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Diese von der Staatsanwaltschaft Manhattan zur Verfügung gestellte Bildkombination zeigt die drei beschlagnahmten Kunstwerke des österreichischen Expressionisten Egon Schiele: «Russischer Kriegsgefangener» (Art Institute of Chicago), «Männliches Bildnis» (Carnegie Museum of Art), «Schwarzes Mädchen» (Allen Memorial Art Museum).

© dpa/Uncredited

Mutmaßliche Nazi-Raubkunst: US-Justiz beschlagnahmt drei Werke von Egon Schiele in Museen

Die Bilder gehörten dem in Dachau ermordeten österreichisch-jüdischen Kunstsammler Fritz Grünbaum. Seine Erben bemühen sich seit Jahren um Rückgabe.

Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat in angesehenen Museen der USA drei mutmaßlich von den Nazis geraubte Kunstwerke des österreichischen Expressionisten Egon Schiele beschlagnahmt. Die Bilder würden seit Jahren von den Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum gesucht, der 1941 im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde, erklärten die Behörden am Donnerstag.

Sie bestätigten damit einen Bericht der „New York Times“. Die Werke gehörten zu den Sammlungen des Art Institute in Chicago, des Carnegie Museums in Pittsburgh und des Allen Memorial Art Museum am Oberlin College in Ohio.

In den am Dienstag ausgestellten und von der Nachrichtenagentur AFP eingesehenen Durchsuchungsbefehlen erklärte der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates New York, es gebe „begründeten Anlass zu der Annahme“, dass es sich bei den Werken um gestohlenes Eigentum handele.

Bei den beschlagnahmten Werken handelt es sich um Schieles Bleistift-Aquarell „Russischer Kriegsgefangener“ aus dem Jahr 1916 mit einem Schätzwert von 1,25 Millionen Dollar (1,17 Millionen Euro), die Beistiftzeichnung „Porträt eines Mannes“ von 1917 im geschätzten Wert von einer Million Dollar sowie die Aquarellzeichnung „Mädchen mit schwarzem Haar“ aus dem Jahr 1911 mit einem Schätzwert von 1,5 Millionen Dollar. Zusammen haben die Gemälde also einen Wert von 3,75 Millionen Dollar (rund 3,5 Millionen Euro). 

Das Oberlin College erklärte gegenüber der AFP, es kooperiere mit der Staatsanwaltschaft von Manhattan, sei aber „überzeugt“, dass es das „Mädchen mit den schwarzen Haaren“ im Jahr 1958 „rechtmäßig erworben“ habe und das Bild „rechtmäßig“ besitze.

Laut dem Zeitungsbericht laufen derzeit Ermittlungen zu rund einem dutzend Schiele-Werken, die mutmaßlich von den Nazis geraubt wurden.

Der 1880 geborene Kunstsammler und Kabarettist Fritz Grünbaum lebte in Wien und wurde 1938 vom NS-Regime in das KZ Dachau deportiert. Seine Kunstsammlung umfasste Schätzungen zufolge über 400 Werke, davon allein 80 Bilder von Schiele. Der Verbleib der Sammlung ist unbekannt.

Seine Erben bemühen sich seit Jahren zivilrechtlich um die Rückgabe von Bildern aus seiner einstigen Sammlung. 2014 versteigerte das Auktionshaus Christie’s das Schiele-Aquarell „Stadt am blauen Fluss“ mit dem Vermerk, dass Grünbaum ein früherer Eigentümer war, und reservierte einen Teil des Erlöses für die Erben. Durch das Einschalten der Staatsanwaltschaft wird der Fall nun strafrechtlich verfolgt.

Der „New York Times“ zufolge sind die klagenden Erben Timothy Reif, Richter am US-Welthandelsgericht, David Fraenkel und Milos Vavra. 2018 sprach ein US-Gericht den Erben zwei Bilder zu, nachdem der damalige Präsident Barack Obama den Holocaust Expropriated Art Recovery Act unterzeichnet hatte, das Gesetz zur Wiedererlangung geraubter Kunst. (AFP)

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