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Der Alte Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche auf dem Breitscheidplatz soll zum Ausstellungsort werden.

© heneghan peng Architects

Berliner Wahrzeichen: Gedächtniskirche bringt neues Leben in die alte Turmruine

In dem berühmten Baudenkmal und Mahnmal gegen den Krieg wird die Ausstellung auf die zwei Emporen ausgeweitet – und ganz oben entsteht ein Aussichtspunkt.

Der Alte Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche auf dem Charlottenburger Breitscheidplatz ist auch unter dem Spitznamen „Hohler Zahn“ bekannt. Jetzt wird er neu gefüllt: Zwei Emporen in der Ruine sind für eine Erweiterung und Modernisierung der Ausstellung vorgesehen, die bisher schon unten in der Gedenkhalle zu sehen ist. Außerdem soll eine Treppe bis ganz nach oben führen, damit Touristen und Berliner aus 68 Metern Höhe auf die City West blicken können.

Die Ergebnisse eines internationalen Wettbewerbs wurden am Mittwoch vorgestellt. Alle beteiligten Teams bestanden aus Architekten und Ausstellungsgestaltern. Der Siegerentwurf stammt vom Büro heneghan peng architects aus Dublin, das beim Ausstellungsdesign von Ralph Appelbaum Associates unterstützt wird. Beide Unternehmen sind international tätig und haben Filialen in Berlin. Dem Preisgericht gehörten unter anderem der Architekt und Hochschullehrer Matthias Sauerbruch als Vorsitzender und der Berliner Landeskonservator Christoph Rauhut an.

So stellen sich die Wettbewerbssieger das Innere des Alten Turms der Gedächtniskirche vor.

© heneghan peng Architects

Jährlich besuchen etwa 1,3 Millionen Menschen das denkmalgeschützte Ensemble der Gedächtniskirche, das nicht nur ein Berliner Wahrzeichen, sondern weltweit als Mahnmal gegen den Krieg bekannt ist. Die ursprüngliche Kirche wurde vom Architekten Franz Schwechten gestaltetet und 1895 eingeweiht. Während des Zweiten Weltkriegs zerstörte ein britischer Bombenangriff im November 1943 den Turm weitgehend. Die im Jahr 1961 eingeweihten neuen Kirchengebäude schuf der Architekt Egon Eiermann.

Schon vor einigen Jahren hatten die Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und der damalige Pfarrer Martin Germer überlegt, wie der alte Turm oberhalb der Gedenkhalle genutzt werden könnte. Möglich wird dies nun durch zehn Millionen Euro, die der Berliner Senat gewährt. Die Mittel stammen aus dem Fördertopf „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) betonte, die Investition in die Kirche als „Tourismusmagnet“ werde sich „sicherlich auszahlen“. Der Zuschuss decke rund 90 Prozent der Kosten. Den Rest steuert die evangelische Landeskirche bei.

Landeskonservator Rauhut lobte am neuen Entwurf, dass dieser vorsichtig „eine neue Zeitschicht“ hinzufüge und durch die Orientierung an der denkmalgeschützten Substanz den „Wert des Alten“ noch steigere.

Wann die Umgestaltung beginnt und wie lange sie dauern wird, ist nicht genau absehbar. Die Pfarrerin und Vize-Stiftungsvorsitzende Sarah-Magdalena Kingreen sagte, bis zum Ende dieses Jahres werde der Auftrag an das Architekten- und das Designbüro erteilt. In zwei bis drei Jahren „wird man etwas sehen können“, auch wenn dann noch nicht mit der Fertigstellung zu rechnen sei. In jedem Fall handele es sich um ein „Projekt der 20er-Jahre“.

Zur erneuerten und größeren Ausstellung über die Kirchengeschichte und den Krieg soll auch eine Klanginstallation gehören, die unter anderem einzelne Orgeltöne simuliert. Ein Aufzug wird die Emporen barrierefrei zugänglich machen.

Der Alte Turm ist nicht das einzige Projekt der Gedächtniskirche. Für weitere 24 Millionen Euro soll unter anderem die Betonwaben-Fassade des neueren Glockenturms saniert werden, der seit Jahren eingerüstet ist, und das weitgehend leer stehende sogenannte Foyergebäude neben der Kirche neu genutzt werden – dort ist beispielsweise ein Kirchencafé im Gespräch. Der Bund wird diese Maßnahmen voraussichtlich mit 17,5 Millionen Euro fördern.

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