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Update

49-Millionen-Euro-Coup: Ex-Geschäftsführer der Berliner Tresoranlage gesteht

Im November 2022 brechen mehrere Männer in einen Tresor in Charlottenburg-Wilmersdorf ein – 295 Schließfächer werden aufgebrochen. Nun ist der Ex-Chef der Anlage Angeklagter und „Kronzeuge“.

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Er jonglierte mit großen Summen, handelte mit Edelmetallen, brachte es zu Firmen und Immobilien. Doch nun ist Thomas S. Angeklagter und zugleich „Kronzeuge“, der unter besonderem Schutz steht. Ein Mann, der nach dem spektakulären Einbruch in einen Tresorraum in Berlin-Charlottenburg mit einer Beute von rund 49 Millionen Euro sich und mitangeklagte Männer aus dem Clan-Milieu belastet hat. „Ich bereue zutiefst, ich habe viele Fehler gemacht“, sagte der 52-Jährige am Montag vor dem Landgericht. 

Thomas S. war damals Geschäftsführer des Unternehmens, das die Tresoranlage an der Fasanenstraße betrieb. Über 1300 Schließfächer, 550 davon waren vermietet. 295 brachen mehrere Täter am 19. November vorigen Jahres auf. 996 Uhren im Gesamtwert von mehr als 14 Millionen Euro sowie Bargeld, Schmuck, Edelmetall und Wertpapiere für rund 35 Millionen Euro wurden laut Anklage gestohlen. 

„Die Punkte der Anklage sind aus meiner Sicht alle richtig und wahr“, begann S. nun seine Aussage im Prozess wegen Diebstahls im besonders schweren Fall. Er habe sich wegen Schulden in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus Geldwäschegeschäften auf die Sache eingelassen. Es sei aus einem „Chaos“ heraus geschehen, er sei „überfordert“ gewesen. 

Ungestört konnten die Einbrecher am 19. November 2022 agieren, denn der Geschäftsführer soll sie zuvor mit Transponder, Schlüssel und Zugangs-Codes ausgestattet haben. Er habe auch den bisherigen Wachdienst für die Anlage gekündigt und durch eine Sicherheitsfirma der mutmaßlichen Komplizen ersetzt sowie die Alarmanlage außer Kraft gesetzt, so die Anklage. 

Die Anlage hatten S. und ein zweiter Gesellschafter 2018/19 übernommen. Den Mitangeklagten Bilall M. habe er im Januar 2021 kennengelernt, so der Ex-Tresorchef. Corona, dann ein Überfall – die Geschäfte seien nicht gut gelaufen. „Wir wollten raus aus dem Edelmetallhandel.“ Im Mai 2022 habe der 42-jährige M. vorgeschlagen: „Lass uns über ein Geschäft reden.“ 

Es sei um Geldwäsche gegangen, so der 52-Jährige. Er habe es für eine gute Chance gehalten, „um unsere Umsatzverluste auszugleichen.“ Geld floss laut Darstellung von S., Rechnungen seien geschrieben, Anlagegold an- und verkauft worden. Am Ende sei Bargeld per Koffer übergeben worden. Doch um eigene Kosten zu begleichen, sei eine Differenz von 1,3 Millionen Euro aufgelaufen.

Druck habe es gegeben, so S.. „Unser Alltag war bestimmt von der Bereitstellung von Geldern.“ Für die Abwicklung des Geldwäschegeschäfts, das Bilall M. vorgeschlagen habe, sei der Angeklagte Mahmoud M. zuständig gewesen – „er war mein Ansprechpartner“. Dann habe es wieder einmal ein „lockeres Treffen“ mit Bilall M. gegeben. Dieser habe das Gespräch auf die Schließfachanlage gebracht. „Wir sprachen darüber, mir wurde schnell klar, dass es ein Wink mit dem Zaunpfahl war – so löse ich meine Probleme mit der Rückzahlung“, sagte der „Kronzeuge“. Und S. betonte: „Man hat mich aber nie bedroht.“ 

Bei zehn bis zwölf Treffen sei der Coup vorbereitet worden. Ihm sei ein Lohn in Aussicht gestellt worden, so der Ex-Chef. „Ich sollte mir eine Summe wünschen – mir ging es darum, die Verbindlichkeiten wegzukriegen, mich freizustrampeln“. Ihm sei dann angekündigt worden: „Wirst schon zufrieden sein.“ 

Nach dem Coup will S. schockiert gewesen sein – „mit so einem Schadensbild habe ich nicht gerechnet“. Er bitte um Entschuldigung – „es tut mir sehr leid“. Bei ersten Vernehmungen habe er noch gelogen. Als es dann im März eine Hausdurchsuchung bei ihm gab, sei es „wie eine Erlösung“ für ihn gewesen.

Drei der angeklagten Männer aus dem Clan-Milieu sollen den Coup geplant und vorbereitet haben, der weitere Angeklagte soll mit bislang unbekannten Mittätern Schließfächer im Tresorraum aufgebrochen und geplündert haben. Der Prozess geht am 16. November weiter.

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