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© Julia Perkuhn

John Moods im Zenner: Im Dienste der geheimnisvollen Intelligenz

Der Songwriter John Moods stellt im „Zenner“ sein neues Album „The Great Design“ vor. Und unterstreicht dabei seinen Ruf als Berlins bezauberndstes Popwunderkind.

Wenn ein Künstler bei seinem eigenen Konzert im Vorprogramm erscheint, ist das im besten Falle ungewöhnlich, meist aber schlicht prätentiös. Doch John Moods lässt man es nicht nur durchgehen, dass er vor dem eigentlichen Auftritt im Ballsaal des Zenner in Alttreptow am Mittwochabend mit seinem Akustiktrio spielt. Sondern sogar, dass er den Abend solo eröffnet. Zu musikalisch vielseitig ist der 37-jährige deutsch-polnische Sänger, als dass man auch nur einen Takt missen möchte.

Schließlich betritt die fünfköpfige Band zu den Sinfonien aus „Herr der Ringe“ die Bühne. Und wie ihm der Luftstrom des Ventilators die Haare davonträgt, umweht Moods sogleich eine Aura der Hobbithaftigkeit. Nein, prätentiös ist wahrlich nichts an ihm. Dafür ist sein Lächeln zu sanft, sein Humor zu schrullig - und seine Musik viel zu gut.

Klangwelten der 80er-Jahre

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist er Sänger der Berliner Indieband Fenster. Parallel dazu veröffentlicht Moods nun sein mittlerweile drittes Soloalbum. Der Titel „The Great Design“ (Mansions & Millions) beziehe sich auf das Staunen und die Verwunderung, die man angesichts der geheimnisvollen Intelligenz und des Designs des Lebens empfinden könne, erklärt er.

Staunen und bewundern kann man an diesem Abend dessen Liveumsetzung zwischen den von Kerzenlicht ausgeleuchteten, neoklassizistischen Säulen des Ballsaals. Spirituellen Outsider-Pop mit unwiderstehlichen Synthie-Linien, funkigen Gitarrenlicks und psychedelischen Querflöten. Darüber Moods flehende Falsettstimme.

Umschmeichelnde Klangwelten der 80er-Jahre zwischen Yacht Rock und Soft Pop. Es sei „das Jahrzehnt, in das ich hineingeboren wurde und dessen farbenfrohe Klänge und Ästhetik ich einfach liebe“, sagt Moods. Hier borgt er das Gespür für Groove und Melodie. Und den Sinn für Fantasie.

Nach einer Stunde fliegt die Sicherung raus. Ein Sensenmann erscheint im Kerzenschein auf der Bühne, fordert den Sänger zum Tischtennis-Duell mit Handspiegeln heraus. John Moods verliert, bricht zusammen, die Band trägt ihn von der Bühne. In ein weißes Totenhemd gehüllt tritt er die Zugabe an. Er ist wieder auferstanden, der Heiland der Berliner Popszene. Danke, geheimnisvolle Intelligenz.

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