zum Hauptinhalt
Henning Jeschke (l), Aktivist der Klimaschutzgruppe «Letzte Generation», stellt sich vor seinem Prozess den Fragen eines Journalisten.

© dpa/Paul Zinken

Update

Tisch fällt nicht unter den Tisch: Prozesse gegen Mitbegründer der „Letzten Generation“ beschäftigen die Justiz

Zwei Gründungsmitglieder der Gruppe stehen wegen Blockade-Aktionen vor Gericht. Zuletzt hatte sich Aktivist Henning Jeschke an einem Tisch festgeklebt.

| Update:

Nein, er brachte den Tisch nicht mit zum dritten Prozesstag: Klimaaktivist Henning Jeschke erschien am Donnerstag vor dem Amtsgericht Tiergarten gelöst und ohne das Möbelstück, an das er sich vor zwei Wochen spektakulär während der Verhandlung mit der linken Hand festgeklebt hatte.

„Der Tisch wird noch auftauchen“, kündigte der Mitbegründer der „Letzten Generation“ an. Die Justiz hat indes Strafanzeige nach der Klebe-Aktion im Gerichtssaal erstattet.

Dem 23-Jährigen werden Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr zur Last gelegt. Es geht um mehrere Straßenblockaden der Klimaschutzgruppe zwischen März und Juni 2022 sowie um eine Graffiti-Sprühaktion am Kanzleramt.

Während im Fall des 23-Jährigen die Befragung von Zeugen noch nicht abgeschlossen werden konnte, erging in einem Prozess gegen eine weitere Mitbegründerin der Letzten Generation ein Urteil: Wegen Nötigung wurde Sprecherin Carla Hinrichs zu einer Geldstrafe von 600 Euro (20 Tagessätze zu je 30 Euro) verurteilt. Im Fall der 26-Jährigen ging es um eine Straßenblockade. „Es ist eine Straftat, wenn man anderen Leuten seinen Willen aufzwingt“, hieß es im Urteil.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Im Fall von Jeschke geht es am 23. März weiter. Nach seiner Klebe-Aktion im Saal D 107 hatten ihn schließlich Justizbeamte samt Tisch vor die Tür gebracht. Das Möbelstück sei derzeit untergestellt – „noch nicht im Museum“, so Jeschke. Doch die Justiz will den Tisch nicht unter den Tisch fallen lassen. Eine Sprecherin: „Wir hätten ihn gern zurück.“

Nach der Strafanzeige wegen der Vorfälle im Gerichtssaal werde nun die Staatsanwaltschaft prüfen, welche Delikte in Betracht kämen – möglicherweise eine gemeinschädliche Sachbeschädigung. Jeschke hatte bei der Aktion im Gerichtssaal sein Handy gezückt und einen Livestreamt ins Internet gestartet. „Ich muss es tun, weil wir über Klimanotstand reden müssen“ rief er. Dann war mit dem Gerichtstisch in Bus und U-Bahn abgefahren.

Klimaaktivist Henning Jeschke sitzt festgeklebt an einem Tisch in einem Raum des Amtsgericht Tiergarten. (Archivfoto)

© picture alliance/dpa/-/Anne Baum

Jeschke wurde nun nach seinen Angaben am Eingang des Gerichtsgebäudes „gleich zweimal untersucht“. Weder Sekundenkleber noch ein Handy habe er bei sich, so der 23-Jährige. Vier Zeugen wurde befragt und zwei Videosequenzen angeschaut – in einem Fall waren Polizeibeamte zu sehen, die Jeschke mit Speiseöl und Pinsel vorsichtig von der Fahrbahn lösten.

Die Justiz hatte zunächst Strafbefehle gegen Jeschke erlassen. Weil er dagegen Einspruch einlegte, kam es zum Prozess.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false