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Coaches und Therapeuten helfen bei der Entwirrung des Chaos im Kopf.

© mauritius images / Ikon Images / Gary Waters

Tagesspiegel Plus

Wenn eine Therapeutin an Grenzen kommt: „Wir leben in einer gestörten Gesellschaft“

Miriam Junge arbeitet als Therapeutin und Coachin. Ein Gespräch über rechtsradikale Klienten, den Umgang mit narzisstischen Chefs und ihre eigenen Panikattacken.

Frau Junge, angenommen, Sie kommen mit richtig schlechter Laune in die Praxis. Würde ich das als Ihr Klient merken?
Das wäre krass unprofessionell. Coaches und Therapeut:innen lernen, dass es nicht um sie geht. Das bedeutet absolute Zurückhaltung bei eigenen Bedürfnissen. Wenn Klient:innen Probleme mit Abgrenzung haben oder darunter leiden, anderen gefallen zu wollen, würde das eine Emotion in den Raum bringen, die es ihnen schwer macht, sich zu öffnen.

Eine Klientin von mir war mal bestürzt, dass ihre Hausärztin Krebs hat. Aber auch Fachleute sind normale Menschen. Mit meiner eigenen Therapieerfahrung gehe ich deshalb offen um. Ohne die wäre ich heute nicht so gut bei mir und könnte anderen helfen. Wenn ich Hilfe brauche, dann buche ich mir eine eigene Coachin.

Aber Abgrenzung ist sicher schwierig, wenn Sie privat eine Beziehungskrise haben, und jemand kommt mit Liebeskummer in die Sitzung …
Meine Themen haben da nichts zu suchen. Ich erwarte von einem Arzt doch auch, dass er seine Emotionen an einem anderen Ort lässt. Das ist eine Dienstleistung, da sollte es nicht so schwerfallen, sich mal eine Stunde zurückzuhalten.

Wenn ich akuten Liebeskummer habe und jemand fragt wegen Beziehungsproblemen an, dann würde ich sagen, dass ich gerade nicht die beste Beraterin bin, und schlage Kolleg:innen vor.

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