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SONNTAGS um zehn: Gott sucht keine Superhelden In der Kapernaumkirche erinnerte der Pfarrer an wahre Worte des Paulus

Es war eine freundliche Begrüßung: Pfarrer Hans Zimmermann ging am Sonntag in der Kapernaumkirche an der Weddinger Seestraße durch die Reihen und wünschte jedem Kirchgänger einen guten Morgen. Viel Zeit nahm das freilich nicht in Anspruch, denn nur gut 30 Menschen hatten sich in der großen, für mehrere hundert Menschen errichteten Backsteinkirche zum Gottesdienst versammelt.

Es war eine freundliche Begrüßung: Pfarrer Hans Zimmermann ging am Sonntag in der Kapernaumkirche an der Weddinger Seestraße durch die Reihen und wünschte jedem Kirchgänger einen guten Morgen. Viel Zeit nahm das freilich nicht in Anspruch, denn nur gut 30 Menschen hatten sich in der großen, für mehrere hundert Menschen errichteten Backsteinkirche zum Gottesdienst versammelt. Jeder Besucher hatte eine Bank ganz für sich alleine.

Doch wer an diesem Sonntag den roten Teppich des Kirchenschiffs betreten hatte, erlebte eine ungewöhnlich engagierte Organistin, die eindrücklich bewies, dass eine Orgel auch moderne Töne erklingen lassen kann. Er erlebte eine Ehrenamtliche, die beim Sammeln der Kollekte mit dem Klingelbeutel jedem Geber „danke“ sagte. Und er erlebte einen Pfarrer, der die Augen offen hat für die Nöte in der Nachbarschaft. Denn in der Predigt berichtete Zimmermann von Dieter und Sabine, zwei Obdachlosen, die in einer nahe gelegenen Grünanlage ihr Winterquartier bezogen haben. „Alle guten Worte des Kältebusfahrers von der Stadtmission haben bislang nicht geholfen, um die beiden dazu zu bringen, ein Notquartier anzunehmen“, sagte Zimmermann. Auch bei minus 16 Grad übernachteten sie lieber in der Parkanlage, aus Angst davor, dass irgendjemand ihren Platz besetzen könne.

Zimmermann erinnerte an den zweiten Brief des Paulus an die Korinther. Gott habe den Menschen ein „Licht aus der Finsternis“ gegeben, das die „Freude der guten Botschaft“ aus ihnen herausstrahle. „Bei mir ist der Wunsch so groß, dass wir Dieter und Sabine einmal dazu bringen können, warm zu duschen oder warm zu schlafen“, sagte Zimmermann. Aber bei Paulus stehe auch, dass die Kraft, die die Menschen durch ihren Glauben erhielten, nur ein Schatz in zerbrechlichen, irdenen Gefäßen sei. Manchmal gingen sie kaputt, nicht immer gelänge alles. So wie bei den beiden Wohnungslosen, die wohl auch die kommenden Nächte in ihrem selbst gewählten Quartier verbringen würden. „Aber Gott sucht sich eben nicht die Superhelden, denen immer alles gelingt“, sagte Zimmermann. „Er sucht sich die Männer und Frauen mit Ecken und Kanten, die, die Brüche in ihrer Lebensgeschichte haben.“

Nach dem Gottesdienst blieben manche der Besucher noch zu einer Tasse Kaffee. Andere nutzten die Gelegenheit, und deckten sich im Eine-Welt-Laden der Gemeinde mit fair gehandelter Schokolade oder Kaffee aus der Dritten Welt ein – denn 20 Prozent der Umsätze des Eine-Welt-Ladens in der Kapernaumkirche gehen als Spende an die Menschen auf Haiti. Benjamin Lassiwe

Die Gemeinde im Internet: www.kapernaum-berlin.de. Gottesdienste immer Sonntags um 11 Uhr, Seestraße 35.

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