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Ist der nächste Griff weit entfernt, ist Mut gefragt.

© IMAGO/Penta Press

Tagesspiegel Plus

Nenn es nicht „klettern“: Bouldern ist Tanzen in die Höhe

Beim Bouldern ist der Absturz stets nur einen Handgriff entfernt. Doch wer durchhält, überwindet nicht nur Höhen – und erfährt auch etwas über sich selbst.

Meine früheste Erfahrung mit dem Bouldern stammt aus einer Zeit, als noch nicht alle dazu bouldern sagten, sondern „klettern“. Es muss einer der langweiligeren Sonntagsspaziergänge gewesen sein, damals als Kind am Schleswig-Holsteiner Strand. Die Steilküste verhieß mehr Abenteuer. Also rauf da.

Auf Händen, Füßen und Knien. Dieses Gefühl, es aus eigener Kraft an die Spitze zu schaffen, sich Routen zu erschließen, andere Wege zu gehen, hat mich unbewusst wohl nie losgelassen. Nur: In Berlin gibt es keine Steilküsten.

Dafür gibt es schätzungsweise jede Woche allein hier etwa 25.000 Menschen, die bouldern gehen. Boulder ist das englische Wort für Felsen. Und bouldern ist im Prinzip wie klassisches Seilklettern. Nur eben ohne Seil. Überhaupt ohne jede Form von Absicherung.

Das ist ein Spiel gegen die Wand und gegen den eigenen Körper.

Kien Nguyen, 34, bouldert drei Mal die Woche

Deswegen geht es beim Bouldern auch nicht so stark in die Höhe wie beim Klettern. Die Maximalhöhe der Routen, die man erklimmen kann, beträgt in den meisten Boulderhallen vier bis fünf Meter. Das ist die im Bouldersport sogenannte Absprunghöhe, der Punkt, an dem man noch fallen kann, ohne sich allzu große Sorgen machen zu müssen. Am Boden schützen weiche Matten, auch Crashpads genannt, vor Verletzungen. Die Routen werden durch einfache Farbcodes in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade unterteilt.

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