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Frank Zander im Olympiastadion.

© imago/Jan Huebner / imago/Jan Huebner

„Janz baff“: Bundesverdienstkreuz für Berlins Barden Frank Zander

Er bleibt auch mit 80 Jahren erstklassig, ehrlich und sozial. Am Montag bekommt Frank Zander das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen - für sein Engagement für Obdachlose. Ein Porträt.

Zander – nanananaanananana – Zander! Er läuft im Takt auf die Bühne zu den stampfenden Klängen von AC/DC‘s „Thunder“, winkt ins rockende Publikum und ruft: „Allet jut bei Euch?“ Und wie! Wenn Frank Zander da ist, kann es keinem mehr schlecht gehen. Denn er hilft Berlin – beim Gute-Laune-Kriegen, beim Neue-Hoffnung-Geben, beim Nicht-Nach-Hause-Gehen.

Frank Zander, angeblich schon 80 Jahre alt, bleibt Berlins erstklassiger Barde. Am Montag bekommt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse vom Bundespräsidenten verliehen. Da ist selbst er „janz baff“, wie er sagt.

Was ihn ausmacht: Herz und Schnauze, berlinisch eben. Er hängt gern bei einer Molle in Eckkneipen rum, „Musiker stehen immer am Tresen im Weg“, lacht er dann. Er heizt gern den Hertha-Fans im Olympiastadion ein, denen er ihre ewige Hymne geschrieben hat. Er quatscht gern auf seinem Balkon über den Alltag der Großstadt – und ließ die Menschen wochenlang live mitbangen, als ihr Kiez-Liebling plötzlich aus seiner Altbau-Wohnung fliegen sollte. Und er haut immer gern seinen Berliner Gassenhauer raus: „Hier kommt Kurt, ohne Helm und ohne Gurt, einfach Kurt“.

Ein zeitloses Lied über eine typische Flitzpiepe, wie man sie so nur noch im alten Berlin nennt. Oder wie Zander es beschreibt: „Eine Flitzpiepe ist ein Wichtigtuer, der allen auf die Nerven geht und so von sich überzeugt ist, dass alles an ihm abprallt. In Wirklichkeit aber nimmt ihn keiner ernst.“

Eine Flitzpiepe ist ein Wichtigtuer, der allen auf die Nerven geht und so von sich überzeugt ist, dass alles an ihm abprallt. In Wirklichkeit aber nimmt ihn keiner ernst.

Frank Zander

Tja, davon kennt Franky, wie sich der Ur-Neuköllner selbst nennt, auch so einige. Und was erkennen die Menschen in Frank Zander? Vor allem wohl das Berlin, wie es auf den Straßen wirklich ist – hart, aber herzlich.

Auf der Straße ist kaum jemand so zu Hause wie der Sänger ohne Rockerrente, der nebenbei noch Ölbilder malt und Currywürste verkauft. Für Berlins Obdachlose organisiert Frank Zander seit 25 Jahren zusammen mit seinem Sohn Marcus, seiner Frau Evy und der erweiterten Freundesfamilie das wärmste Weihnachtsgeschenk der Stadt: Für Tausende wird alljährlich ein Gänseessen samt ehrenamtlicher Geschenkefeier organisiert, seit Ausbruch der Pandemie wird das Menü per Foodtruck ausgeliefert und von Prominenten serviert.

Für die frierenden, allzu oft frostig behandelten Berlinerinnen und Berliner, bei deren Anblick viele allzu hastig wegsehen, hat Frank Zander sich einen erwärmenden Blick bewahrt. Er umschreibt es so: „Es ist schon komisch, für die Menschen, die kein Zuhause haben, zu singen: Nur nach Hause geh’n wir nicht. Aber sie singen alle mit.“ Genau darin liegt Frank Zanders mitmenschliche Wärme: dass er Obdachlose genauso behandelt wie alle anderen auch. Herzlich eben im harten Berlin.

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