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Berlin: Bio ja – aber als Teewurst, bitte!

Wissenschaftlerin befragte Kunden über Naturkostläden in Berlin

Einst war Bio eine Geisteshaltung. Es ging um eine bessere Welt, Ökologie war Politik. Das hat sich gründlich geändert, sagt Martina Schäfer. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin an der TU Berlin, hat in einer dreijährigen Untersuchung 800 BioKäufer über ihr Einkaufsverhalten befragt – und folgendes herausbekommen: Berliner verfügen im Vergleich zu anderen Großstädtern über weniger Einkommen. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die sich trotzdem Bio leisten, besonders hoch. Zwar kaufen viele, die in der 70ern bei der Ökologie-Bewegung dabei waren, weiter Bio-Essen, aber sie sind als Kunden inzwischen in der Minderheit. Die Wissenschaftler unterscheiden noch zwei andere Bio-Käufer-Gruppen: Die „Fit-Food-Gourmets“ legen Wert auf gutes Essen, machen viel Sport und achten auf Fitness. Die „Feinschmecker“ suchen dagegen hochwertige Produkte, weil sie Wert auf gutes Essen legen.

Die Naturkostläden modernisierten sich in Berlin langsamer als in anderen Städten. Der typische Laden war klein und dunkel, doch die Jüngeren haben es gerne hell und mit gutem Service. „Der gesellschaftliche Wandel geht auch an den Bio-Läden nicht vorbei“, sagt Martina Schäfer. Bislang gibt es noch sehr wenige Bio-Käufer unter 25. Sie steigen meist erst um, wenn ein Kind geboren wird oder es gesundheitliche Probleme gibt. Martina Schäfer hält das für eine Marktlücke: „Geschäfte mit mehr Appeal für Jüngere könnten eine neue Käuferschicht finden.“ Bereits ergraute Kunden hat sich die Bio-Fleischerei „Feindura“ erschlossen: „Viele Ältere wollen sich ökologisch ernähren, aber vermissen Produkte wie Teewurst oder Bierschinken“, sagt Hartmut Becker. Bürgerliche Essgewohnheiten mit Bio zu kombinieren, kommt an. Innerhalb von vier Jahren eröffnete Feindura fünf Filialen. ses

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