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Bundestagspräsidentin im Berliner Botschafterclub: „Gleichstellung verschafft auch Männern mehr Freiräume und Möglichkeiten“

Im Ambassadors Club spricht Bärbel Bas über die Vorzüge der Gleichstellung – und ist überrascht vom großen Interesse des überwiegend männlichen Publikums.

| Update:

Im Salon 5th Avenue des Berliner Hotels Waldorf Astoria sitzen fast fünfmal so viele Männer wie Frauen, und das entgeht der Bundestagspräsidentin natürlich nicht.

Bärbel Bas ist am Mittwochvormittag gekommen, um hier vor der Botschaftervereinigung „Ambassadors Club“ über „Frauen in Politik und Diplomatie“ zu sprechen. Clubpräsidentin Mania Feilcke-Dierck freut sich über das überdurchschnittlich große Interesse an dem Thema Gleichstellung.

Wo Gleichstellung fehlt, leiden Frauen und Männer.

Bärbel Bas

Kenias Botschafter Thomas B. Amolo ernennt sich, um die Quote etwas zu verbessern, sogar scherzhaft zur „Frau ehrenhalber“, nachdem er sich, wie andere Kollegen aus Afrika und Südamerika, für eine inspirierende Rede bedankt hat.

„Gleichstellung verschafft auch Männern mehr Freiräume und Möglichkeiten.“ Mit diesem Statement beginnt die Bundestagspräsidentin ihren Impulsvortrag. Gleichstellung ermögliche es Gesellschaften, gerechter, friedlicher, gesünder, resilienter, wohlhabender und insgesamt stärker zu werden.

Vorkämpferinnen für die Gleichstellung. Die  Präsidentin des Deutschen Bundestags, Bärbel Bas, und die Präsidentin des Ambassadors Club, Mania Feilcke-Dierck.
Vorkämpferinnen für die Gleichstellung. Die Präsidentin des Deutschen Bundestags, Bärbel Bas, und die Präsidentin des Ambassadors Club, Mania Feilcke-Dierck.

© Sascha Funke

„Wo Gleichstellung fehlt, leiden Frauen und Männer“, sagt sie. Trotzdem geht es aus ihrer Sicht zu langsam voran, würde das Ziel der Gleichstellung beim jetzigen Tempo erst in etwa 130 Jahren erreicht.

30
Prozent der Parlamentarier in Sierra Leone sind weiblich.

Da protestiert der Botschafter von Sierra Leone, M’Baimba Lamin Baryoh, der überzeugt ist, dass es in seinem Land, überhaupt in Afrika, schneller gehen könne. Schon jetzt bestehe das Parlament zu 30 Prozent aus Frauen. Diese müssten auch keine Studiengebühren zahlen, und Schülerinnen könnten, wenn sie schwanger würden, bis kurz vor der Entbindung und auch danach wieder am Unterricht teilnehmen.

Perus Präsidentin interessiert sich sehr für Gleichstellung

Bildung der Mädchen, gerade auch politische Bildung, ist eines der Herzensthemen von Bärbel Bas. Interessiert nimmt sie zur Kenntnis, dass in anderen Ländern offenbar ein großes Interesse am gegenseitigen Austausch zum Thema Gleichstellung besteht.

So etwa in Peru, dessen Botschafter Augusto Arzubiaga Scheuch in Kürze den Besuch seiner Präsidentin erwartet. Die interessiere sich sehr für dieses Thema. Der Begriff „feministische Außenpolitik“ wirkt in diesem Kreis gar nicht so provozierend wie befürchtet.

Frauen bringen mehr Frieden in die Welt

Die Hoffnung, dass es weniger Kriege und Konflikte gäbe, wenn die Hälfte der Menschheit auch die Hälfte der Macht bekäme, klingt immer mal durch.

Kolumbiens Botschafterin Yadir Salazar-Mejia räumt zwar ein, dass es besonders auf kommunaler Ebene in ihrem Land noch längst keine Gleichstellung gebe, lobt aber die Wirtschaft, die viel cleverer sei und teils mehr Frauen in Aufsichtsräten zähle als manche europäischen Länder.

Frauenhass auf kommunaler Ebene

Kosovos Botschafter Faruk Ajeti erwähnt ebenfalls die kommunalen Probleme. Auf dieser Ebene gibt es auch in Deutschland noch viel zu tun. Das liegt aus der Sicht der Bundestagspräsidentin auch daran, dass Frauen auf kommunaler Ebene besonders oft mit Hassbotschaften und Frauenverachtung konfrontiert und ihre Adressen allgemein bekannt seien.

Nicaraguas Botschafterin Tatiana Daniela Garcia Silva zeigt sich stolz darauf, dass ihr Land in Lateinamerika bei diesem Thema einen Spitzenplatz belegt und regt ebenfalls mehr Austausch an, den es innerhalb der EU schon gibt. Die Botschafter aus dem Iran und Afghanistan stehen auch auf der Gästeliste.

Am Ende muss Bärbel Bas versprechen, bald wiederzukommen. Die Ernsthaftigkeit und Intensität der Diskussion hat sie offenbar selbst überrascht.

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