zum Hauptinhalt

© Sigrid Kneist

Gefährliche Straße in Berlins Südwesten: Initiativen fordern eine Umgestaltung der Bundesallee

Einst prachtvolle Magistrale, ist die Bundesallee zu einer Durchgangsstraße heruntergekommen – mit zahlreichen Gefahrenstellen für Fußgänger und Radfahrer. Das soll sich ändern.

Die Bundesallee – zuerst Kaiserstraße genannt, später in Kaiserallee umbenannt – war in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Mittelachse einer bedeutenden städtebaulichen Straßenstruktur, der Carstenn-Figur, angelegt worden. Die Allee war eine prachtvolle Magistrale mit Baumreihen, mit Vorgärten, mit repräsentativen Plätzen. Davon ist so gut wie nichts mehr zu sehen.

Die Zerstörungen des Kriegs und die Planungen für die autogerechte Stadt den 1950er Jahren haben sie zu einer Durchgangsstraße gemacht, die vor allem auf den Autoverkehr zugeschnitten ist. Besonders deutlich ist dies auch an den zwei Tunneln für den Autoverkehr zu erkennen wie auch an einem deutlich überdimensionierten, über die gesamte östliche Fahrspur führenden Metallträger für das Hinweisschild zur A 100.

In den fünfziger Jahren fuhren sogar noch Straßenbahnen.

© Verlag Friedenauer Brücke

Für Fußgänger und Radfahrer bietet die Straße erhebliches Gefahrenpotenzial. Seit Jahren beschäftigen sich entlang der Bundesallee in Tempelhof-Schöneberg und in Charlottenburg-Wilmersdorf fünf Initiativen damit, wie man die Verkehrsgestaltung radikal ändern kann. Sie haben sich zum Netzwerk „Menschengerechte Stadt“ zusammengeschlossen.

Eine Inititiative wünscht sich mehr Aufenthaltsqualität für den Friedrich-Wilhelm-Platz

Für den Friedrich-Wilhelm-Platz fordert beispielsweise die dortige Initiative, den Platz völlig neu zu gestalten, um so mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die Vorstellungen gehen weit über das hinaus, was bisher von Bezirk und Senat dort geplant wurde. Die Initiative möchte beispielsweise auch, dass die westlich an den Platz angrenzende Straße „Friedrich-Wilhelm-Platz“ entwidmet, vom Autoverkehr befreit, entsiegelt und begrünt als Freifläche dem Platz zugeschlagen wird. Und wie Bernhard Kessel von der Initiative Friedrich-Wilhelm-Platz sagt, soll das Areal dann auch als Grünanlage gelten.

Derzeit sind die Abschnitte mit Bepflanzung nach Kessels Angaben nur als Straßenbegleitgrün ausgewiesen. Ein entsprechender Einwohnerantrag wird vorbereitet, für den jetzt die Unterschriften gesammelt werden. Kommen 1000 gültige Unterschriften zusammen, muss sich die Bezirksverordnetenversammlung mit dem Antrag beschäftigen.

16
Prozent des öffentlichen Straßenlandes stehen Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung

Die Planungen für den Friedrich-Wilhelm-Platz stagnieren seit langem. In einer Antwort auf eine Große Anfrage der SPD sagte Stadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) im Dezember, dass man in guten Gesprächen mit dem Senat über eine Finanzierung für eine Aufwertung des Platzes sei. Die Maßnahme werde als Investitionsvorhaben des Bezirks durch den Fachbereich Grünflächen angemeldet. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung habe „in 2022 die Absicht geäußert, den Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit Planungsmitteln innerhalb des Plätzeprogramms zu unterstützen“, sagte Ellenbeck. Für bisherige Planungen und Gutachten wurden ihren Angaben zufolge bisher rund 60.000 Euro ausgegeben.

Bernhard Kessel von der Initiative Friedrich-Wilhelm-Platz zeigt, wie es dort einst mal ausgesehen hat oder wieder aussehen könnte.

© Sigrid Kneist

Die Friedrich-Wilhelm-Platz-Initiative stellte ihr Konzept für einen Einwohnerantrag bei einer Begehung der Bundesallee zwischen diesem Platz und dem Bundesplatz in der vergangenen Woche vor. Zu diesem Termin hatte sie gemeinsam mit den anderen Initiativen eingeladen, um auf konfliktträchtige Verkehrssituationen aufmerksam zu machen. Nur 16 Prozent des öffentlichen Straßenlandes stünden für Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung. Mitglieder der Initiativen machten auf Stellen aufmerksam, wo Ampelanlagen für die Fußgänger fehlten, wo es gefährliche Abbiegesituationen durch Autos gibt.

Der Parkplatz unter der Brücke am S- und U-Bahnhof gilt als Angstraum

Ein Angstraum sei vor allem in der Dunkelheit der Parkplatz unter der Brücke am S- und U-Bahnhof. Die engagierten Einwohner zeigten auch die Gefahrenstellen auf den Bürgersteigen mit Radwegen: Diese seien vielfach viel zu eng, sodass es zwangsläufig zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern komme. Beispielsweise bleibt den Fußgängern südlich der Sieglindestraße nur ein 1,20 Meter breiter Streifen als Gehweg. Kitagruppen, die mit einem Bollerwagen unterwegs sind, haben da kaum eine Chance.

Hier die aktuellen Themen aus dem Bezirksnewsletter für Tempelhof-Schöneberg

Auf 270.000 Abos kommen unsere Bezirksnewsletter schon beim Tagesspiegel. Und wir freuen uns auch auf Sie! In den Bezirksnewslettern finden Sie exklusive Nachrichten, Kiezdebatten, viele Termine, Links und Tipps - immer Bezirk für Bezirk, einmal pro Woche. Die Tagesspiegel-Bezirksnewsletter gibt es unter kostenlos: tagesspiegel.de/bezirke. Hier weitere Themen, die Sie im aktuellen Newsletter für Tempelhof-Schöneberg lesen können.

  • Verfolgung, Flucht und Überleben: Eine szenische Lesung der Nachfahren
  • Lange Leitung: Die Großbaustelle Tempelhofer Damm soll erst 2024 kommen
  • 500 Poller und 500 Leitboys: Auf dem Mariendorfer Damm begannen die Bauarbeiten für geschützte Radspuren
  • 10.000 Euro Förderung: Schule am Berlinickeplatz erhält Gelder für einen Schulhackathon
  • 100 Gesichter einer Straße: Ausstellung in der Volkshochschule zu sehen
  • Projekt braucht neue Förderung: Unterricht für ukrainische Kinder und Jugendliche

Sie können den Bezirksnewsletter, wie alles anderen Newsletter des Tagesspiegels auch, kostenlos abonnieren unter tagesspiegel.de/bezirke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false