zum Hauptinhalt
Arnim Teutoburg-Weiß

© Timmy Hargesheimer

Arnim Teutoburg-Weiß als „Poparazzi“: Beatsteaks-Sänger spürt in Podcast Genese bekannter Songs nach

Seine komprimierten Podcast-Folgen sind kleine Liebeserklärungen an Songs und deren Interpreten. Dabei wollte Beatsteaks-Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß eigentlich gar nicht über Texte sprechen.

Von Robin Schmidt

Es gibt viele Wege zu Liedern. Manchmal braucht es mehrere Meinungen. Gelegentlich aber auch die Dickköpfigkeit eines Musikers, der sich mit seiner Idee in einer Band durchsetzt. Zuweilen entstehen Songs auch durch Zufälle, beispielsweise dann, wenn sie als Ballade angedacht waren, letztlich aber als Uptempo-Nummer enden. „Liebende Komponenten“ nennt Arnim Teutoburg-Weiß all diese Möglichkeiten.

Der Frontmann der Beatsteaks, einer der erfolgreichsten Rockbands in Deutschland, sitzt in einem Treptower Studio. Hier steht aktuell nicht die Arbeit an einer neuen Platte im Vordergrund. Vielmehr produziert er bereits die zweite Staffel seines Podcasts „Poparazzi – die Geschichte eines Songs“.

Teutoburg-Weiß lädt sich in jeder Folge einen Musiker ein, um mit ihm über die Genese eines ausgewählten Songs des jeweiligen Künstlers zu sprechen. Die Gästeliste liest sich von Deichkind über Inga Humpe bis hin zu Bela B wie das Who’s Who verschiedener Genres. Über 160.000 Menschen hörten nach eigenen Angaben bisher zu.

20 Minuten Podcast, kein Gelaber, sondern Inspiration, und eine gute Geschichte über ein Lied, das dann auch noch angespielt werden darf: all das hat sich Musikliebhaber Teutoburg-Weiß als Konzept vorgenommen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass er 2017 in einem Tagesspiegel-Interview sagte: „Ich spreche nicht gerne über Texte, weil das die Magie wegnimmt.“

Nun also spricht er doch darüber. „Ich weiß genau, was ich damit gemeint habe“, posaunt Teutoburg-Weiß recht schnell heraus, überlegt aber dann doch eine Weile. In der Pandemie habe sich das Ganze ein wenig geändert. „Ich habe deutschsprachige Musik vorher nicht so wahrgenommen. Ich habe angefangen, mich mit deutschen Songwritern zu beschäftigen.“

Ich brauche Informationen, damit es bei mir im Kopf rollt.

Arnim Teutoburg-Weiß, Frontmann der Beatsteaks

Einer dieser Songwriter wird in der zweiten Staffel, die im September erscheinen soll, zu hören sein. Teutoburg-Weiß erklärt anhand dieser kommenden Folge sein Zitat von damals nochmal genauer. Er habe dem Künstler gesagt, dass sein Song ihn emotional komplett berührt habe, dabei aber das Warum ausgespart. „Wahrscheinlich lasse ich mir selbst nicht so gerne in die Karten schauen“, sagt Teutoburg-Weiß. Er selbst verspüre aber eine kindliche Neugier, müsse ständig etwas Neues hören oder sehen. „Ich brauche Informationen, damit es bei mir im Kopf rollt.“ Zu tief in den emotionalen Empfindungen seiner Gäste wolle er aber nicht bohren.

Das gilt auch bei einem seiner Bandmitglieder. Schlagzeuger Thomas Götz hat den Song „Hand in Hand“, der erste große Hit der Beatsteaks, geschrieben. „Ich weiß bis heute nicht, wer in dem Song mit ‘She’ gemeint ist und worum es eigentlich geht.“ Götz habe ihm die Hintergrundgeschichte nie verraten. „Mich hat die reine Emotionalität des Gesangs gepackt. Für mich ist es eine Lektion in Sachen Musik, wie magisch etwas werden kann, auch wenn man nur der Interpret ist“, sagt Teutoburg-Weiß.

Ein gewisser Zauber geht auch von der Podcast-Folge mit K.I.Z-Mitglied Nico aus, der über die Entstehung des Songs „Hurra, die Welt geht unter“ sinniert. Das Gespräch bildete den Auftakt zu einer Studiosession, der zusätzlich Deichkind-Mitglied Porky beiwohnte und den Bass einspielte. Herausgekommen ist der Song „Belohne dich mit mir“, der als entspannte Soulnummer zu verstehen ist: „Belohne dich mit mir / Ich bin dein Chauffeur / Ich fahr dich zur Côte d’Azur und belohne dich mit mir / Bin dein Lemon-Haze und Wein, kommst du abends heim.“

Nach 27 Jahren im Musikgeschäft veröffentlicht Teutoburg-Weiß damit seine erste Solosingle. Mit einem Song vollends zufrieden sei er in dem Moment, wenn er ihn mit einem Freund teile. Das passende Musikvideo dazu habe er geträumt. Darin tanzt er durch die Columbiahalle. Für ihn sei das eher ungewohnt gewesen, aber: „Ich mag Abenteuer.“ Im einem früheren Tagesspiegel-Interview sagte er einst, dass er ein „Zirkuskind“ sei. Man sieht und hört es Teutoburg-Weiß noch immer an.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false