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Linea-Sophie Höbbel geht mit ihren jungen Jahren voran bei den Spreefüxxen.

© imago images / Eibner

Linea-Sophie Höbbel und die Spreefüxxe : „Es ist schon ein bisschen verrückt“

Mit ihren erst 20 Jahren bestreitet Linea-Sophie Höbbel bereits ihre vierte Saison bei den Spreefüxxen – und trägt dabei viel Verantwortung.

Es gab eigentlich keine andere Möglichkeit. Schon von der jüngsten Kindheit an verbrachte Linea-Sophie Höbbel viel Zeit in Handballhallen und begleitete ihre drei älteren Geschwister zu deren Spielen, bis sie im Kindergarten das erste Mal selbst die Hand an den Ball legte. „Ich hatte kaum eine andere Wahl“, sagt die Spreefüxxe-Spielerin scherzend. Mittlerweile lebt sie seit rund 15 Jahren ihren Lieblingssport aus und hat dafür einiges investiert.

Denn ganz von selbst kam ihr Erfolg natürlich nicht. Wenngleich ihr schon früh Talent nachgesagt wurde, gehörte zu ihrem Leben neben der Schule eben auch immer das Training. Da hat sie, anstatt sich nachmittags mit Mitschülerinnen zu treffen, an ihren Wurfvariationen gearbeitet oder beispielsweise versucht, ihr ohnehin schon überzeugendes Eins-Eins-Verhalten zu verbessern. „Es ist schon ein bisschen verrückt. Ich habe immer nur gespielt, weil es mir Spaß macht. Den Gedanken, höherklassig zu spielen, hatte ich nie – bis es dann so weit war“, sagt Höbbel, die mit ihren jetzt 20 Jahren bereits die vierte Saison bei den Frauen im Spreefüxxe-Trikot aufläuft.

Mittlerweile hat sich indes einiges geändert. Die Berlinerin ist nicht mehr das Küken, das ab und zu beim Trainings mitmischt, sondern ist spätestens seitdem sie vor gut zwei Jahren ihren ersten Profivertrag erhalten hat, zu einem festen Bestandteil des Teams avanciert. Eine wichtige Weggefährtin ist dabei Trainerin Susann Müller, die nicht nur Höbbels gute Anlagen erkannte, sondern darüber hinaus auch immer wieder ihren Ehrgeiz und ihr Engagement hervorhob. „Linea ist aus dem Team gar nicht wegzudenken“, hieß es lobend bei Höbbels Vertragsverlängerung im Februar.

Die 1,71 Meter große Rückraumspielerin, die wenn es nötig ist auf Außen aushelfen kann, ist dankbar, bei so verdienten Nationalspielerinnen wie Susann Müller und ihrer Frau Nina lernen zu dürfen. Hier bekommt sie die Tipps, um ihr Entscheidungsverhalten zu kultivieren, hier gibt es die kleinen Verbesserungsvorschläge, die manchmal so viel bringen. „Das ist schon etwas Besonderes. Beide geben mir da jede Menge mit“, berichtet Höbbel, die nach dem Ausfall von Spielmacherin Leoni Baßiner auf dem Feld aktuell der verlängerte Arm des Trainerteams ist.

Nebenbei ein Vollzeitstudium bei der Polizei

„Da hatte ich schon Respekt vor der Aufgabe. Aber ich glaube, es läuft ganz gut“, sagt die Rechtshänderin, wenngleich es mit den Spreefüxxen momentan etwas wankelhaft vorangeht. Die ständigen Verletzungen und Krankheiten, die den Kader immer wieder ausdünnen, machten es dem Team und somit auch Höbbel schwer, ein eingespieltes Gefüge zu formen. Wobei auch sie in der Vorbereitung einen Monat aufgrund einer Viruserkrankung ausfiel, mit Milzproblemen zu kämpfen hatte und noch immer dabei ist, ihren Konditionsrückstand wieder aufzuholen.

Offen und ehrlich: Es ist hart. Das habe ich ein bisschen unterschätzt.

Handballerin Linea-Sophie Höbbel über die Doppelbelastung mit dualem Studium und Leistungssport

Doch das ist nicht die einzige Aufgabe, der sich Höbbel momentan stellen muss. Schließlich hat sie im Oktober ihr duales Studium bei der Polizei aufgenommen und wird dort nicht gering gefordert. „Offen und ehrlich: Es ist hart“, sagt die 20-Jährige frei heraus. Ihr Dienst beginnt meist um 7.45 Uhr morgens in Oranienburg – gut ein halbe Stunde S-Bahnfahrt von ihrer Wohnung in Schönholz entfernt. Dann folgt ein Programm von Verfassungsrecht über Kriminologie bis hin zu Selbstverteidigung. Und wenn es einmal freie Nachmittage gibt, fallen diese oft dem Lernen zum Opfer.

„Das habe ich ein bisschen unterschätzt“, sagt Höbbel und gibt zu, dass ihr die Doppelbelastung mit vier abendlichen Trainingseinheiten schon zu schaffen macht. Dass sie ihre Kommilitonen manchmal etwas beneidet, während ihr Alltag nicht unbedingt dem ausgelassenen Studentenleben entspricht, das sich viele vielleicht vorstellen. Dass sie in ihren wenigen freien Momenten ein Buch oder ein entspanntes Treffen mit Freunden und Familie vorzieht, anstatt sich vielleicht am Sonntag noch einmal ein Spiel anzuschauen. „Ich brauche dann mal einen Tag Ruhe, ganz ohne Handball“, sagt sie, ohne aber ihre Position tauschen zu wollen. „Man bekommt ja eine Menge zurück.“

Deshalb ist ihre Liebe zum Handball immer noch da, wird sie auch am Samstagabend bei der Partie gegen die SG Mainz-Bretzenheim (19.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) in der Sömmeringhalle wieder alles geben, um ihre bestmögliche Leistung abzurufen. Aktuell auf Platz acht der Tabelle abgerutscht, ist ein Sieg der Spreefüxxe gegen die Aufsteigerinnen allerdings fast schon Pflicht. „Rein spielerisch könnte man das so sagen und natürlich wollen wir die zwei Punkte. Aber Mainz kann als Aufsteiger ohne Druck aufspielen, da dürfen wir die Gegnerinnen nicht unterschätzen“, sagt sie. Zurück in der Halle wird Linea-Sophie Höbbel auf jeden Fall wieder alles investieren.

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