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Marc Böttcher, Vorstand des ITDZ Berlin.

© picture alliance/dpa/Bernd von Jutrczenka

Das Digital-Drama: Warum ITDZ-Chef Marc Böttcher geht

Die Kündigung von Marc Böttcher traf die Politik unerwartet. Das sind die Gründe für seinen Abschied.

Für Berlins Chief Digital Officer Ralf Kleindiek (SPD) begann die Woche mit einem Tiefschlag. Am Montag informierte Marc Böttcher, Chef des IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) Kleindiek darüber, seinen Posten Ende September an den Nagel zu hängen. Von einer Entscheidung, die „den Laden unfassbar destabilisiert“, war am Donnerstag in Fachkreisen die Rede. Böttcher verlässt das ITDZ in einer Phase, in der sich die Digitalisierungsaufgaben nur so auftürmen.  

Nicht überraschen dürften Kleindiek die Gründe für den Abgang Böttchers. Auf vier Seiten hatte Letzterer wenige Tage nach der Wiederholungswahl seinem Ärger in einem als „Rekapitulation“ benannten Schreiben Luft gemacht. Der entscheidende Satz im dem Tagesspiegel vorliegenden Dokument: „Die derzeitigen Rahmenbedingungen lassen eine erfolgreiche Wahrnehmung der politisch gewollten Aufgaben durch das ITDZ nicht zu.“

Die Begründung lieferte Böttcher, der Ende 2019 zur Übernahme des Vorstandspostens mehr oder minder überredet werden musste, gleich mit. Es fehle ein Finanzierungsmodell für das ITDZ ebenso wie ein Gehaltsmodell mit Vergütungsstruktur jenseits des Tarifvertrags der Länder, um qualifiziertes Personal binden zu können. Betriebswirtschaftliche Grundsätze fänden zu oft keine Anwendung, gesetzliche Grundlagen entsprächen nicht den dem ITDZ zugeschrieben Rollen und Aufgaben.

Abrechnung mit der Innenverwaltung

Hinzu kommt eine Art Generalabrechnung Böttchers mit der Innenverwaltung, die für die Steuerung der Verwaltungsdigitalisierung zuständig ist. Diese nutze das ITZD „rollenfremd in Ersatzvornahme für eigene Zuständigkeiten“, Verantwortlichkeiten würden dem ITDZ „oktroyiert“. Bei wesentlichen Entscheidungen werde das ITDZ nicht einbezogen, verhindere eine „Entscheidungsaversion“ kurzfristig erforderliche Maßnahmen.

Er kann unter diesen Bedingungen da nix gewinnen.

IT-Experte zur Lage des ITDZ

Während Kleindiek das Schreiben Böttchers mit Verweis auf Zugeständnisse der jüngeren Vergangenheit konterte und die Kritik an der eigenen Verwaltung zurückwies, heißt es aus Fachkreisen, die Trennung von Böttcher sei durchaus zu verkraften. Bereits unter Rot-Grün-Rot sei eine Trennung erwogen, wegen der drohenden Zusatzkosten aber verworfen worden.

Inhaltlich hat Böttcher einen Punkt. Auch Amtsvorgängerin Ines Fiedler hatte die unzureichende Finanzausstattung des Ende 2019 kurz vor der Insolvenz stehenden ITDZ kritisiert. Passiert ist Expert:innen zufolge viel zu wenig, wie auch das Schreiben Böttchers zeigt. Ein tragfähiges Geschäftsmodell für das ITDZ gebe es bis heute nicht.

„Er kann unter diesen Bedingungen da nix gewinnen“, heißt es von einem, der das ITDZ bestens kennt. Mit der Nachfolgesuche allein ist die Aufgabe der Ertüchtigung des ITDZ Experten zufolge nicht getan.

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