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Nahost-Konflikt: Hilfsgüter gehen in Flammen auf

Trotz intensiver diplomatischer Bemühungen um eine Waffenruhe hat die israelische Armee am Donnerstag ihre Angriffe auf den Gazastreifen noch einmal verstärkt. Ein UN-Gebäude bei Kämpfen in Gaza getroffen. Drei Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge wurden verletzt.

Trotz intensiver diplomatischer Bemühungen um eine Waffenruhe hat die israelische Armee am Donnerstag ihre Angriffe auf den Gazastreifen noch einmal verstärkt. Das Hauptquartier des UN- Hilfswerks in Gaza-Stadt wurde nach Angaben eines Sprechers von Granaten getroffen, während israelische Panzer weiter in die Wohnviertel eindrangen. Ein Flügel des Al-Quds-Krankenhauses ging nach einem Raketentreffer in Flammen auf. Israels Armee meldete, sie habe bei ihren Angriffen auf Gaza den Innenminister der Hamas-Regierung im Gazastreifen, Said Siam, getötet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bemühten sich in Israel um Vermittlung. Steinmeier traf am Donnerstagabend in Kairo mit Geheimdienstchef Omar Suleiman zusammen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der britische Premierminister Gordon Brown forderten nach einem Gespräch in Berlin einen schnellen Waffenstillstand

Drei Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) wurden bei dem Beschuss des Hauptquartiers verletzt. Ein Gebäude steht in Flammen, Hunderte Tonnen Hilfsgüter verbrannten. Das UNRWA musste seine Arbeit zum zweiten Mal während des Krieges wegen israelischer Angriffe auf ihr Personal vorläufig einstellen. UN-Generalsekretär Ban zeigte sich „empört“ über den neuerlichen Beschuss von UN-Einrichtungen. Er fordere vom israelischen Verteidigungs- und Außenministerium eine umfassende Erklärung, sagte er in Tel Aviv, wo er mit israelischen Spitzenpolitikern über eine „sofortige“ Waffenruhe verhandeln wollte. Seinen Angaben zufolge sprach der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak von einem „schweren Fehler“, der sich nicht wiederholen werde. Großbritanniens Premierminister Gordon Brown verurteilte den Angriff am Donnerstag als „unentschuldbar“.

Ban nannte die Zahl der palästinensischen Opfer im Gazastreifen „unerträglich“. Seit Beginn der israelischen Militär offensive am 27. Dezember kamen nach Angaben der Rettungskräfte 1070 Palästinenser ums Leben, unter ihnen 335 Kinder. Mehr als 5000 Menschen wurden verletzt. Steinmeier sagte in Tel Aviv, die jüngsten Angriffe bestätigten, „dass die Waffen so schnell wie möglich schweigen müssen“. Die Bilder aus dem Gazastreifen seien besorgniserregend, sagte der Außenminister, der am Donnerstag mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres, Ministerpräsident Ehud Olmert und Außenministerin Zipi Livni über eine Waffenruhe beriet. Zugleich verwies er auf das Recht Israels, seine Bevölkerung zu schützen. Am Nachmittag sprach er in Ramallah mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Unterdessen fuhr der politische Berater des israelischen Verteidigungsministers Barak, Amos Gilad, nach Kairo, um sich über die Antwort der Hamas auf die ägyptische Initiative für eine Waffenruhe zu informieren.

Bisher sieht es aber nicht so aus, als ob die von Ägypten vermittelten Verhandlungen vor einem Durchbruch stünden. Am Mittwochabend gab ein Hamas-Sprecher in Kairo nur bekannt, dass man die Grundlinien des ägyptischen Vermittlungsvorschlages akzeptiere. Auf Details wollte er nicht eingehen. Dagegen stellte Hamas-Regierungschef Ismail Hanijah in einem Beitrag für die britische Zeitung „Independent“ Forderungen für einen Waffenstillstand auf: „Israel muss seinen kriminellen Krieg und das Abschlachten unserer Leute beenden, die illegale Blockade des Gazastreifens vollständig und ohne Vorbedingungen aufheben, alle Grenzübergänge öffnen und sich vollständig aus dem Gazastreifen zurückziehen.“

Die Bischofsdelegation, die sich in Bethlehem aufhielt, darunter der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, appellierte an die internationale Gemeinschaft: „Erarbeiten Sie gemeinsam mit Israelis und Palästinensern Lösungen, um der Gewalt in Gaza ein Ende zu setzen.“

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