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Wenn Pflegende die Spritze verweigern: Wie Impfgegner die Versorgung in Heimen und Kliniken gefährden

„Ich beuge mich dem Druck nicht“, sagt Steven Hamberg. Seine Station stellt das vor Probleme. Und nicht nur die, wenn im März die Pflege-Impfpflicht greift.

Seine Chefin hat ihn bereits darauf angesprochen. Vor drei Wochen kam dann auch ein Brief. Steven Hamberg sagt, der Tonfall sei jeweils sachlich gewesen, aber doch unmissverständlich. Bis zum 16. März habe er Zeit, so hieß es, dann werde er freigestellt. Und zwar ohne Bezahlung.

„So kommt es dann wohl“, sagt Hamberg am Telefon. Er ist fast 40, arbeitet in einem Pflegeheim in Süddeutschland. Eigentlich heißt er anders, er hat Angst, von seinen Kollegen erkannt und angefeindet zu werden, wenn er unter echtem Namen über seine Bedenken spricht. Aber diese Nadel, sagt er, die werde er sich unter keinen Umständen in den Körper stechen lassen: „Ich beuge mich dem Druck nicht.“

Sein Opa ist an Corona gestorben

Steven Hamberg will sich nicht gegen Sars-CoV-2 impfen lassen. Warum, das weiß er gar nicht so genau. Es sei ein Bauchgefühl, dass da etwas nicht stimmen kann, sagt er. Die Geschwindigkeit, mit der die ersten Impfstoffe Ende 2020 auf den Markt gekommen seien, das sei zum Beispiel so eine Sache. Es scheine ihm, sagt Hamberg, als seien die Stoffe längst vorbereitet gewesen. „Ich frage mich: Wie kann das alles funktionieren?“

Geht es nach der Bundesregierung, sollen ab Mitte März nur noch vollständige geimpfte Personen in der Pflege arbeiten dürfen.
Geht es nach der Bundesregierung, sollen ab Mitte März nur noch vollständige geimpfte Personen in der Pflege arbeiten dürfen.

© dpa / Oliver Berg

Dass es dieses Coronavirus gibt, dass es Menschen schwer krank macht, dass es sie mitunter tötet, das zweifelt Steven Hamberg gar nicht an. Er hat es schließlich am eigenen Leib erlebt. Ende 2020 hat sich seine ganze Familie angesteckt. „Wir haben uns zum Weihnachtsessen getroffen, danach waren alle infiziert“, sagt er. Er selbst sei sieben Tage lang „extrem platt“ gewesen, wie er sagt, hatte schlimme Gliederschmerzen, konnte nichts riechen oder schmecken. „Klar, das war anders als eine Grippe“, sagt Hamberg. Sein Großvater, der zu diesem Zeitpunkt im Altersheim lebte, habe kurz darauf furchtbare Atemnot bekommen und sei schließlich an Covid-19 gestorben. Die Impfung lehnt Hamberg trotzdem ab.

Geht es nach der Bundesregierung, sollen Menschen wie er ab Mitte März nicht mehr in Pflegeberufen arbeiten dürfen. Das Gesetz dazu hat der Bundestag bereits im Dezember beschlossen: die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Demnach müssen Mitarbeiter von Pflegeheimen, Kliniken, Rettungsdiensten, Arztpraxen und vielen weiteren Einrichtungen des Gesundheitssystems zum 16. März diesen Jahres eine vollständige Immunisierung vorweisen.

In der Politik wachsen Zweifel

Doch das Vorhaben ist höchst umstritten. Hunderte Betroffene haben inzwischen Klage gegen das Gesetz eingereicht – bislang ohne Erfolg. Am vergangenen Freitag verkündete das Bundesverfassungsgericht, dass es einem Eilantrag gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht nicht stattgibt. Angesichts der „sehr geringen Wahrscheinlichkeit von gravierenden Folgen einer Impfung“, so die Karlsruher Richter, und dem hohen Risiko für die Gesundheit vulnerabler Menschen durch Covid-19 sei das Aussetzen der Regelung abzulehnen. Zumindest vorerst, wie das Gericht betonte.

Wir haben von Beginn an auf Dialog mit Skeptikern gesetzt

Kora Rottgardt, AWO Lausitz

Die Rechtslage ist also zunächst einmal klar. Doch auch in der Politik herrscht zunehmend Uneinigkeit über die Pflege- Impfpflicht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte schon vor einer guten Woche an, dass die Umsetzung des Gesetzes in seinem Bundesland bis auf Weiteres ausgesetzt werde – obwohl es im Bundestag auch mit Unionsstimmen beschlossen wurde. Es sei in der jetzigen Form nicht umsetzbar, der Bund müsse nachbessern, so Söder.

Und auch in Sachsen, wo zuletzt noch rund ein Drittel aller Pflegekräfte als nicht vollständig geimpft galt, regen sich Zweifel. Die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sehe das neue Gesetz „sehr kritisch, gerade mit Blick auf die Versorgungssicherheit, aber auch auf den enormen Verwaltungsaufwand“, sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber jüngst. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) plädierte zuletzt dafür, die Umsetzung der Sektor-Impfpflicht um mindestens drei Monate zu verschieben.

Dahinter steckt eine dieser Tage häufig geäußerte Sorge: Wenn einem gewissen Teil von Mitarbeitern wegen ihres Impfstatus gekündigt würde, so argumentieren einige Experten, könnte es im ohnehin auf Kante genähten Gesundheitssystem zum Zusammenbruch kommen.

Für sie geht die Debatte am Alltag vorbei

Darauf angesprochen schnauft Kora Rottgardt ins Telefon. Zu viel ist ihr das Hin und Her der Politik, sagt sie, zu undurchsichtig, zu wenig Planungssicherheit. Und irgendwie auch an ihrem Alltag vorbei. Man erreicht die Mittfünfzigerin in ihrem Büro in Hoyerswerda. Hier, beim Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Lausitz, ist Rottgardt Bereichsleiterin für Pflege. Sie koordiniert, wann welches Personal zur Verfügung steht, sie stellt sicher, dass die Bewohner der AWO-Altersheime in der Gegend die Pflege bekommen, die sie benötigen.

Markus Söder (CSU) kündigte als erster Ministerpräsident an, die Pflege-Impfpflicht in Bayern vorerst aussetzen zu wollen.
Markus Söder (CSU) kündigte als erster Ministerpräsident an, die Pflege-Impfpflicht in Bayern vorerst aussetzen zu wollen.

© dpa / Foto: Sven Hoppe/dpa

„Gerade läuft es gut“, sagt sie und blättert gut hörbar in ihren Akten. Seit Anfang November muss sie die jeweils aktuelle Impfquote in ihren Häusern an das Gesundheitsamt melden. Was den Vorteil habe, wie sie anmerkt, dass auch sie endlich einen genauen Überblick über die Zahlen hat. „Zum ersten Februar waren hier im Altenzentrum Hoyerswerda von 89 Mitarbeitern 75 doppelt geimpft, davon 52 geboostert. Und vier genesen“, sagt sie. „Bei den zehn Ungeimpften weiß ich, dass einige schon die erste Dosis erhalten haben und zum nächsten Monat ebenfalls voll immunisiert sein werden.“ Noch Ende des vergangenen Jahres war auch in ihrem Haus ein gutes Drittel der Belegschaft überhaupt nicht geimpft, wie sie sagt.

Wie es zu dem schnellen Anstieg der Impfquote kam, kann sie nicht genau sagen. Womöglich seien es die Einschränkungen im Alltag gewesen, vielleicht auch die Angst um den Job. Oder sogar Einsicht. „Wir haben aber von Beginn an auf Dialog gesetzt, auf viele persönliche Gespräche“, sagt Rottgardt.

Während dieser hätten die Mitarbeiter immer wieder ähnliche Sorgen geäußert. Angst vor Nebenwirkungen, Fragen zur mRNA-Technik und der Geschwindigkeit der Entwicklung der Impfstoffe, zur Schutzwirkung bei Omikron.

Die Impfung wirkt auch bei Omikron

Von der kategorischen Ablehnung mit Verweis auf Verschwörungsmythen, wie sie etwa Steven Hamberg äußert, habe sie dabei kaum etwas gespürt, sagt Rottgardt: „Wir haben den betreffenden Leuten dann Gespräche mit einem unabhängigen Mediziner angeboten, das wurde gut angenommen. Der ging jeweils ganz konkret auf die Bedenken ein“, sagt Rottgardt.

Bei diesen Gesprächen erfuhren sie dann zum Beispiel, dass weltweit bereits mehr als zehn Milliarden Dosen der Corona-Impfung verabreicht wurden, es also noch nie einen ähnlich breiten Erfahrungsschatz mit einem Vakzin gegeben hat. Dass dem in Deutschland für die Impfsicherheit zuständigen Paul-Ehrlich- Institut im vergangenen Jahr genau 244 576 Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen gemeldet wurden – bei 148 760 720 Impfungen. Das Risiko für Leib und Leben im Vergleich zu einer Covid-Erkrankung also äußerst gering ist.

Viele Impfskeptiker sorgen sich, weil gerade die mRNA-Impfstoffe, wie das Vakzin von Biontech, so schnell auf den Markt kamen. Geforscht wird an ihnen aber seit 30 Jahren.
Viele Impfskeptiker sorgen sich, weil gerade die mRNA-Impfstoffe, wie das Vakzin von Biontech, so schnell auf den Markt kamen. Geforscht wird an ihnen aber seit 30 Jahren.

© Boris Roessler/dpa

Es wurde zudem angesprochen, dass die mRNA-Technik keinesfalls völlig neu ist, sondern bereits seit rund drei Jahrzehnten Gegenstand intensiver Forschung. Dass diese keineswegs das menschliche Erbgut verändert, sondern nur einen Bauplan für Zellen liefert – und nach knapp zwei Tagen nicht mehr im Körper nachweisbar ist. Und es wurde erklärt, dass die Impfung sehr wohl auch vor Omikron schützt. Vor einer Infektion mit mildem Verlauf zwar tatsächlich nur noch zu etwa 30 Prozent, wie eine britische Studie jüngst herausfand. Der Schutz vor einem schweren Verlauf, das Hauptziel der vollständigen Impfung, liegt demnach jedoch weiterhin bei über 90 Prozent. Das alles, sagt Rottgardt, habe einige umstimmen können.

Nur er leiste noch „Widerstand“

Auch in dem Pflegeheim, in dem Steven Hamberg arbeitet, ist die Impfquote in den vergangenen Monaten gestiegen, wie er sagt. Aber bei ihm klingt das weniger nach Einsicht und vertrauensvollen Gesprächen. Sondern nach erheblichem Druck: „Bis vor Kurzem waren hier noch viele ungeimpft“, sagt er. „Aber die hatten Angst, auf der Straße zu landen, darum sind sie eingeknickt.“ Er selbst sei nun der Letzte, der auf seiner Station noch „Widerstand“ leiste.

Hört man Hamberg zu, dann merkt man, dass sich seine radikale Haltung über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt hat. Nach seiner Erkrankung, sagt er, hätte er erst mal keinen Grund gesehen, sich impfen zu lassen. Er galt ja als genesen. In dieser Zeit habe er beobachtet, wie die Vakzine bei den Bewohnern in seinem Pflegeheim, bei Kollegen und Freunden wirkten. Und das habe ihn beunruhigt: „Da sind Menschen einfach zusammengekracht. Manche hatten Schaum vorm Mund.“

Hakt man nach und bittet um Details, sind das Geschichten vom Hörensagen. Hamberg selbst, so stellt sich heraus, hat nur erlebt, dass einem seiner Bewohner beim Abendessen schwindlig geworden ist. Dieser Patient leidet unter Vorerkrankungen und nimmt regelmäßig Herzmedikamente ein. Und ob der Schwindelanfall überhaupt direkt nach der Impfung passierte, weiß Hamberg auch nicht: „Gut möglich, dass es mit dem Impfen gar nichts zu tun hatte.“

Mit der Impfpflicht wurde aus einer persönlichen Frage eine politische

Kora Rottgardt, AWO Lausitz

Solche Zwischentöne sucht man in Hambergs Auftritt im Internet jedoch vergebens. Dort teilt er auf dem Messengerdienst Telegram unter dem Pseudonym „Lock“ regelmäßig die Hetze und Desinformation aus der Feder von Verschwörungsideologen. Die Maßnahmen gegen Corona, verbreitet Hamberg dort etwa, seien das „größte Verbrechen am Menschen, das es jemals gegeben hat“. Aktuell, so der Pfleger weiter, finde ein „Dritter Weltkrieg“ statt.

Die Debatte hat sich verschärft

Auch in Kora Rottgardts Bereich, der immerhin mehrere Altersheime umfasst, gebe es eine oder zwei Personen, die kategorisch gegen die Impfung seien, sagt sie in Hoyerswerda. Ob diese ebenfalls Stimmung in Chatgruppen machen, weiß sie nicht. Was für sie zählt: „Die werden sich auch nicht mehr impfen lassen, sind aber in der absoluten Minderheit“, sagt sie. Ohnehin hält Kora Rottgardt solche Fälle für nur bedingt repräsentativ für die Branche, wie sie sagt.

Radikale Impfgegner seien auch in der Pflege in der Minderheit, sagt Bereichsleiterin Kora Rottgardt. Hier eine Demo in Düsseldorf.
Radikale Impfgegner seien auch in der Pflege in der Minderheit, sagt Bereichsleiterin Kora Rottgardt. Hier eine Demo in Düsseldorf.

© imago images/Future Image

Allerdings hat sie beobachtet, dass zumindest in ihren Häusern die Frage nach der Impfung erst mit der Debatte über die Impfpflicht richtig hochgekocht sei. „Das war die ganze Zeit kaum ein Thema unter den Kollegen“, sagt sie. „Wir haben einfach vor jedem Dienstbeginn getestet und wer positiv war, wurde aussortiert.“ Kritisch beäugt oder zur Rede gestellt worden sei niemand, ganz unabhängig vom Impfstatus.

„Jetzt ist die Impfung das Hauptthema bei jeder Übergabe, in jeder Kaffeepause“, sagt sie. Die Stimmung sei eine andere, so Rottgardt weiter, angeheizt durch tiefgreifende Fragen, die sich aus der Pflicht ergeben. Werde ich womöglich arbeitslos? Gefährdet ein Kollege mit seiner Haltung den ganzen Betrieb? „Damit wurde aus einer persönlichen Frage eine politische“, sagt Rottgardt.

Viele Pflegende fürchten eine Überlastung

Tatsächlich kommt das Thema Impfpflicht für die Pflegebranche zur Unzeit. Die Belegschaft ist nach zwei Jahren Pandemie ausgelaugt, überarbeitet. Nach vielen Extraschichten und zusätzlichen Belastungen hat sich ein gewisser Teil der ausgebildeten Kräfte dazu entschieden, den Beruf zu verlassen. Und das in einem Bereich, der nach vielen Jahren voller Einsparungen ohnehin mit chronischer Unterbesetzung zu kämpfen hat.

Deshalb sind einige Pflegende nicht gut auf das Gesetz der Bundesregierung zu sprechen „Das stellt uns vor eine kaum lösbare Herausforderung“, sagt etwa Ulrike Kostka von der Caritas. Sollte die Impfpflicht umgesetzt werden, so die Direktorin des Verbandes des Erzbistums Berlin, sei der „Weiterbetrieb vieler Seniorenheime und Krankenhäuser ernsthaft gefährdet“.

Die Diakonie hingegen, sagt Andrea Asch, Vorständin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg, sieht durch die Impfpflicht nur „einzelne Einrichtungen und Dienste akut davon bedroht, Angebote einschränken zu müssen“. Ihre Belegschaft sei inzwischen zu rund 94 Prozent durchgeimpft. Grundsätzlich begrüße man die Neuregelung als „ersten Schritt hin zur allgemeinen Impfpflicht und wichtige Zwischenlösung auf dem Weg aus der Pandemie“.

Vehikel für allgemeine Wut

Die Vorständin fürchtet jedoch, dass das Vorhaben zum „zahnlosen Tiger“ werden könne, weil den überlasteten Gesundheitsämtern das Personal fehle, um Beschäftigungsverbote auch durchzusetzen. „Wesentlich ist jetzt eine einheitliche Umsetzung nach landesweit geltenden Kriterien, optimalerweise in den Händen einer Landesbehörde.“

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz hingegen weist darauf hin, dass es ohne genügend Personal zu „gefährlicher Pflege“ kommen könne, wie er sagt. Verließen nun durch die Impfpflicht mehrere Zehntausend Mitarbeiter ihre Dienste und Einrichtungen, werde die Überforderung des verbleibenden Personals noch zunehmen. „Die einrichtungsbezogene Impfpflicht wird zwangsläufig die gefährliche Pflege verschärfen“, sagt Brysch.

Das eigentliche Problem ist, dass das Personal gnadenlos verheizt wird

Intensivpflegerin aus Süddeutschland

Anruf in Süddeutschland. In einer großen Klinik arbeitet dort eine Pflegerin an dem wohl anspruchsvollsten Ort, was die Betreuung von Patienten betrifft: der Intensivstation. Aus Sorge, dass ihre Beobachtungen bei ihrem Arbeitgeber nicht gut ankommen könnten, möchte sie anonym bleiben.

„Das eigentliche Problem ist, dass das Personal gnadenlos verheizt wird“, sagt sie. Die Impfpflicht sei auf ihren Stationen eigentlich gar kein Thema, zwei Skeptiker seien inzwischen immunisiert und damit auch zufrieden. „Aber die Belastung nimmt schon wieder immens zu.“ Die Zahlen von Covid-Fällen stiegen an, während zuvor verschobene Operationen nachgeholt würden. Gleichzeitig hätten einige Kollegen gekündigt, der Personalstamm sei dünn. „Trotzdem werden alle Betten belegt, obwohl gar nicht genug Leute dafür da sind.“ Das empfinde sie als verantwortungslos. Und sieht die Debatte um die Impfpflicht zumindest teilweise als Reaktion darauf: „Ich glaube, die ablehnende Haltung einiger Pflegender gegenüber der Impfung ist mitunter ein Vehikel für ihre Wut.“

Volle Belegung, weniger Personal. Viele Pflegende fühlen sich verantwortungslos behandelt.
Volle Belegung, weniger Personal. Viele Pflegende fühlen sich verantwortungslos behandelt.

© Jan Woitas / dpa

Kora Rottgardt erlebt das in Hoyerswerda ähnlich. „Ich habe auch das Gefühl, dass bei einigen die Ablehnung mit ihrer generellen Unzufriedenheit zu tun hat“, sagt sie. „Aber ganz ehrlich, uns macht aktuell die politische Gemengelage viel mehr Ärger als die Impfpflicht.“

Die Politik macht ihre Planung unmöglich

Dass die Politik sich auf keine einheitliche Linie einigen könne, sagt die Fachbereichsleiterin, das mache ihren Job gerade fast unmöglich. „Wir wissen aktuell noch kaum etwas Konkretes, können nicht wirklich planen, tappen rechtlich im Dunkeln“, sagt sie. Für den März habe sie gerade zum Beispiel einen regulären Dienstplan erstellt, ohne etwaige Ausfälle, weil sie nicht sagen kann, wann und wie vielleicht Mitarbeiter verloren gehen. „Aber mit einem wirklichen Einschnitt rechne ich nicht vor dem Sommer“, sagt sie.

Das hingegen führe zu einem anderen Problem, wie sie sagt. Bei den verbliebenen Ungeimpften hätten die gegenläufigen Signale aus der Politik zu der Hoffnung geführt, die Impfpflicht einfach aussitzen zu können. „Deren Rechnung ist einfach: Vor Sommer passiert wohl nichts und dann ist dieses Gesetz auch erst mal bis Ende Dezember befristet“, sagt Rottgardt. „Das motiviert nicht dazu, sich impfen zu lassen.“

Steven Hamberg, der ungeimpfte Pfleger aus Süddeutschland, macht sich derweil Sorgen. Um sich, seine Familie, die Zukunft. Seine Frau, erzählt er, sei ebenfalls Pflegerin. Auch ungeimpft. „Uns könnten nun beide Gehälter wegfallen“, sagt er. Doch seine Frau, die „wackele“ bereits, wie er sagt, sie werde wahrscheinlich „umkippen“. Er selbst wolle zur Not in seinen alten Beruf als Steinmetz zurückkehren. Auch bei ihm selbst habe es aber in den vergangenen Wochen „Phasen gegeben, in denen ich dem Druck nachgeben wollte“, sagt Hamberg. Aber er habe wieder auf seinen Bauchg gehört.

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