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Ein Fahrzeug von Uber in Berlin: Es werden immer mehr, aber noch gibt es mehr klassische Taxis.

© Imago/Stefan Zeitz

Berlins Taxifahrer protestieren gegen „Fahrgastklau“: Und Uber kommt nun auch per Vorbestellung

Seit Jahren ist die Stimmung zwischen traditioneller Taxibranche und den Mietwagenfirmen schlecht. Uber kündigte jetzt einen neuen Service an – und die Taxi-Innung eine Reihe von Protestaktionen.

Uber hat angekündigt, dass Fahrten in Berlin künftig vorbestellt werden können. Diesen Service gab es bislang nur bei traditionellen Taxis. Noch am selben Tag kündigte das Taxigewerbe für Donnerstag dieser Woche eine neue Protestaktion gegen Uber & Co an. Mehrere Taxiverbände wollen am Abend vor dem Flughafen BER „gegen den Fahrgastklau“ demonstrieren, teilte die Innung mit.

„Das illegale und aggressive Abwerben von Fahrgästen, die eigentlich Taxi fahren würden, durch Privatpersonen und vor allem Mietwagenfahrer hat am Flughafen BER die Grenze des Erträglichen weit überschreiten“, heißt es in einer Mitteilung der Innung. Das Taxigewerbe ist durch den Boom neuer Mobilitätsdienstleister wie Uber in den vergangenen Jahren stark in Bedrängnis geraten – und verliert nun noch ein Alleinstellungsmerkmal.

Mit Vorbestellung geht man mit einem besseren Gefühl schlafen.

Christoph Weigler, Chef von Uber Deutschland

Ab sofort kann ein Uber-Wagen bis zu 30 Tage im Voraus gebucht werden, per App. „Wenn man früh morgens seinen Flug oder die Bahn erwischen muss, dann geht man mit einem besseren Gefühl schlafen, wenn man weiß, dass die Fahrt am nächsten Morgen bereits fest reserviert ist“, pries der Chef von Uber Deutschland, Christoph Weigler, den neuen Service „Reserve“ an.

Bisher nur Konkurrenz bei spontanen Fahrten

Dieser ist zunächst für die Vermittlungsoption „UberX“ in Berlin, Frankfurt am Main und München verfügbar. Weitere Städte sollen folgen, teilte Uber mit. Die Mindestdauer zwischen Bestellung und Fahrt liegt bei 30 Minuten, der Mindestpreis bei einer Vorbestellung liegt bei 20 Euro. Bislang machten Mietwagen den Taxis nur bei den Spontanfahrten Konkurrenz.

Doch viele Fahrten lassen sich im Voraus planen. Wer morgens in aller Frühe einen Zug oder einen Flieger erreichen musste oder abends ins Theater, der bestellte ein Taxi telefonisch vor. Nun geht das mit ein paar Klicks am Smartphone. Hayrettin Şimşek, 2. Vorsitzender der Taxi-Innung bleibt aber gelassen. Er wundert sich eher, dass die Konkurrenz erst jetzt auf die Idee gekommen ist.

Mehr Probleme machen ihm die schwarzen Schafe in der Mietwagenbranche. Şimşek forderte die Behörden endlich zu mehr Kontrollen auf, am Flughafen und auch in der Stadt. So missachteten viele Privatfahrer die Vorschrift, dass ein Mietwagen nach der Fahrt zum Firmensitz zurückmüsse und dort auf die nächste Fahrt warten müsse. Uber selbst betreibt keine Fahrzeuge, sondern vermittelt die Fahrten gegen Provision an Dienstleister wie „Safedriver“.

Mehr Mietwagen, weniger Taxis

In den letzten Jahren steigt die Zahl der registrierten Mietwagen immer weiter an, die Zahl der Taxis sinkt immer weiter. Nach Angaben des Landes Berlin gab es im Januar dieses Jahres 4441 Mietwagen und 5375 Taxis. Vor einem Jahr sahen die Zahlen so aus: 4252 Mietwagen und 5905 Taxis. Şimşek schätzt, dass es in Berlin weitere 4000 Autos illegal als Mietwagen unterwegs sind. Der US-Konzern dagegen versichert schriftlich: „Uber kooperiert ausschließlich mit lokalen, lizenzierten Mietwagenunternehmen.“

Der Protest am Flughafen BER werde nur der Anfang sein, sagte Şimşek dem Tagesspiegel. Geplant seien Proteste vor dem Sitz des für den Flughafen zuständigen Landrats Stephan Loge aus Dahme-Spreewald und vor dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO), das für die Berliner Taxis zuständig ist. „Die Behörden machen nichts“, heißt es bei der Innung, wohl aus Personalmangel. Auch die Flughafengesellschaft kümmere sich nicht um die Einhaltung der Regeln, wer am Airport Gäste aufnehmen darf, so die Innung.

4,90
Euro Grundpreis zahlen Kunden traditioneller Taxis - zusätzlich zum Kilometerpreis.

Im Dezember hatte das Land Berlin nach langer Pause im Dezember die Tarife angehoben und damit der Branche geholfen. Der Grundpreis erhöhte von 3,90 Euro auf 4,30 Euro. Der Kilometerpreis stieg von 2,30 Euro für die ersten sieben Kilometer auf 2,80 beziehungsweise 2,60 Euro. Längere Fahrten kosten nun statt 1,65 Euro 2,10 Euro pro Kilometer. Dies hatte der Senat im November beschlossen. „Zum Glück“, sagt der Vizechef der Innung, seien die Fahrgäste uns treu geblieben. Nach seiner Einschätzung bevorzugen viele Kunden die fixen Tarife. Bei Uber & Co dagegen schwanken diese nach seinen Angaben je nach Auslastung und Uhrzeit erheblich.

Auch der Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen, Michael Oppermann, glaubt, dass langfristig die Taxiunternehmen wieder die Oberhand über den Shuttle-Betrieb gewinnen: „In den nächsten Jahren wird man sich nach der Experimentierphase mehr und mehr fragen, wie man die Personenbeförderung möglichst wirtschaftlich betreibt“, sagte Oppermann am Montag dem Tagesspiegel-Newsletter „Background Verkehr“.

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