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Berlin: „Die sind alle neidisch auf das Fest“ Wie türkische Blätter übers Spektakel am Brandenburger Tor berichteten

Mehr als 100 000 Türken feierten das Fest „Türkgünü“ (Türkischer Tag) am Brandenburger Tor. Ein voller Erfolg, doch nach dem 22.

Mehr als 100 000 Türken feierten das Fest „Türkgünü“ (Türkischer Tag) am Brandenburger Tor. Ein voller Erfolg, doch nach dem 22. Mai geriet das Spektakel erst richtig in die Schlagzeilen. Denn zunächst hatte Dilek Kolat (SPD) eine Strafanzeige wegen Nötigung angekündigt. Hürriyet und Milliyet berichteten, dass die Abgeordnete im Zelt für VIP-Gäste von zwei Sicherheitsleuten bedrängt worden sei, Kolat solle das Zelt verlassen. Nähere Gründe hätten sie nicht genannt. Und dann stellte auch noch Innenminister Otto Schily (SPD) das Fest infrage: „Wir wollen keine türkischen Insel hier“, zitierten ihn am Mittwoch fast alle türkischen Blätter.

Eigentlich hatte der Innenminister nur einen Wettbewerb für Gemeinden mit vorbildlicher Integrationspolitik vorstellen wollen, war dabei aber auch nach dem „Türkgünü“ gefragt worden. Als künftige Preisträger kommen die Festveranstalter nach Schilys Worten offenbar nicht in Betracht: „Wenn die Menschen mit dem Fest sagen wollen, dass sie ’Türken in Deutschland’ sind, bedeutet das nicht gleichzeitig Integration.“ Der Innenminister riet dazu, erst deutsche und dann türkische Zeitungen zu lesen. Assimilation sei legitim. Zudem sprach sich Schily dagegen aus, dass den Türken in Deutschland – ähnlich wie bei den Sorben – ein Minderheitenstatus zugesprochen wird.

Am heftigsten reagierte die Tageszeitung Türkiye auf die Worte des Innenministers. Auf der Europaseite widmete sie Schily den Aufmacher mit der Überschrift „Die INSELangst“. Darunter platzierte die Zeitung eine Mitteilung des Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening und schrieb dazu: „Manche wollen einen Schatten auf das Fest werfen. Denen, die sich negativ äußern, gab Piening die schönste Antwort. Das türkische Fest ist wunderschön verlaufen, sagte er und prophezeite noch viele weitere Feste.“ Die Türkiye interpretierte die kritischen Stimmen zum dritten „Türkgünü“ schließlich auf ihre Art: „Die sind alle neidisch auf das Fest.“

Suzan Gülfirat

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