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Der Jugendclub Linse in Berlin-Lichtenberg.

© SozDia Stiftung

Protest gegen Clubschließung im Berliner Osten: Jugendliche wollen die Linse nicht aufgeben

Vor dem Bezirksparlament in Lichtenberg fordern junge Menschen den Erhalt des Jugendzentrums, das im Dezember 2023 geschlossen wurde. Die Suche nach Alternativen läuft.

Sie wollen die „Linse“ nicht aufgeben: Vergangene Woche haben junge Menschen vor der Max-Taut-Aula protestiert, wo zu diesem Zeitpunkt die Bezirksverordnetenversammlung tagte. Auf Transparenten forderten sie die Erhaltung des Jugendzentrums, das im Dezember 2023 geschlossen worden ist.

Die Forderungen der Linse-Freund:innen lauten: In der Zeit bis 2026 soll das Gebäude instandgesetzt werden – doch die Räume sollen, zumindest teilweise, auch in dieser Zeit weiter genutzt werden können.

Für die Zeit nach 2026, so der Wunsch der Unterstützer:innen, soll das Team des Jugendzentrums Potse das Gebäude auf dem Hof des Kinder- und Jugendtheaters an der Parkaue bespielen.

Wir brauchen nur das Zugeständnis, dass es politisch gewollt ist

Tobias Krüger, Vorstand bei LiBero

„Ab morgen könnten wir theoretisch wieder loslegen. Wir hätten auch Träger, die uns unterstützen würden“, sagt Tobias Krüger, Vorstand bei LiBero, einem Verein ehemaliger Jugendlicher aus der Linse. Was aus seiner Sicht noch fehle: „Wir brauchen nur das Zugeständnis, dass es politisch gewollt ist“, so Krüger. Die zuständige Stadträtin Camilla Schuler (Linke) sagte noch im Dezember, dass Alternativplätze gefunden werden sollen und deutete an, die Suche danach laufe sogar recht gut.

Die Linse ist seit vielen Jahren im Bezirk etabliert

Die Linse, ein Jugendclub und Kulturzentrum, gibt es bereits seit vielen Jahren im Bezirk. Ursprünglich ein besetztes, links-alternatives Zentrum, wurde es 2012 durch den kirchlichen Träger Sozialdiakonische Jugendarbeit e.v. (SozDia) übernommen. Im März 2023 teilte SozDia mit, dass der Jugendclub Ende des Jahres schließen soll. Als Grund für die Schließung gelten die Renovierungsmaßnahmen am Gebäude durch den Eigentümer.

Der Bezirk Lichtenberg sagt, eine Nutzung des Geländes sei bis spätestens 2026 aufgrund der Bauarbeiten nicht möglich. Bereits in den letzten Monaten wurde zu mehreren Kundgebungen und Demonstrationen für die Rettung der Linse aufgerufen

Für eine Weiterführung des Lichtenberger Jugendclubs steht bereits das selbstverwaltete Jugendzentrum Potse aus Tempelhof-Schöneberg in den Startlöchern. Die Potse wurde 2021 geräumt und fand später zunächst in der Zollgarage am Flughafen Tempelhof einen neuen Standort.

Dort darf das Jugendzentrum bis 2026 bleiben, ist aber nicht glücklich mit dem Standort. Unter anderem gibt es Lärmschutzprobleme. Daher ist die Potse nach wie vor auf der Suche nach einer passenden, neuen Adresse. 2021 wollte man schon einmal nach Lichtenberg ziehen, damals in den großen Saal des Proberaumareals „Rockhaus“.

2026
Bis dahin ist eine Nutzung laut Bezirk nicht möglich

Doch bis 2026 sind es noch drei lange Jahre – so lange möchte Krüger vom LiBero-Verein nicht warten: „Unser primäres Ziel ist es schon, die Linse in demselben Objekt weiterzubetreiben: Die Räumlichkeiten sind im Grunde schon hergerichtet, der Laden ist komplett ausgestattet. Es könnte buchstäblich ab morgen weitergehen“, sagt er. Aufgrund der anstehenden Baumaßnahmen soll das Gebäude in der Parkaue allerdings nicht nutzbar sein. Krüger hofft hier auf eine Übergangslösung – „auch, damit die Räumlichkeiten bis 2026 nicht verkommen“, sagt er.

Einen nahtlosen Übergang wird es jedenfalls nicht geben: Schon am Mittwoch (31.1.) muss der Verein LiBero das letzte Equipment aus der geschlossenen Linse abholen. Trotzdem, die Grundstimmung sei weiter optimistisch, sagt Krüger. „Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Bezirk“, sagt er.

Sie wollen mehr aus Lichtenberg lesen? In seinem aktuellen Bezirksnewsletter schreibt Dominik Lenze auch über diese Themen:

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  • SPD will jüdische Begegnungsstätte in Lichtenberg einrichten
  • Neue Pläne für Sporthotel Hohenschönhausen
  • TVO-Debatte im Bezirksparlament
  • 500 neue Wohnungen an Grenze zu Pankow geplant
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  • Ausstellungen zum Gedenken an die Opfer des NS
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  • Mehrsprachiger Leseabend für Kinder
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