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Männer und Frauen in Führungspositionen: Ein Thema mit Schattenseiten.

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Klischees hart an der Lebenswirklichkeit: Der unterschiedliche Umgang mit Männern und Frauen in Unternehmen

In vielen Unternehmen werden Männer und Frauen immer noch mit zweierlei Maß gemessen. Ein Buch zeigt überspitzt, wie die Realität aussieht.

| Update:

Es wäre schön, wenn man die Klischees, die Sarah Cooper in ihrem Buch „Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen“ als solche abtun könnte. Leider sind sie sehr lustig. Und das wären sie nicht, wenn nicht ein Körnchen Wahrheit drin enthalten wäre. Oder ein ganzer Getreidesack.

Beispiel Kommunikation: Unter verschiedenen Überschriften ist links die Zeichnung eines Mannes zu sehen und rechts die einer Frau. Beim Thema „Ich brauche eine Gehaltserhöhung“ lautet die Reaktion beim Mann anerkennend „Ist ehrgeizig“, bei der Frau „Für wen hält die sich?“

Die Wahrheit der Sprechblasen

Wo die Sprechblase zeigt „Ich habe vier Kinder“, steht beim Mann: „Braucht eine Beförderung, damit er sich um seine Familie kümmern kann“. Bei der Frau heißt es: „Kann nicht befördert werden, muss sich um ihre Familie kümmern.“ Und der Satz „Ich denke, ich bin am besten geeignet, um dieses Projekt zu leiten“, kommt beim Mann „selbstbewusst“ rüber und bei der Frau „arrogant“.

Junge Unternehmen sind besonders schlimm

Die Autorin Sarah Cooper ist auch eine bekannte Komikerin. Viral gingen im Internet ihre Lippensynchronisationen zu Reden von Donald Trump. Dafür bekam sie sogar eine eigene Netflix-Show. Material für ihr Buch sammelte die New Yorkerin erstaunlicherweise allerdings bei vergleichsweise jungen Unternehmen wie Yahoo und Google. Mechanismen, die man am liebsten im letzten Jahrhundert ansiedeln möchte, scheinen selbst dort noch ganz lebendig zu sein.

Gute Reaktionen auf den Ideenklau

An illustrierten Tipps wird nicht gespart. Wie reagiert man, wenn ein Kollege dieselbe Sache immer wieder aufs Neue erklären will? Bloß nicht sagen: „Das habe ich dir doch selbst vor sechs Monaten beigebracht.“ Das wirkt bedrohlich. Die harmlose Variante geht so: „Könntest du es mir erklären?“

Den Kontrast gibt es auch beim Thema „Ideenklau“. Am besten bedankt sich die Frau bei dem Kollegen, der im Meeting, eine Idee von ihr als eigene ausgibt, freundlich und demütig. „Genau das habe ich doch eben gesagt", ist danach ganz die falsche Reaktion.

Besser sagt sie: „Danke, dass du das so klar formuliert hast.“ Zumal, so heißt es weiter, vermutlich nie jemand die Idee gehört hätte, wenn der Kollege sie nicht mit sonorer Stimme wiederholt hätte. Schon beim Äußern einer Idee kann eine Frau nicht vorsichtig genug sein. Statt bedrohlich zu sagen: „Ich habe eine Idee“, sollte sie besser ganz harmlos in die Runde werfen: „Jetzt einfach mal in die Tüte gesprochen.“ So kommt sie wenigstens nicht hochnäsig rüber.

Signalfarbe Rot. Schicke Schuhe garantieren noch lange keine Begegnungen auf Augenhöhe.
Signalfarbe Rot. Schicke Schuhe garantieren noch lange keine Begegnungen auf Augenhöhe.

© dpa

Angesichts der geballten Ladung von Sprüchen, die in der Arbeitswirklichkeit eigentlich gar nicht mehr vorkommen dürften, könnte man glatt verzweifeln. Wenn nicht manches einen hohen Wiedererkennungswert hätte, sogar in der satirischen Variante. Auch deswegen wirken die Karrieretipps so lustig. „Lass Deine Kollegen an beliebigen Gedanken teilhaben. Zu jeder Tages- und Nachtzeit“, lautet einer.

Die Illustration zeigt eine Message, nachts um 2.50 Uhr gesendet, die sagt: „Nachfolgend ein paar Ideen zu unserer Organisationsstruktur.“ Oder: „Laufe mit einem aufgeklappten Laptop herum“. Das zeige nicht nur, wie extrem beschäftigt man ist, sondern hilft auch, wenn man nicht angequatscht werden möchte.

Die unterschiedlichen Interpretationen für männliche und weibliche Äußerungen, werden so zusammengefasst: „Was bei Männern als sensibel gilt, wirkt bei Frauen hysterisch.“ So zieht ein Mann die Notbremse, wenn er sagt „Lasst uns das noch mal neu durchdenken und einen anderen Ansatz ausprobieren“, während die Frau sich mit dem gleichen Satz einer störenden Unterbrechung schuldig macht.

One-Way-Ticket nach Costa Rica

Es ist ein interaktives Buch mit Entspannungsideen zum Beispiel für den Fall, dass eine Frau keinen Bock mehr hat: „Kündige deinen Job, lass dir die Haare abschneiden, ändere deinen Namen, und kauf dir ein One-Way-Ticket nach Costa Rica.“ Auch eine Liste für die täglichen Entschuldigungen gibt es. Die Checkliste folgt dem Einstieg „Es tut mir leid, dass ich…“. Dann kann man wahlweise ankreuzen: „für meine Arbeit bezahlt werden möchte“, „Platz einnehme“, „Ahnung von meinem Job habe“, „zu leise gesprochen habe“.

Das letzte Wort haben

Nützlich kann auch eine Kollektion sein mit Verdienstabzeichen für Männer, die nicht alles falsch machen. Davon könnte frau sich das eine oder andere ausschneiden. Von fern sehen sie aus wie TÜV-Plaketten. Sie tragen Aufschriften wie „Hat weniger als 95 % des Meetings geredet“ oder „Hat mittendrin aufgehört, etwas zu erklären, wovon er keine Ahnung hat“ oder „Hat Jemand Anderem das letzte Wort gelassen.“

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