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Rafah, 13.1.09

© dpa

Nahostkonflikt: Heftigste nächtliche Kämpfe seit Start der Offensive

Nach den bislang schwersten nächtlichen Angriffen auf den Gazastreifen hat Palästinenserpräsident Abbas Israel vorgeworfen, die dortige Bevölkerung "auslöschen" zu wollen. Ägypten drängte die Hamas derweil am Dienstag zur Annahme seiner Friedensinitiative.

Wie Augenzeugen berichteten, rückten israelische Spezialeinheiten, unterstützt von Panzern und Kampfflugzeugen, Richtung Stadtzentrum von Gaza vor. Nach israelischen Armeeangaben flog die Luftwaffe in der Nacht rund 60 Angriffe.

Seit Beginn der Offensive am 27. Dezember wurden palästinensischen Rettungskräften zufolge mindestens 940 Menschen im Gazastreifen getötet und knapp 4400 verletzt. Nach UN-Angaben sind inzwischen eine Million Palästinenser im Gazastreifen ohne Strom, das sind zwei Drittel der Bevölkerung. 750.000 Menschen haben keine Wasserversorgung.

Hanija: "Israel wird den Willen der Palästinenser nicht brechen"

Abbas übte von seinem Amtssitz in Ramallah aus heftige Kritik an den israelischen Angriffen. "Israel erhält diese Aggression aufrecht, um unser Volk dort auszulöschen", sagte der Palästinenserpräsident. Abbas hat keine Macht mehr über den Gazastreifen, seit die Hamas das Gebiet im Juni 2007 unter ihre Kontrolle gebracht hatte.

Israels Generalstabschef Gabi Aschkenasi sagte vor Abgeordneten, die Offensive komme voran. Allerdings hätten die Soldaten in der Stadt Gaza mit "komplizierten" Bedingungen zu kämpfen. Hamas-Regierungschef Ismail Hanija hatte in einer Fernsehanpsrache gesagt, Israel werde nicht den Willen der Palästinenser brechen. Diese würden den Sieg davontragen. Zugleich deutete er an, dass die Islamisten bereit seien, jeden Vorstoß zu prüfen, der den Angriffen ein Ende machen könne.

Eine Hamas-Delegation hielt sich in Kairo auf, um dort über die ägyptische Initiative für eine Waffenruhe zu beraten. Ein ranghoher ägyptischer Diplomat sagte, die Unklarheit müsse ein Ende haben, die Hamas müsse "jetzt Ja sagen zu unserem Plan". Die Initiative sieht zunächst eine zeitlich begrenzte Waffenruhe vor, die zur Einrichtung von Hilfskorridoren genutzt werden soll.

EU-Schelte an Israel wird laut

Derweil wurden auch aus den Reihen der Europäischen Kommission schwere Vorwürfe gegen Israel laut. "Israel missachtet das humanitäre Völkerrecht", sagte EU-Entwicklungskommissar Louis Michel der belgischen Zeitung "La Libre Belgique". Israel habe bei seiner Offensive im Gazastreifen die Pflicht, das Leben der Bevölkerung zu erhalten und für deren Schutz und Ernährung zu sorgen, sagte der Belgier: "Das geschieht offensichtlich nicht."

Der UN-Sicherheitsrat sei sich einig in seiner Unterstützung von Bans Initiative und der Rolle, die der Generalsekretär bei der Umsetzung der Resolution 1860 für einen Waffenstillstand im Gazastreifen spielen könne, sagte der französische UN-Botschafter Jean-Maurice Ripert. Die Entschließung fordert eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe, die zum Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen führen solle. Ban sollte am Mittwoch zunächst nach Kairo reisen und wollte anschließend Israel und die Palästinensergebiete besuchen. (sba/AFP)

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