachten, der seine Kosten vorrangig aus der Gastronomie und der Vermietung von Läden erwirtschaften soll. Dazu wird 2022 ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. Einer der Interessenten ist Christian Rücker, der schon das Strandbad Grünau betreibt und auch den Borkenstrand unterhalb des Strandbads übernommen hat, ein Ensemble aus Hotel, Biergarten, Segelschule und Bootsverleih. Rücker glaubt, das Strandbad lohne sich wirtschaftlich nur als Bestandteil eines Gesamtkonzepts. Am Borkenstrand plant er ein Fischrestaurant.

Der Wunsch einer Sauna wird nicht erfüllt

Im Strandbad kann er sich private Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen vorstellen, ohne den öffentlichen Badebetrieb einzuschränken. Rücker betreibt mit Partnern die Unternehmensgruppe Berbus Alliance, die in verschiedenen Branchen aktiv ist. Die alte Kegelbahn wird wohl nicht mehr reaktiviert, glaubt Maretzki. Eine kuschelige Sauna im angrenzenden, nicht unter Denkmalschutz stehenden Zweckbau hätte sich der Förderverein gewünscht, doch im Hotel am Borkenstrand soll laut Rücker ein Spa entstehen, eine große Saunalandschaft, da müsse man sich wohl eine andere Nutzung einfallen lassen, sagt Rücker.

Hochzeiten und Firmenveranstaltungen am Müggelsee sollen bald möglich sein – ohne den Badebetrieb einzuschränken.
Hochzeiten und Firmenveranstaltungen am Müggelsee sollen bald möglich sein – ohne den Badebetrieb einzuschränken.

© Thomas Loy

Entscheiden muss letztlich der Bezirk, wie viel Kommerz er auf dem Areal zulassen möchte. Bislang machen nur ein „Strandbasar“ und ein Imbiss Geschäfte mit den Besuchen. Beide Pächter sollen demnächst in temporäre Quartiere umziehen. Das Strandbad bleibe während der Sanierung durchgehend geöffnet, hat Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) versprochen. Wegen Corona dürfen sich aktuell allerdings maximal 2000 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten. Sicherheitsleute sollen die Abstandsregeln überwachen.

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