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Die Xantener Straße in Wilmersdorf dient vielen Autofahrern als Schleichweg neben dem Ku’damm.

© Cay Dobberke

Berliner Verkehr: Warum die Realisierung einer Fahrradstraße in Wilmersdorf so lange dauert

In der Xantener Straße solle künftig der Radverkehr Vorrang haben, gab das Bezirksamt vor fast eineinhalb Jahren bekannt. Aber die Entscheidung der Senatsverkehrsverwaltung steht noch aus.

Seit vielen Jahren beschweren sich Anwohnende der Xantener Straße in Wilmersdorf über starken Verkehr und rasende Autos. Im Mai 2022 kündigte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Verkehrsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) die Umwandlung in eine Fahrradstraße an. Ob und wann dies geschieht, ist aber noch immer fraglich.

Die Straße verläuft als Tempo-30-Zone parallel zum Kurfürstendamm zwischen dem Olivaer Platz / Ecke Konstanzer Straße und der Brandenburgischen Straße. Viele Auto- oder Motorradfahrende nutzen sie als Ausweichstrecke, um dem manchmal stockenden Verkehr auf dem Ku’damm zu entgehen. Bereits im August 2020 stimmte die BVV mehrheitlich dafür, Geschwindigkeitsüberschreitungen und die Durchfahrt zu „unterbinden“. Unter anderem wurde eine Einbahnstraßenregelung angeregt.

Schruoffeneger widersprach damals: In Einbahnstraßen werde das Tempo „eher beschleunigt“, weil wegen des fehlenden Gegenverkehrs „mehr Platz zur Verfügung steht“ und „psychologisch“ der Eindruck einer breiteren Fahrbahn entstehe. Dagegen könne eine Fahrradstraße das Tempo verringern und gleichzeitig den Radverkehr fördern. Motorisierter Verkehr wäre nur noch Anwohnenden und im Lieferverkehr erlaubt.

Der Bezirk könnte die Fahrradstraße selbst realisieren – müsste dann aber alle Kosten tragen

Der Anwohner Sebastian Vieregg schrieb dem Tagesspiegel jetzt, leider gebe es anscheinend „keine Ambitionen beziehungsweise Ansätze, diese Wandlung auch tatsächlich vorzunehmen“. Während Schruoffeneger behaupte, die Senatsverkehrsverwaltung müsse die Xantener Straße zuerst als Vorrangroute in das Berliner Radverkehrsnetz aufnehmen, habe er aus der Senatsbehörde erfahren, dass der Bezirk die Fahrradstraße selbst anordnen dürfe.

Auf Nachfrage bestätigten dies uns nun auch eine Sprecherin der Senatsverwaltung und Schruoffeneger. Der Stadtrat nennt aber ein Gegenargument: Würde das Bezirksamt alleine tätig, müsse es alle Kosten für neue Ampelschaltungen, Schilder und Markierungen selbst tragen. „Und das können wir nicht.“ Die Aufnahme in das Radverkehrsnetz habe man vor etwas mehr als einem Jahr bei der Senatsverwaltung beantragt.

Deren Sprecherin Constanze Siedenburg antwortete auf Fragen des Tagesspiegels, man prüfe Anträge aus mehreren Bezirken für einzelne Straßen zurzeit „auf Grundlage der angewandten Methodik des Radverkehrsnetzes“. Voraussichtlich zum Ende dieses Jahres werde es die Grundlagen für Entscheidungen geben.

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