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Kunst und Toleranz. Yu Zhang organisiert kulturellen Austausch zwischen Deutschland und China. Hier feiert sie den Geburtstag der Gesellschaft mit Designer Michael Michalsky.

© Marc Yang

Austausch zwischen Deutschland und China: Kunst gegen Krisen

Yu Zhang gründete 2008 die Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen Kulturellen Austausch, um mit Kunst die Verständigung zu fördern.

| Update:

„Lovestorm“ heißt die Skulptur der Künstlerin Mia Florentine Weiß, ein Auftragswerk, das Yu Zhang Anfang des Jahres in Beijings Haupteinkaufsstraße aufstellen ließ.

Die Präsidentin der Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen Kulturellen Austausch (GeKA) wollte damit ein Zeichen setzen gegen die allgegenwärtigen Shitstorms.

2008
gründete Yu Zhang die GeKa

Inzwischen wartet die Skulptur in einem Lager in Brandenburg auf neue Interessenten. „Sie könnte gut in Wedding oder in Neukölln stehen, da, wo Multikulti eine große Rolle spielt“, sagt Yu Zhang.

Gerade konnte die Professorin und Autorin das 15-jährige Bestehen der GeKa im Humboldt-Carré feiern und aus diesem Anlass zurückblicken auf Erreichtes.

16 Künstler aus zwei Ländern

Ein Tiefpunkt der Beziehungen zwischen beiden Ländern gab 2008 den Ausschlag für die Gründung. Bereits 2014 konnte sie mit der Ausstellung „Die 8 der Wege. Kunst aus Beijing“ in den Uferhallen Aufmerksamkeit erregen.

Zwei Jahre später folgte das bislang größte Künstleraustauschprogramm „Kunst gemeinsam gestalten“ mit 16 Künstlern aus beiden Ländern.

Dongfang Li studiert Klavier an der Hanns-Eisler-Hochschule

Bei der Feier sprach auch der frühere Generalkonsul in Shanghai, Wolfgang Röhr. Auf dem Steinway-Flügel spielte unter anderem Dongfang Li aus Sichuan, der an der Hochschule für Musik Hanns Eisler studiert.

Zum Gratulieren gekommen waren zum Beispiel Designer Michael Michalsky, Adele, ohne ihre Kunstpartnerin Eva, Britt Kanja, die Kunstsammler Uli Sigg und Heiner Wemhöner.

Wiedersehen mit Maria Kotenev

Ein unerwartetes Wiedersehen gab es mit Waldimir und Maria Kotenev, dem früheren russischen Botschafter und seiner Frau, die in den Zehner-Jahren ihre Botschaft in einen gesellschaftlichen Mittelpunkt verwandelten, dann aber plötzlich weitgehend von der Bildfläche verschwanden.

Sie leben offenbar immer noch zeitweise in Berlin. Über das Paar und die Gründe ihres Abschieds aus der Diplomatie kursierten viele Gerüchte, zu denen sich die beiden nicht öffentlich geäußert haben.

Herausforderungen am Horizont

Für Yu Zhang ist es eine Frage der Toleranz, dass „auf dem Terrain der Kunst und Kultur alle Menschen zusammenkommen und sich austauschen können“. In einer sich rasant verändernden Welt sieht sie neue Herausforderungen am Horizont.

Demnächst, prophezeit sie, werde es mehr Initiativen geben müssen, um Sympathiewerte für Deutschland in China zu gewinnen.

Abgekühlte Begeisterung für alles Deutsche

Die frühere Begeisterung für alles Deutsche sei deutlich abgekühlt, die Berichterstattung distanzierter geworden. Da sieht sie neue Einsatzfelder, um mit Kunst und Kultur den Austausch positiv zu intonieren.

Im Kuratorium der GeKA sitzen unter anderem der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung, Jutta Allmendinger und PR-Unternehmerin Alexandra von Rehlingen.

Ein neues Vaterland mit 50 Jahren

Seit über 30 Jahren lebt die Unternehmerin und Autorin Yu Zhang in Deutschland. Ursprünglich kam sie zum Studium, gründete später eine Strategieberatung für Unternehmen, die in China tätig sind, und fand schließlich genug Fördermitglieder für die Gründung eines gemeinnützigen Vereins zur Förderung des kulturellen Austausches zwischen beiden Ländern.

Im Dezember wird sie 50 Jahre alt und betrachtet, nachdem sie mehr als die Hälfte ihres Lebens hier verbracht hat, Deutschland inzwischen als ihr Vaterland.

Sie ist Spross einer arrangierten Ehe. Ihre Eltern kommen aus Familien, die in der Kulturrevolution vieles verloren haben. Sie selbst hat dieses Jahr schon zweimal ihre südchinesische Heimat besucht, um sich für weitere Kunstaktionen inspirieren zu lassen.

Was in der Welt passiert, so scheint es, spiegelt sich immer auch im Mikrokosmos Berlin, inklusive der Chance, dass von hier aus zwischenmenschlich positive Signale ausgehen. Es muss ja nicht immer ein Lovestorm sein.

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