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© privat / Tagesspiegel

Ausbildungspakt mit Schlagseite: Bewerber fehlen in Berlin und Brandenburg

Die vom Berliner Senat geplante Ausbildungsumlage löst nicht das Problem, meint Unternehmerpräsident Stefan Moschko.

Eine Kolumne von Stefan Moschko

Bald beginnt das Ausbildungsjahr, aber noch immer sind 15.600 Ausbildungsplätze in der Hauptstadtregion unbesetzt. Manche Betriebe erhalten auf ihre freien Stellen nicht eine einzige Bewerbung. Das ist Besorgnis erregend. Zumal die offiziellen Zahlen das tatsächliche Problem nur im Ansatz abbilden – nur ein Teil der Betriebe meldet freie Ausbildungsplätze überhaupt bei den Arbeitsagenturen.

Die Koalition in Berlin plant nun eine gemeinsame Anstrengung in einem neuen Bündnis für Ausbildung. Hierfür leisten die Unternehmen einen substantiellen Beitrag. Indes ist lange bekannt, warum die Firmen und die jungen Menschen nicht zusammenkommen. Es fehlt an Kenntnissen über Arbeitswelt und Berufe. Die Schulen müssen daher endlich den Nachwuchs durch frühzeitige Berufsorientierung besser vorbereiten, besonders auf eine duale Ausbildung. Dafür braucht es Geld für mehr Lehrkräfte im nächsten Doppelhaushalt.

CDU und SPD haben sich im Koalitionsvertrag auf eine Ausbildungsplatzumlage verständigt, wenn nicht binnen zweier Jahre 2000 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Die Umlage ist ein alter Hut, am tatsächlichen Problem geht sie vorbei: Sie würde in ohnehin schwierigen Zeiten hohe Kosten und viel Bürokratie erzeugen. Und selbst in Branchen, in denen es bereits eine Umlage gibt, ist die Lage nicht anders als in der Gesamtwirtschaft. Auch hier fehlt der Nachwuchs, auch hier ist die Zahl der Plätze nicht nach oben geschnellt.

Daher darf die Vereinbarung im Koalitionsvertrag nicht einseitig umgedeutet werden. Die Verantwortung liegt bei allen Beteiligten. Für zusätzliche Ausbildungsplätze bedarf es auch ausbildungsreifer Bewerberinnen und Bewerber. Angesichts von Fachkräftemangel und Demografie haben Unternehmen selbst das größte Interesse, fähige Leute auszubilden. Eine starre Umlage wird dem Problem in keiner Weise gerecht.

Diese Kolumne erscheint immer montags. Funktionsträger der Wirtschaft kommentieren die lokale Politik.

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