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Die Fischtreppe im Schlosspark Schönhausen.

© Ulrike Scheffer

Protest gegen Rodungen in Berlin-Pankow : Amt will „Verwaldung“ des Schlossparks Schönhausen bremsen

Ein Bündnis aus Anwohnenden wendet sich gegen Baumfällungen und Abholzen von Sträuchern in dem unter Denkmalschutz stehenden Park und konnte nun einen Fällstop erwirken.

Von Christian Hönicke

Große Aufregung im Schlosspark Schönhausen: Seit vergangener Woche werden dort Bäume gefällt und Sträucher gerodet. „Es sind bereits mehrere Bäume mit einem Stammumfang von 80 Zentimetern und mehr gefällt worden“, berichtet Julia Dimitroff vom „Berliner Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung“.

Gemeinsam mit der Initiative „Grüner Kiez Pankow“ protestiert das Bündnis gegen die Maßnahmen: „Der Schlosspark steht unter Denkmalschutz“, so Dimitroff. „Wofür müssen gesunde Bäume gefällt werden?“ Dimitroff kritisiert, dass die ausführende Firma auf Nachfrage auch keine Fällgenehmigung vorweisen konnte. Sie vermutet, der Radikalschnitt könne mit dem Umbau des Sommerbads Pankow zum Multifunktionsbad zu tun haben.

Ist Ausbau des Sommerbads der eigentliche Grund?

Dem widerspricht das Pankower Bezirksamt. „Die Arbeiten haben nichts mit dem Ausbau des Freibads zu tun“, erklärt die zuständige Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) auf Nachfrage. An insgesamt 84 Bäumen würden „Schnittmaßnahmen“ ausgeführt. Dies diene der Verkehrssicherheit und der Pflege des Baumbestandes.

Die Fällungen erfolgen laut Anders-Granitzki aus folgenden Gründen: „Faulstellen und Pilze, Altersabgang, abgestorben und mechanische Versagenskriterien“. Außerdem werde „die Verwaldung in den Gehölzflächen gebremst und die überalterten vorhandenen Gehölze durch einen fachgerechten Rückschnitt verjüngt“. Dadurch werde der Neuaustrieb und auch die Blühfähigkeit gefördert. Heckenähnliche Gehölze direkt am Straßenrand „werden zurückgeschnitten“.

Wie viele Bäume tatsächlich gefällt werden, sagte die Stadträtin nicht. Der Schnitt erfolge jedoch „unter Beachtung der denkmal- und naturschutzrechtlichen Belange“. Ihr Straßen- und Grünflächenamt (SGA) sei der Einladung der Initiativen gefolgt und habe dabei am Montagmittag „offene Fragen beantwortet und Missverständnisse sowie Fehlannahmen ausgeräumt“. Auch eine Mitarbeiterin aus der Denkmalschutzbehörde sei dabei gewesen.

Dimitroff erklärte, nach dem Termin seien aber noch jede Menge Fragen offen: „Es gab eine ganze Menge widersprüchliche Aussagen.“ Ein Erfolg sei aber erreicht worden: „Es wurde vereinbart, dass die Arbeiten erst einmal ruhen.“ Das habe der anwesende Revierleiter des SGA zugesichert.

Keine Ersatzpflanzungen vorgesehen

Der ganze Vorgang berge „jede Menge Unklarheiten“, sagte Dimitroff. Sie bestritt etwa Anders-Granitzkis Aussage, wonach über die Fällungen per Aushang informiert worden sei: „Von diesen Aushängen haben wir nichts gesehen, und wir wohnen direkt vor Ort.“ In der bezirklichen Baumfällliste sei darüber ebenfalls nicht informiert werden: „Sie endet im Dezember 2022.“ Auch auf die Frage, ob externe Baumgutachter hinzugezogen worden seien, habe das SGA ausweichend geantwortet. Eine öffentliche Bekanntmachung über die Maßnahmen verschickte das Bezirksamt in der Tat erst am Montagnachmittag.

Klar sei lediglich, dass für die gefällten Bäume keine Ersatzpflanzungen vorgesehen seien, so Dimitroff. Das habe der SGA-Mitarbeiter eingeräumt. Laut SGA sollen „Fremdgehölze“ verschwinden, vorwiegend Robinien, die nicht in den Park gehörten.

Wie die Axt im Walde

Axel Lüssow, Naturschutz-Sprecher der Pankower Grünen-Fraktion über das Amt

„Wie die Axt im Walde“ verhalte sich das SGA, kritisierte Axel Lüssow, Naturschutz-Sprecher der Pankower Grünen-Fraktion. „Schon wieder werden etliche Bäume gefällt, ohne dass die Öffentlichkeit im Voraus informiert wird. Weniger transparent kann man gar nicht arbeiten.“ Er zweifelte die korrekte naturschutzrechtliche Prüfung des abzuholzenden Grüns an: „Bevor etwas abgeholzt oder radikal geschnitten wird, braucht es echte Fachleute, die Untersuchungen durchführen – und nicht nur Firmen, die mal eine Schulung besucht haben.“

Das SGA habe sich nun immerhin dazu bereit erklärt, den Initiativen Unterlagen zu den geplanten Schnittmaßnahmen zukommen zu lassen und ihnen die Begehung mit einem externen Experten zu ermöglichen, bevor die Sägen wieder angeworfen werden, sagte Dimitroff.

Anders-Granitzki bestätigte das auf Nachfrage: „Die Schnittmaßnahmen sind zunächst ausgesetzt.“ Die Stadträtin kündigt „zeitnah“ eine weiteren Begehung durch einen Baumkontrolleur an. Danach werde „in Kürze über das weitere Verfahren der Schnittmaßnahmen entschieden“.

Laut Dimitroff wurde konkret eine Schnittpause von zwei Wochen nach Eingang der Unterlagen aus dem SGA vereinbart. In dieser Zeit sollten die Anwohner eigene Experten beauftragen und eventuelle Bedenken vorbringen dürfen.

Dieser Text stammt aus dem Bezirksnewsletter für Pankow, der immer donnerstags erscheint. Wie alle anderen Newsletter aus den Bezirken können Sie ihn hier kostenlos abonnieren.

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