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Etwa 3000 bis 3500 Demonstranten beteiligten sich am Mittwoch am Protest für einen Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz.

© Foto: Paul Zinken/dpa

Update

Berliner Lehrergewerkschaft sieht steigende Streikbereitschaft : 2800 Beschäftigte im Ausstand für kleinere Klassen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert einen Tarifvertrag für den Gesundheitsschutz und kündigt bereits den nächsten Streiktag an. Es wäre der fünfte.

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Rund 3500 Lehrkräfte, Sozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen haben nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Mittwoch vor der Senatsverwaltung für Finanzen und dem Roten Rathaus für einen „Tarifvertrag Gesundheitsschutz“ demonstriert. Die Schätzung der Polizei lag bei 3000 Protestierenden.

Knapp 2800 Schulbeschäftigte hatten sich zuvor als Streikende bei ihren Schulen abgemeldet. Dies teilte die Bildungsverwaltung auf Anfrage mit.

„Wir wollen die Arbeitsbedingungen in den Berliner Schulen verbessern. Kleinere Klassen bedeuten weniger Stress, Lärm und Belastung und gleichzeitig bessere Lernbedingungen“, erklärte der GEW-Vorsitzende Tom Erdmann.

Das Ziel: Verbindlich geregelte Klassengrößen

Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) verweigere bisher Verhandlungen mit der GEW BERLIN über einen entsprechenden Tarifvertrag. Falls sich das nicht ändere, werde man noch vor den Herbstferien erneut zum Streik aufrufen.

Ziel ist der Abschluss eines Tarifvertrages zum Gesundheitsschutz. Der Gesundheit der Mitarbeiter:innen soll es dienen, dass die Schulklassen kleiner werden. Daher fordert die GEW, dass das Verhältnis von Schüler:innen zu Lehrkräften und damit die Klassengröße an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen verbindlich geregelt wird.

Es ist in diesem Zusammenhang bereits der vierte Warnstreik. Am letzten Streik am 29. Juni hatten rund 2500 Lehrkräfte teilgenommen. Damals gab es Kritik, weil der Streiktag mit Abiturprüfungen zusammenfiel. Diesmal sei es ein normaler Schultag, betont die Gewerkschaft. Sprecher Markus Hanisch sagte dem Tagesspiegel, dass es „nicht der letzte Warnstreik in diesem Jahr sein wird.“

Einige Eltern würden gern mitdemonstrieren – aber nicht werktags

Aus der Elternschaft gibt es laut Landeselternausschuss unterschiedliche Reaktionen. Manche Eltern teilen demnach das Ziel der kleinen Klassen und bezeichnen den Streik als adäquates Mittel. Andere halten das Ziel angesichts des Lehrkräftemangels aber für unerreichbar, weshalb sie den Streik sinnlos und – zumal wegen der Corona-Rückstände – schädlich finden.

Um den Schaden für die Schüler:innen zu begrenzen, hat der Landeselternausschuss an die GEW appelliert, an unterschiedlichen Wochentagen zu streiken, damit nicht immer die gleichen Fächer ausfallen. Landeselternsprecher Norman Heise sagte dem Tagesspiegel, es gebe Eltern, die gerne mitdemonstrieren würden und daher dafür plädieren, dass die GEW statt zu streiken an einem Sonnabend demonstriert, damit Familien mit ihnen zusammen für kleine Klassen auf die Straße gehen könnten.

Die Forderung nach kleineren Klassen sei „in erster Linie natürlich richtig, aber dazu muss erst einmal das Personal an den Berliner Schule vorhanden sein“, betonte FDP-Bildungsexperte Paul Fresdorf am Montag. Immer noch fehlten knapp 900 Lehrkräfte. Darum müsse die Bildungssenatorin zunächst dafür sorgen, dass die Attraktivität des Lehrerberufs gesteigert werde.

Laut GEW-Chef Tom Erdmann tragen „kleinere Klassen durch eine geringere Arbeitsbelastung zum Gesundheitsschutz der Lehrkräfte“ bei. Auch die Schüler:innen würden von kleineren Klassen „enorm profitieren“.

Kleinere Klassen tragen durch eine geringere Arbeitsbelastung zum Gesundheitsschutz der Pädagog:innen bei.

Tom Erdmann, GEW-Vorsitzender

Der Leiter des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW, Udo Mertens, verwies darauf, dass in ihrem Wahlprogrammen alle drei Regierungsparteien kleinere Klassen gefordert hätten. Der Finanzsenator lehnt Gespräche ab, da kleine Klassen nicht Gegenstand eines Tarifvertrages sein könnten.

Dass der Personalmangel in den Schulen als Argument gegen kleinere Klassen vorgebracht wird, lässt die GEW nicht gelten. Vielmehr würden bessere Arbeitsbedingungen dabei helfen, Fachkräfte zu gewinnen will. Mit einem Tarifvertrag müssten die Arbeitgeber zudem „vorausschauend die Weichen stellen für Qualitätsverbesserungen in der Zukunft“. Ein Tarifvertrag schaffe Verbindlichkeit, „damit der Senat endlich dafür sorgt, dass ausreichend Lehrkräfte ausgebildet werden“, erwartet GEW-Vorstandsmitglied Anne Albers.

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