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© Peggy Weil

Fünf Wochenendtipps für Berlin: Himmlische Erscheinungen, spacige Klangwelten

Wolken beobachten in der Fotogalerie, Synthesizer lauschen im Planetarium, Götter in einem neuen Licht sehen - fünf Empfehlungen für ein (extralanges) Wochenende.

Von Felix Denk

Der in New York lebende japanische Komponist Ryuichi Sakamoto hat ein Stammlokal im West Village, das er so oft besuchte, dass er eines Tages dem Koch eine E-Mail schrieb, in der sinngemäß stand: Ich liebe ihr Essen, aber ich hasse die Musik, die sie hier spielen. Darf ich die Stücke auswählen? Kurzerhand stellte Sakamoto eine Playlist für das vegane japanische Restaurant zusammen. Ganz ohne seine eigene Musik übrigens.

Schade eigentlich, dass Sakamoto nicht in Berlin lebt. Mir würden spontan eine ganze Menge Läden einfallen, die dringend eine Playlist von ihm gebrauchen könnten. Mindestens was die Klangqualität angeht, haben viele aufgerüstet, Plattenspieler stehen in zahlreichen Weinbars, gute Boxen hängen an den Decken – etwa im Café Frieda. Spannende Musik kann man jetzt auch wieder in den Clubs erleben, aber auch im Fernsehen und bald sogar im Planetarium im Liegesitz. Lieber auf der Couch bleiben dieses Wochenende? Sakamotos Playlist gibt’s jetzt auch auf Spotify.


Tipp 1 - In den Himmel Blicken

© Adrian Sauer, 30.06.2015 (b), 2015 © the artist, Courtesy KLEMM’S, Berlin

Wolken konnte ich schon als Kind stundenlang beobachten. Oft habe ich versucht, in ihren Formen die Umrisse von Tieren zu entdecken. Und immer, wenn ich gerade glaubte, etwas zu erkennen, hat der Wind die Silhouetten der schönen wie flüchtigen Himmelserscheinungen schon wieder in etwas anderes verwandelt. Vor zwei Jahren erschien mir eine Wolke als gutes Omen. Ich schwöre, dass ich eine Breze am Himmel gesehen habe, bevor der FC Bayern gegen Paris die Champions League gewann.

In der Fotografie sind Wolken seit gut 100 Jahren ein Thema. Und da gibt erstaunliche neue Ansätze. In der Ausstellung „Songs of the Sky“ bei C/O Berlin zeigt das südkoreanische Künstlerduo Shinseungback Kimyonghun die Serie „Cloud Face“. Immer, wenn eine Gesichtserkennungssoftware Figuren im Himmel lokalisierte, hat sie eine Kamera ausgelöst. Den Wolkenbegriff fasst man in der Ausstellung entsprechend weit. Motiv und Metaphorik sind Thema, also nicht nur Cumulus, Stratus und Cirrus, sondern auch Cloudcomputing und die Digitalisierung des Mediums.

C/O Berlin, Hardenbergstr. 22-24, Charlottenburg, tägl. 11-20 Uhr, Tickets 10 Euro, erm. 6 Euro


Tipp 2 - Platten und Teller

© Kai Röger

Ich bin der vermutlich einzige Mensch in dieser Stadt, der sich was aus Essen und aus Musik macht, der aber noch nicht im Café Frieda war. Nach dem Vorbild der japanischen „Jazz Kissas“ gibt es in dem Eckrestaurant in Prenzlauer Berg Musik vom Plattenspieler, die über ein Retro-Mischpult mit Drehreglern und acht handgefertigte Speaker gespielt wird. Bin gespannt, wie die das mit der Ecksituation hinkriegen, ist ja nicht einfach akustisch. Und ich bin gespannt, ob das Rohmilch-Softeis wirklich so krass schmeckt, wie alle sagen.

Café Frieda, Lychener Str. 37, Prenzlauer Berg, Mi-Sa ab 10 Uhr bis spät, So 10-18 Uhr


Tipp 3 - Klangforschung

© Peggy Weil

Die Clubs machen am Freitag endlich wieder auf, was eine großartige Neuigkeit ist. Zum Vorglühen gönne ich mir etwas Vorgeschichte. „Sisters with Transistors“ ist eine Arte-Doku über die Pionierinnen der elektronischen Musik, erzählt von Laurie Anderson und mit wahnsinnig tollem Archivmaterial. Wer meint, alles über die Musik zu wissen, kann hier noch Überraschungen erleben. Zu den Dronesounds von Élaine Radique, einer der Protagonistinnen des Films von Lisa Rovner, kann man übrigens bei der Maerz Musik ab dem 21.3. eine Woche lang im Liegesitz im Zeiss-Planetarium wegspacen. 


Tipp 4 - Reise in die Antike

© Tom Schulze

Meine Kinder interessieren sich gerade für griechische Götter und Sagen. Ein günstiger Moment, sie ohne nennenswerte Gegenwehr ins Museum zu bekommen. Perfekt für Familien ist das Pergamon-Panorama. Mit dem Audioguide suchen die Kinder Poseidon im Kampf gegen die Giganten auf dem Telephos-Fries. Erwachsene freuen sich derweil über das changierende Licht, das das Haupt des Herakles und das Kleid der Tänzerin aus dem Palast ganz plastisch erscheinen lässt. Alle zum Staunen bringt das riesige 3D-Panorama.

Pergamonmuseum Panorama, Am Kupfergraben 2, Mitte, Di-So 10-18 Uhr, Tickets 12 Euro, erm. 6 Euro

Tipp 5 - Stühle und Objekte

© Konstantin Grcic, NORMAL 12 (Detail), 2022, TRAFFIC Chaiselongue (Magis), Smartphone- und Tablethalterungen, Aluminiumstangen, Foto: Florian Böhm

Deutlich schwieriger als Abitur und Führerscheinprüfung fand ich, passende Stühle zum Küchentisch auszusuchen (dauerte Jahre). Vielleicht ein Fall von Wiederholungszwang, dass ich seither nicht mehr damit aufhören kann, Möbel anzuschauen. Konstantin Grcic stellt gerade im Haus am Waldsee eine wilde Collage seiner eigensinnigen Entwürfe aus. Keine Ausstellung aber sehr schön: das Cafe Dix in der Berlinischen Galerie, das die Designer Objekte unserer Tage möbliert haben. Wenn man schon mal da ist: Die Alicia Kwade Ausstellung läuft bis 4.4.

Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, Zehlendorf, Di-So 11-18 Uhr, Tickets 7 Euro, erm. 5 Euro

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