zum Hauptinhalt
Mitglieder der jüdischen Familie Grünfeld kamen zur Umbenennung des Joachimsthaler Platzes in Grünfeld-Ecke nach Berlin.

© Cay Dobberke

Update

Erinnerung an jüdische Berliner Kaufleute: Der Joachimsthaler Platz am Kurfürstendamm heißt jetzt Grünfeld-Ecke

Eine große Rolle im deutschen Einzelhandel spielte die jüdische Familie Grünfeld – bis die Nazis die Textilfirma „arisierten“. Zum Gedenken setzt Charlottenburg-Wilmersdorf ein Zeichen.

| Update:

Der Joachimsthaler Platz am Kurfürstendamm – bekannt durch die denkmalgeschützte alte Verkehrskanzel – trägt seit Mittwoch den Namen „Grünfeld-Ecke“ . Für den Festakt zur Umbenennung waren eine Enkelin des Kaufmanns Heinrich Grünfeld und andere Mitglieder der jüdischen Familie aus verschiedenen Ländern angereist.

An das jüdische Leben in Berlin erinnerten der Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtrat Oliver Schruoffenger (Grüne) und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe. Beide wiesen außerdem darauf hin, dass sich wegen des Kriegs in Israel und Gaza viele Juden auch nicht mehr sicher in Berlin fühlen.

Die Firma Grünfeld galt als Pionier im Versandhandel und handelte sehr erfolgreich mit Leinen. 1926 eröffnete sie ein Kaufhaus auf dem Platz zwischen dem Ku’damm und der Joachimsthaler Straße. Im Volksmund führte dies zum Namen „Grünfeld-Ecke“.

Die historische Verkehrskanzel ist der bekannteste Teil des Stadtplatzes zwischen dem Kurfürstendamm und der Joachimsthaler Straße.

© Cay Dobberke

1919 war Heinrich Grünfeld der Gründungspräsident der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels. Mit dem Beginn der Nazizeit wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft stark angefeindet, 1933 gab er die Leitung des Verbands auf.

Das NS-Regime ließ das Textilunternehmen 1938 durch die Firma Max Kühl „arisieren“. 1939 emigrierte die Familie Grünfeld nach Palästina. Diese Geschichte hat der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, erforscht. Er regte auch die Umbenennung des Platzes an.

Postadressen müssen nicht geändert werden. Alle Läden und Büros firmieren an der Joachimsthaler Straße oder am Ku’damm. Bisher wies nicht einmal ein Straßenschild auf den Platz hin. Die Joachimsthaler Straße behält ihren Namen. So bleibt die Erinnerung an das einstige Joachimsthalsche Gymnasium in der heutigen Bundesallee und die brandenburgische Kleinstadt Joachimsthal gewahrt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false