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Onlinehandel und Filialisierung zum Trotz: Die Woche der unabhängigen Buchhandlungen.

© Foto: Boris Roessler/dpa

Aktionswoche in Berlin: Freie Buchhandlungen werben für ihre kulturelle Bedeutung

So offline wie das gedruckte Buch: Nach zwei Jahren kehrt die Aktionswoche für freie Buchhandlungen in Präsenz zurück. In Berlin laden mehr als 50 Geschäfte ein.

Berlin kann ganzjährig mit hochkarätigen Kulturveranstaltungen in jeder erdenklichen Sparte glänzen. Beim geschriebenen Wort setzt sich beispielsweise das jüngst vergangene Internationale Literaturfestival regelmäßig groß in Szene. Doch wer glaubt, die Hauptstadt interessiere sich nur für „Spiegel“-Bestseller und Nobelpreisträger:innen, irrt gewaltig.

Unter Beweis gestellt wird die Vielfalt der deutschen Printlandschaft unter anderem auf der Woche der unabhängigen Buchhandlungen (WUB), die dieses Jahr vom 29. Oktober bis zum 5. November stattfinden soll.

Das Projekt wurde 2014 vom Berliner Buchhändler David Mesche ins Leben gerufen, um auf die Stärken und die Vielfalt des stationären Buchhandels aufmerksam zu machen. Allein in Berlin beteiligen sich dieses Jahr nach Angaben des Veranstalters 57 Buchhandlungen, nachdem die Aktionswoche in den beiden Vorjahren überwiegend online stattfand. Deutschlandweit seien rund 900 Läden involviert.

Wie genau das Programm in der Aktionswoche ausgestaltet ist, obliege den jeweiligen Geschäften vor Ort: „Ob dekorierte Schaufenster und Läden oder besondere Veranstaltungen wie literarische Spaziergänge, Bücherpartys, Lesungen oder Autor:innen hinter der Ladentheke – der Fantasie der Buchhändler:innen sind keine Grenzen gesetzt“, heißt es in der Ankündigung. In der Praxis reicht das Spektrum tatsächlich von hart bis herzlich.

Zuerst hart und erschreckend real: Am 3. November liest Behzad Karim in der Buchhandlung Moritzplatz in Kreuzberg aus seinem Debütroman „Hund, Wolf, Schakal“, in dem zwei Brüder in Folge der iranischen Revolution nach Deutschland fliehen. Karim, dessen Familie selbst nach Deutschland emigrierte als er noch ein Kind war, entwickle laut den Veranstalter:innen in seinem Erstlingswerk einen „ganz eigenen Sound, in dem sowohl die Melancholie iranischer Prosa als auch die Härte afroamerikanischen Raps anklingen“.

Zum Ausgleich etwas Herzliches: Im Kindermuseum „Mach mit!“ auf der Senefelderstraße in Prenzlauer Berg gastiert am 5. November der selbst betitelte „Vorlese-Friseur“ Danny Beuerbach, der seinen kleinen Gästen umsonst die Haare schneidet, wenn sie ihm etwas vorlesen. Die Aktion stelle im Rahmen der Ausstellung „Bücher sind Lebensmittel“ ein spielerisches Leseförderprogramm für Kinder dar.

Mit der Aktionswoche wolle die WUB nicht nur das Engagement und die kulturelle Bedeutung der unabhängigen Buchhandlungen verdeutlichen, sondern auch ein Zeichen dafür setzen, dass die Zeiten des inhabergeführten Einzelhandels trotz Onlinehandel und zunehmender Filialisierung der Innenstädte noch lange nicht vorbei sind.

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