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Den meisten Patienten ist es egal, wie viel Geld der Arzt mit ihnen verdient.

© dpa/Uncredited

Streit um Berliner Ärzte-Honorare: Krankenkassen lehnen deutliche Anhebung ab

Obwohl die Verhandlungen über die Honorare der Praxisärzte erst im August beginnen, beharken sich beide Seiten schon jetzt mit Vorwürfen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin befürchtet Einschränkungen für die Patienten.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat am Dienstag von den Krankenkassen gefordert, die Honorare der Praxisärzt:innen deutlich anzuheben. Die Verhandlungen darüber starten im August. Dann müssen sich der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf Bundesebene über die Honorarhöhe der niedergelassenen Ärzt:innen für 2024 einig werden.

Die Honorare entscheiden maßgeblich darüber, wie viel Geld die Praxen einnehmen. Schon vor dem Start der Verhandlungen warf die KV Berlin den Krankenkassen eine „realitätsfremde Blockadehaltung“ vor. Diese wollten eine „Nullrunde“ durchsetzen und das Honorarniveau für 2024 einfrieren, erklärte die KV.

„Ohne einen angemessenen Ausgleich der Kostensteigerungen wird es in den Berliner Praxen zwangsläufig zu weiteren Leistungseinschränkungen kommen“, hieß es von der KV Berlin. Die Krankenkassen gefährdeten „die ambulante Versorgung ihrer eigenen Versicherten“. Aus Sicht der KV seien die Ärzt:innen gezwungen, an den Löhnen ihres Praxispersonals zu sparen. Dieses wandere in der Folge in andere Bereiche ab.

Dass irgendjemand für die anstehende Honorarverhandlung eine Nullrunde fordert, wäre mir neu.

Sprecher des Verbandes der Gesetzlichen Krankenkassen

Ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands entgegnete auf die Äußerungen, dass die Honorare der Praxisärzt:innen zwischen 2010 und 2020 um durchschnittlich 3,4 Prozent pro Jahr gestiegen seien. Den Vorwurf einer Blockadehaltung wies er zurück: „Dass irgendjemand für die anstehende Honorarverhandlung eine Nullrunde fordert, wäre mir neu.“

Niedergelassene Ärzt:innen erhielten im Durchschnitt rund 215.000 Euro Reinertrag aus ihren Praxen, sagte der Sprecher. Der Reinertrag ist der Betrag, der nach Abzug aller Praxiskosten übrig bleibt. „Das macht Alarmrufe einer Gruppe, die nach wie vor zu den Spitzenverdienern gehört, noch weniger nachvollziehbar.“

210.000
Euro „Reinertrag“ verdienen Arztpraxen laut Krankenkassen-Verband im Durchschnitt.

Weil die Honorare in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen seien, „ist davon auszugehen, dass auch dieser Reinertrag, und damit das Einkommen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, heute noch einmal deutlich darüber liegt“, sagte der Sprecher.

Aufgrund der solidarischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung forderte der GKV-Spitzenverband den Verhandlungspartner zur Mäßigung auf: Die Versicherten gingen „zum überwiegenden Teil nicht mit sechsstelligen Summen jährlich nach Hause“.

Das Gesetz sieht vor, dass die Krankenkassen mehr Geld für ärztliche Leistungen zur Verfügung stellen müssen, wenn die Praxiskosten steigen oder sich der Behandlungsbedarf der Bevölkerung erhöht. Die Ergebnisse auf Bundesebene bilden die Grundlage für die Verhandlungen zwischen den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und den regionalen Krankenkassen. Erst dann sitzt die KV Berlin mit am Verhandlungstisch.

Die KV Berlin ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie vertritt alle rund 9000 Berliner Praxisärzte, die gesetzlich Versicherte behandeln, und verwaltet die Honorare der Krankenkassen.

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