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Das Logo des Online-Internethändlers Zalando auf einem Firmengebäude.

© dpa/Monika Skolimowska

Berliner Modehändler: Zalando steigert operativen Gewinn dank Sparmaßnahmen kräftig

Der Umsatz bei Europas größtem Modehändler ist im letzten Quartal leicht gesunken. Doch Zalando widersetzt sich dem Branchentrend – und wird beim Gewinn optimistischer.

Von Anja Müller

Düsseldorf Auch Zalando hat im abgelaufenen Quartal die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren kommen. Der Umsatz sank um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,6 Milliarden Euro, wie Europas größter Modehändler am Donnerstag mitteilte. Das Bruttowarenvolumen, das darüber hinaus noch die Umsätze mit Partnerunternehmen enthält, sank um 1,8 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.

Damit konnte sich Zalando aber gegen den allgemeinen Branchentrend behaupten. Im ersten Quartal sanken die Online-Umsätze von Mode und Schuh-Artikeln laut E-Commerce-Verband BEVH in Deutschland um mehr als 20 Prozent, im zweiten Quartal immer noch um 14 Prozent.

Beim bereinigten Ergebnis (Ebit) hingegen konnte sich Zalando dank Kostensenkungen sowie der Einführung von Mindestbestellwerten und größeren Warenkörben weiter deutlich verbessern. Der operative Gewinn lag bei 144,8 Millionen Euro, das sind 87 Prozent mehr als im Vorjahr. Die bereinigte Marge stieg um 2,7 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Finanzchefin Sandra Dembeck hatte bereits im Mai weitere Sparmaßnahmen angekündigt.

Zalando wirbt mit zwei sich umarmenden Menschen auf einer Hauswand in Berlin-Neukölln.

© imago images/Bildgehege/imago stock

„In einem temporär herausfordernden Umfeld im Einzelhandel wollen wir in den Bereichen Logistik und Marketing nachhaltig die Effizienz steigern“, sagte Dembeck am Donnerstag. „Diese Maßnahmen haben sich in diesem Jahr bereits ausgezahlt.“ Die Zalando-Aktie stieg am Donnerstagvormittag deutlich um mehr als acht Prozent auf über 31 Euro.

Die Konzernführung blickt nun etwas optimistischer auf die operative Gewinnentwicklung im Gesamtjahr, wenngleich sie für den Umsatz vorsichtiger wird. Der Betriebsgewinn werde bei 300 bis 350 statt wie bisher erwartet bei 280 bis 350 Millionen Euro liegen. Bruttowarenvolumen und Erlöse dürften dagegen jeweils in der unteren Hälfte der ursprünglich prognostizierten Spanne liegen. Diese Spanne lag beim Bruttowarenvolumen bei minus eins bis plus sieben Prozent und beim Umsatz zwischen einem und vier Prozent.

Analyst Benjamin Kohnke von Stifel erwartet für Zalando im kommenden Jahr wieder zweistelliges Wachstum, sowohl beim Umsatz als auch beim Bruttowarenvolumen. Der aktuelle Kurs zahle sich aus, sagte er. Baader-Analyst Volker Bosse zeigte sich positiv überrascht von der Margenverbesserung.

Konkurrenz aus China

Doch neues Wachstum zu generieren wird für den Dax-Konzern nicht leichter. Neue Wettbewerber drängen auf den Markt. So kündigte der Europachef des Modehändlers Shein im Gespräch mit dem Handelsblatt an, dass der chinesische Fast-Fashion-Konzern im Zuge seiner Europa-Offensive künftig auch fremde Marken aufnehmen und so wie Zalando zum Marktplatz werden will.

Zalando-Chef Robert Gentz setzt zwar nicht auf Fast Fashion, wie er in der Bilanzpressekonferenz am Donnerstagmorgen bekräftigte, sondern wie der deutlich kleinere Konkurrent About You auf höherpreisige Marken und Kooperationen. Doch falls Markenhersteller sich auf Partnerschaften mit Shein einlassen, wird der chinesische Konzern doch zum direkten Rivalen für Zalando. Shein hat in kurzer Zeit Branchenschätzungen zufolge weltweit bereits rund 30 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.

Stifel-Analyst Kohnke erklärte, dass Partner sich auch ein Reputationsrisiko hereinholen würden, sollten sie sich auf einer Plattform wie Shein präsentieren. Zalando werde daher immer eine bessere und breitere Auswahl haben.

Daher hält auch Analyst Bosse die Strategie Zalandos, begehrte Marken wie den Sportartikelhersteller Lululemon und den Laufspezialisten Hako auf die Plattform zu holen, für richtig. Dadurch könne sich der Konzern von seinen Wettbewerbern abheben.

Zuletzt hatte Zalando mit einer Klage gegen die geplante schärfere Überwachung seines Angebots im Rahmen neuer EU-Regeln auf sich aufmerksam gemacht. Auf Grundlage des Digital Services Act (DSA) müssen besonders große Online-Plattformen bis zum 25. August neue Vorgaben erfüllen. Der Onlinehändler ist das einzige europäische Unternehmen in der Runde der 19 sogenannten „Very Large Online Platforms“.

Zalando hatte im ersten Quartal rund 51 Millionen Kunden gemeldet und war deshalb über die Schwelle der EU, die bei 45 Millionen Kunden liegt, gekommen. Konzernchef Robert Gentz hatte argumentiert, dass die Zahl der monatlich aktiven Kunden aber lediglich 31 Millionen betrage. Im zweiten Quartal ist die Zahl der Kunden leicht auf 50,5 Millionen gesunken.

Dieser Artikel erschien zuerst im Handelsblatt.

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