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Für die Musik: Gabriele Bühler, Mattias Richter, Angelika Hiller und Blandina Ledenig (v. l.)

© Gerd Nowakowski

Klang der Freude in Berlin-Mitte: Ehrenamtliches Team am Konzerthaus sucht Verstärkung

Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt sind die Ehrenamtlichen unverzichtbarer Teil des täglichen Musikbetriebs. Vor zehn Jahren startete das Ehrenamts-Programm als deutschlandweites Pilotprojekt.

„Die Liebe zur Musik und zum Haus“, sagt Angelika Hiller, das sei allen Ehrenamtlichen gemein. Seit dem Ende ihres Berufslebens 2018 ist die großgewachsene Frau im Konzerthaus engagiert. Doch die Verbindung zum historischen Bauwerk am Gendarmenmarkt ist viel älter. Als „Kind des Ostens“, wie Angelika Hiller erzählt, hat sie den Wiederaufbau des ehemaligen Schauspielhauses in den achtziger Jahren erlebt.

Ihr emotionalstes Erlebnis war am 25. Dezember 1989 das legendäre Konzert von Leonard Bernstein, der sechs Wochen nach dem Mauerfall im Konzerthaus Beethovens 9. Sinfonie spielte – mit der von Bernstein veränderten Zeile „An die Freude“ in „An die Freiheit“ - und Hiller als Kabelträgerin einer befreundeten Kamerafrau hautnah dabei sein konnte.

Heute hat Hiller die meiste Freude an den Kindern, die im Rahmen des pädagogischen Programms eine Generalprobe besuchen. „So viel Vorfreude und Dankbarkeit“ spürt sie dabei. Für viele Kinder sei schon der Besuch des Hauses und die Vorführung der Instrumente ein großes Erlebnis, erst recht die Musik im großen Saal. Wenn dann noch der Dirigent sich die Zeit nimmt, mit den Kindern zu sprechen, dann seien sie glücklich. „Das gibt einem ganz viel Gutes“, schwärmt Hiller.

50
Berliner:innen engagieren sich im Ehrenamts-Programm

Rund 50 Berliner:innen engagieren sich in dem 2003 von der Koordinatorin Gabriele Bühler initiierten Ehrenamts-Programm des Konzerthauses. Damals war die Idee ein deutschlandweites Pilotprojekt im Kulturbereich, das inzwischen von vielen anderen Häusern übernommen wurde – etwa von der Philharmonie.

Führungen, Besucher:innen betreuen, Programmablauf erläutern

Neben dem Programm für die Schulen, das Lust auf die Musik machen soll, übernehmen die Ehrenamtlichen auch die täglichen Führungen durch das vor gut 200 Jahren gebaute Haus.

Dabei werden die Besucher:innen durch die vier Spielstätten geführt. Sie standen auch als kompetente Ansprechpartner:innen in der digitalen Ausstellung bereit. Die Ausstellung, zu der täglich zwischen drei und 400 Besucher:innen kamen, ist derzeit wegen der derzeitigen energetischen Sanierung der Außenwände des Konzerthauses und der Baumaßnahmen auf dem Gendarmenmarkt geschlossen.

Und natürlich sind immer vier ehrenamtlich Engagierte bei jeder Vorstellung dabei, um Besucher:innen zu betreuen. Zu erkennen sind sie an den schwarzen Westen und einem violetten Schal. Auskunft geben, das Haus erklären, den Programmablauf erläutern und helfen auf jedwede Weise – so sehen sich die Ehrenamtlichen.

Besonders engagiert sind die Ehrenamtlichen bei der „Kinderklassikgala“, einer Sonderveranstaltung in der Adventszeit für Kinder aus sozial-schwachen Milieus, die ohne die Engagierten überhaupt nicht machbar wären, wie Kommunikationschef Mattias Richter erzählt. Gleiches gelte auch für das „Publikumsorchester“, das bei den regelmäßigen Proben und Auftritten der nicht-professionellen Musiker:innen tatkräftige Unterstützung von den ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen erhält.

Blandina Ledenig, die jede Woche Führungen macht, hat einen ganz besonderen Anspruch. Es macht ihr nicht nur viel Spaß, „unser wunderschönes Haus zu zeigen“. Sie kennt die Menschen und die kleinen und großen Geschichten über das Haus und die Dirigenten und Musiker. Wenn Menschen kommen, die mürrisch sind, dann sei das eine Herausforderung für sie, erzählt Ledenig. „Die lachen alle, wenn sie wieder rausgehen“, sagt die charmante Frau. Für sie ist es eine Freude, so viele unterschiedliche Menschen kennenzulernen und mit denen ins Gespräch zu kommen.

Auch die Ehrenamtlichen treffen sich regelmäßig. Wie Mitte Januar, als sie im wunderbar gestalteten „Musikclub“ des Hauses, wo auch regelmäßig kleine Konzerte stattfinden, von der Leitung des Konzerthauses über die Planung für das noch junge Jahr informiert wurden. Da gibt es viel Aufbruch.

Rund 30 Engagierte, die meisten zwischen 50 und 60 Jahre alt, erfuhren, wie der Wechsel des bisherigen Chef-Dirigenten Christoph Eschenbach zur neuen Orchester-Chefin Johanna Mallwitz vorbereitet wird. Mit dabei waren auch acht neue Ehrenamtliche. Viel Wohlwollen gab es für die Pläne des Hauses, künftig „Baby-Konzerte“ zu veranstalten und einen Jugendbeitrat zu gründen, um die junge Generation für klassische Musik zu interessieren.

Wir verspüren alle ein „Zugehörigkeitsgefühl zum Orchester und den Beschäftigten“, erzählt Angelika Hiller. Man spürt es im Casino des Konzerthauses schon daran, wie sich die Ehrenamtlichen und die festen Beschäftigten begrüßen. „Wichtig ist uns, dass die Ehrenamtlichen keinem den Job wegnehmen“, sagt der Kommunikationschef Mattias Richter: „Unser Angebot ist zusätzlich.“ Das ist auch Blandina Ledenig wichtig: „Sonst würde ich das auch nicht machen.“


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  • Herz Jesu wärmt - Auszeichnung für die ehrenamtlichen Helfer:innen des Nachtcafés 
  • Menschen stärken Menschen: Mentor*innen für Bundesprogramm gesucht
  • Kino, Theater, Konzert oder Museum - die Kulturbegleitungen der Malteser 
  • Fördermittel für ehrenamtliche Projekte in allen Berliner Bezirken
  • Netzwerk der Wärme - Betroffene tun sich schwer mit den Anträgen

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