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Mitarbeiter der Berliner Polizei steht vor einem Taxi in Berlin-Grunewald. Am Donnerstagmorgen gab in der Brahmsstraße es einen tätlichen Angriff auf den Fahrer des Taxis. +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Fabian Sommer

„Ich wollte töten und Geld nehmen“: Prozess gegen mutmaßlichen Mörder von Berliner Taxifahrer begonnen

Wegen zehn Euro wurde im April ein Berliner Taxifahrer erstochen. Gegen den mutmaßlichen Mörder begann nun der Prozess. Von Reue war beim Täter keine Spur.

Er floh aus Belgien nach einer Bluttat, in Berlin nahm er einem Taxifahrer das Leben – wegen zehn Euro. Knapp fünf Monate später wurde Hassem B. in den Gerichtssaal geführt. Der 24-Jährige trug einen Bauchgurt mit Handfesseln. Eine solche Maßnahme wird im Berliner Landgericht nicht oft angeordnet. Die Anklage lautet auf Mord und Raub mit Todesfolge. In Betracht komme auch seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, hieß es am Dienstag zu Prozessbeginn.

Der Angriff auf den 49 Jahre alten Mustafa A. kam wie aus dem Nichts. Durch Zufall traf es den zweifachen Familienvater. Er stand am Morgen des 6. April am Bahnhof Südkreuz und wartete wie so oft auf Kunden. Um 8.10 Uhr stieg Hassem B. ein, ein Messer in seiner Tasche. Eine Tatwaffe, mit der er zwei Tage zuvor seine Freundin (53) erstochen haben soll. Richtung Grunewald ging die Fahrt zu einem Hotel.

Die Tat gestand Hassem B. bei der Polizei. Eine aufgezeichnete Vernehmung wurde nun im Prozess abgespielt. Ein Geständnis, das erschüttert. Als er in Berlin-Südkreuz aus dem Zug gestiegen sei, „war ich vorbereitet“, sagt der 24-Jährige. Die Adresse habe er im Internet gefunden – „nicht so viele Leute, auf der Karte war eine große Grünfläche“.

Er suchte keine Ausflüchte, er bekannte sich emotionslos: „Ich wollte ihn töten und Geld wegnehmen.“ Weil er hungrig gewesen sei und kein Geld hatte. Warum er den Taxifahrer nicht nach Geld gefragt habe? „Es ging nicht, weil ich zu stolz bin, um nach Geld zu fragen.“ Die erbeuteten zehn Euro hätten gereicht, um „den Magen zu füllen“. Chips, Kaffee, Capri-Sun habe er gekauft.

Von Reue keine Spur

Kein Wort des Bedauerns fiel in der Vernehmung, die zwei Stunden und 34 Minuten dauerte. Monoton klang seine Stimme. Fassungslos macht, was er zu Protokoll gab. „Töten ist eine gute Sache“, meinte B.. „Ich glaube, ich werde es fortsetzen“. Diesen Weg habe er in einer Lebensphase gewählt, „wo alles eng war“. Was im belgischen Etterbeek geschah? „Die Sache mit der Frau war Rache, weil sie mir Geld weggenommen hatte.“

„Was empfanden sie bei der Tat?“, fragte eine Vernehmerin. „Es gibt da kein Gefühl“, meinte der mutmaßliche Mörder. Er habe keine „Freude oder Spaß“ am Töten, er habe etwas durchsetzen wollen. Die Beamten wollten herausfinden, was bei B. zu solchen Auffassungen geführt haben könnte: „Sind Sie schon Opfer von Gewalt geworden?“ Hassem B. gab keine Einblicke: „Darüber möchte ich nicht reden.“ Auch nicht über seinen Vater, es sei „eine private Sache“.

Der Angeklagte soll einen Zehn-Euro-Schein in der Ablage des Taxifahrers gesehen haben. Aus Habgier, um einen Raub zu ermöglichen und heimtückisch habe er den 49-Jährigen am Steuer attackiert, sagt der Staatsanwalt. Mit einem Stich in den Hals verletzte er Mustafa A., der wenig später in einem Krankenhaus starb.

Hassem B. war als 13-Jähriger mit Verwandten aus Tunesien geflohen. Seit 2017 hat er in Belgien einen Flüchtlingsstatus. Er ist wegen Erpressung und Diebstahls vorbestraft. Nach der Tat in Berlin wollte er sich nach Oslo absetzten. In Flensburg wurde er, der bereits mit Haftbefehl aus Belgien gesucht wurde, festgenommen.

Derzeit ist B. vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Seine Verteidigerin hat Zweifel an seiner Schuldfähigkeit und hält ihn nicht für den kalten Mörder: „Ich denke, es ist vielschichtiger.“ Der Prozess geht am Dienstag weiter.

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