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Die FDP hat Englisch als Verkehrssprache zu Jahresanfang schon einmal vorgeschlagen – und stieß auf Skepsis. 

© IMAGO/CHROMORANGE

Einen Bürgeramts-Termin asap, please!: Können Expats die Berliner Verwaltung retten?

Die Berliner Verwaltung droht zu kollabieren, warnt Finanzsenator Stefan Evers. Dabei liegt die Lösung so nahe: englischsprachige Einwanderer.

Eine Glosse von Adrian Schulz

Berlins neuer Finanzsenator Stefan Evers (CDU) will die notorisch überlastete Verwaltung der Stadt in Gang bringen – eine Aufgabe so verlockend wie ein frisches Stempelkissen. Entsprechend groß ist der Optimismus, den er im Interview mit dieser Zeitung versprüht: „Wir werden 2030 mit den heutigen Strukturen nicht mehr voll arbeitsfähig sein. Das halte ich für ausgeschlossen.“

Nun schreibt sich Evers Pragmatismus auf die Fahne, und auch wir ducken uns nicht davor weg, nach Lösungen zu suchen. Schließlich sitzen wir gerade im Bürgeramt Alt-Spandau, weil sonst nirgendwo was frei war, und warten darauf, eine der 447 noch nicht digitalisierten Verwaltungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Das kann dauern, wir haben Zeit.

Und eine Antwort: Wenn in der ganzen Stadt, ob im Restaurant, im Club oder in der U-Bahn, immer öfter Englisch zu hören ist, von Menschen aus Spanien, Griechenland oder Brasilien, die sich in der freien Wirtschaft verdingen – warum zapft die Berliner Verwaltung diese Reserve nicht an?

Zugegeben, Verwaltungsdeutsch zu lernen ist unattraktiv. Eine Gehwegüberfahrten-Herstellung beantragen, gar eine Satellitenpositionierungsdienst-Nutzung, what the hell does that mean? Um die Verwaltung arbeitsfähig zu halten und es dabei den Expats leicht zu machen, müsste man das in einer Metropole wie Berlin längst Überfällige tun – und auch Englisch zulassen. Eine sidewalk crossing creation, wer würde da nicht gleich zehn Millionen Euro Risikokapital investieren?

Die FDP hat Englisch als Verkehrssprache zu Jahresanfang schon einmal vorgeschlagen und stieß auf Skepsis. Zu schwierig? Nicht gerichtsfest? Blödsinn! The proof of the pudding is in the eating, sagt man auf Englisch. Oder in Verwaltungssprech: Zwecks Gewahrwerdung der Süßspeise bedarf es des mündlichen Verzehrs. Die Übersetzung klappt schon mal prima.

„Wir haben großes Potenzial für mehr Effizienz“, sagt Senator Evers außerdem. Recht hat er. Pflegeroboter könnten Anträge abstempeln, Alexa die Wartenden anschnauzen. Ganz ohne Tradition geht es nämlich auch nicht. „Nu! ma-chen! Se! ma! hin-ne!“ Oh, damit sind ja wir gemeint.

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