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Solist Claudio Bohórquez und Orchesterleiter Peter Sommerer am Mittwoch im Konzerthaus.

© Uwe Hauth

Konzert der Jungen Philharmonie Brandenburg: Wo die heiteren Hörner rufen

Besuch vom Nachbarn: Brandenburgs Jugendsinfonieorchester kommt mit Haydn und Bruckner für sein Neujahrskonzert ins Berliner Konzerthaus.

Noch vor dem Eintritt ins Konzerthaus ist nicht zu übersehen, wie unendlich wichtig Orchesterprojekte wie die Junge Philharmonie Brandenburg sind: Schluss mit Silbersee, das Publikum ist jung und noch jünger, es sind ja nicht nur die Musikerinnen und Musiker auf dem Podium gekommen, sondern auch ihre Familien, Verwandten, Geschwister, Freunde, Freundinnen. Wenigstens sie, denkt man, ein natürlich nur kleiner Ausschnitt der Gesellschaft, erfahren so Zugang zur klassischen Musik – zu einem Schatz, mit dem sich so viele Jugendliche schwertun, weil man etwas investieren, sich für Aufbau und Struktur interessieren muss. 

Tempo und Esprit

Mit diesem Neujahrskonzert feiert Brandenburgs Landesjugendsinfonieorchester auch sein 30-jähriges Bestehen. Claudio Bohórquez, Professor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, war schon beim 15-jährigen dabei, jetzt ist er Solist in Haydns Cellokonzert C-Dur – und sorgt vor allem in den ersten beiden Sätzen für ordentliches Tempo und Esprit.

Musikkritik muss sich bei Jugendorchestern gut überlegen, was sie schreibt. Soll man erwähnen, dass es den 13- bis 25-Jährigen streckenweise noch an Ausdruck und Zugkraft mangelt, dass manches etwas behäbig klingt? Dann doch lieber das Positive betonen: Der Klang des von Peter Sommerer umsichtig geleiteten Ensembles ist wunderschön rein und homogen, die Technik bemerkenswert ausgefeilt.  

Dass ein Jugendorchester sich selbst Anton Bruckner zum Jubiläum wünscht, ist ziemlich großartig. Von allen seinen Symphonien ist die Vierte wohl diejenige, die am ehesten konkrete Assoziationen und Natur- und Stimmungsbilder, eben ein Programm zulässt. Was zugleich ihre Rezeption immer verstellt hat, ist es doch die „instrumentale Realität“ (Bernhard Rzehulka) selbst, die die Entwicklung aus sich heraus antreibt.

Der berühmte, markante Quintruf des Horns gleich zu Beginn jedenfalls biegt, nach anfänglichem Mini-Kiekser, sofort auf eine klare, herrliche Bahn ein, überhaupt liefert das Blech an diesem Abend, allen voran ebendie diese Symphonie prägenden Hörner, eine eigentlich durchweg tolle Leistung.  

Gespielt wird die zweite Fassung der Symphonie von 1878/1880 mit dem komplett neuen Scherzo. Im Finalsatz dann inszeniert Bruckner den Gegensatz von massiven Klangballungen und einem Aushauchen der Musik ins Pianissimo. In der Ekstase lässt sich das Orchester doch sehr stark mitreißen, da wird vieles zu schnell zu laut – die Kunst, Bruckner zu spielen, liegt auch in der Begrenzung, der Zügelung, was natürlich die Aufgabe von Dirigent Peter Sommerer wäre. Aber davon abgesehen ist es ein beglückender, hoffnungsvoll stimmender Abend, denn die Basis ist stark und stimmt. Und der Jubel von Freunden und Familie im Publikum frenetisch. 

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