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Ein obdachloser Mann schläft in Berlin am Bahnhof Zoologischer Garten. (Archivbild)

© Daniel Bockwoldt/dpa

Kostenloser Sonnenschutz: Pankower SPD und soziale Vereine werben um Bereitstellung für Bedürftige

Weil vor allem Wohnungslose gefährdet sind, wenn die Sommer immer heißer werden, suchen verschiedene Organisationen nach Möglichkeiten, sozial Schwache zu versorgen.

Kostenlose Sonnencreme? Auch wenn es beim derzeitigen Winterwetter unpassend erscheint – der nächste Sommer kommt bestimmt. Die SPD-Fraktion in Pankow hat deshalb die Bereitstellung kostenfreier Sonnencreme gefordert.

Begründet wird es damit, dass durch die immer heißer werdenden Sommer das Hautkrebsrisiko rapide steigt. Auch die steigenden Lebenskosten tragen dazu bei, dass sich nicht mehr alle Menschen diesen Schutz leisten können – vor allem auch wohnungslose Menschen.

In den Niederlanden haben Menschen an zahlreichen Orten Zugriff auf Sonnencreme

Die kostenfreie Bereitstellung ist neben dem Gesundheitsaspekt eine hoch sozial-politische Forderung, finden die Pankower Sozialdemokraten. Sie verweisen auf unser Nachbarland Niederlande, wo Menschen bereits an zahlreichen Orten Zugriff auf Sonnencreme haben, um sich zu schützen.

Das Bezirksamt soll deshalb prüfen, wie Sonnenschutzcreme in öffentlichen und landeseigenen Einrichtungen und Flächen, wie zum Beispiel in Verwaltungsgebäuden, Bibliotheken, Schulen, Parks und Schwimmbädern, kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann, heißt es in dem SPD-Antrag.

Obdachlose haben das Recht, auch tagsüber vor Wind, Sonne und Wetter geschützt zu sein

Dr. Christian Ceconi, Direktor der Berliner Stadtmission

Dass veränderte klimatische Bedingungen mit wochenlangen Sonnentagen ein soziales Problem sind, beschäftigt auch andere Organisationen. Wie können etwa Obdachlose besser vor der Strahlung geschützt werden? Dr. Christian Ceconi, der Direktor der Berliner Stadtmission, sagte kürzlich in einer Diskussion des „Berliner Ratschlags für Demokratie“, „Obdachlose haben das Recht, auch tagsüber vor Wind, Sonne und Wetter geschützt zu sein“. Er forderte deshalb mehr Tageseinrichtungen. „Dies ist besonders wichtig angesichts der Sommerhitze und der Klimakatastrophe“, so Ceconi.

Die Gründerin der Berliner Tafel, Sabine Werth, machte in der Debatte einen interessanten Vorschlag, wie wohnungslose und arme Menschen kostengünstig mit Sonnencreme versorgt werden könnten. Am Berliner Flughafen BER würden täglich bei der Sicherheitskontrolle Tuben mit Sonnenschutz-Mittel konfisziert, weil sie größer als die erlaubten 100 Milliliter sind. Bislang werden all diese beschlagnahmten Flaschen und Tuben vernichtet.

Beim Flughafen BER ist man skeptisch

Beim Flughafen BER, so dessen Sprecher Jan-Peter Haack, findet man das zwar eine „sympathische Idee“, ist aber zugleich skeptisch. Haack verweist auf die hoheitliche Zuständigkeit der Bundespolizei. Er vermutet außerdem, dass die Menge an beschlagnahmten Tuben „verschwindend gering“ ist; der organisatorische Aufwand für das Sammeln sich deshalb nicht lohne. Zudem sei die Frage, wie mit angebrochenen Flaschen umgegangen werde.

Jan-Peter Haack verweist auf effektivere Hilfen, etwa die von der Flughafengesellschaft unterstützte Aktion „Spende dein Pfand“. Durch die vor der Sicherheitskontrolle in besondere Behälter eingeworfenen Flaschen seien seit 2017 mehr als 700.000 Euro zugunsten der Berliner Tafel zusammengekommen. Außerdem sei es gelungen, durch diese Aktion auch Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. .

700 000
Euro an Spenden zugunsten der Berliner Tafel sind zusammengekommen.

Auch Jens Schobranski, Pressesprecher der Bundespolizei, die die Sicherheitskontrollen durchführt, hält eine solche Lösung für nicht realisierbar. Alle beschlagnahmten Flüssigkeiten werden komplett an den Entsorger übergeben, der sie dann vernichtet. Auch eine Statistik, wie viele Flaschen oder Tuben mit Sonnenschutzmitteln beschlagnahmt werden, gebe es nicht. Die Sonnenschutzmittel müssten außerdem extra sortiert werden, was Personal erfordere, gibt Schobranski zu bedenken. Denn bislang landen alle beschlagnahmten Flüssigkeiten in einer Abfalltonne.

Schade; eine gute Idee, die aber nicht funktioniert. Eines aber ist sicher: Bald ist wieder Frühling, und dann braucht es eine andere Lösung. Vielleicht spendet ja jemand eine andere gute Idee oder gleich auch Sonnenschutzmittel.


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