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Keine Lust auf Essen. Für zwei Euro pro Mahlzeit ist nicht viel zu machen.

© Thilo Rückeis

Schulessen: Jetzt drohen die Caterer mit Kündigung

Steigende Lebensmittelpreise erschweren ein kostendeckendes Wirtschaften. Manche Eltern beklagen bereits Bauchschmerzen bei ihren Kindern. Und die Oberschulen haben noch ganz andere Sorgen.

Die Freude über die Qualitätsdiskussion beim Schulessen währte nur kurz. Inzwischen keimt die Unzufriedenheit, weil es noch ein Jahr dauert, bis höhere Preise für ein besseres Essen bezahlt werden können. Das verärgert Eltern, aber auch Caterer, die sich jetzt aus schlecht zahlenden Bezirken zurückziehen wollen.

„Zum Sommer werden einige Anbieter aus ihren Verträgen aussteigen“, kündigte der Sprecher der wichtigsten Berliner Caterer, Rolf Hoppe, am Donnerstag gegenüber dem Tagesspiegel an. Angesichts prognostizierter Preissteigerungen für Lebensmittel von drei Prozent hält Hoppe es kaum für möglich, in schlecht zahlenden Bezirken kostendeckend zu arbeiten.

Unklar ist bislang, wer die Lücke füllen könnte, die dann entstünde. Denn schon jetzt gibt es nicht mehr viele Anbieter, die für rund zwei Euro pro Mahlzeit kochen wollen. Im Sommer 2012 hatte Friedrichshain-Kreuzberg Probleme, alle Schulen zu versorgen, nachdem sich dort mehrere Caterer zurückgezogen hatten. In die Lücken sprangen dann kleine Catererer, mit denen allerdings nicht alle Eltern zufrieden sind. „Unsere Kinder werden krank“, lautete der Vorwurf bei einer Diskussionsveranstaltung des Landeselternausschusses am Mittwochabend in Kreuzberg. Die Rede war von Sodbrennen und Bauchschmerzen und davon, dass die ersten Horterzieherinnen das Essen bereits gekündigt hätten. Die Mahlzeiten stünden stundenlang herum, seien mit Geschmacksverstärkern überfrachtet.

Den Vorwurf, der Bezirk kündige dem Caterer nur deshalb nicht, weil kein Ersatz in Sicht sei, wies Bildungsstadtrat Peter Beckers (SPD) auf Anfrage zurück. „Man findet immer einen Anbieter“, lautet seine Einschätzung. Im Übrigen gebe es Schulen, die mit dem kritisierten Caterer durchaus zufrieden seien.

Die Frage, wie man für rund zwei Euro ein qualitativ annehmbares Essen auf die Teller der Schüler bringen kann, bis im Februar 2014 ein höherer Preis im Landeshaushalt verankert ist, beschreibt allerdings nur eines von mehreren Problemen. Was die Eltern ebenfalls umtreibt, ist die Zukunft der Essensversorgung an den Oberschulen. Denn der Senat befasst sich aktuell ausschließlich mit der Finanzierung des Grundschulessens. Auch dieses Dilemma wurde bei der Diskussion in Kreuzberg angesprochen.

„Im Schulgesetz ist verankert, dass es an den Sekundarschulen eine Essensversorgung geben soll. Aber wer das finanzieren soll, ist völlig unklar“, warf ein aufgebrachter Vater in die Diskussion. Auch die Vorsitzende des Schulausschusses, Renate Harant (SPD), fürchtet um die Essensversorgung der Oberschüler, wenn die Preise für das Schulessen steigen. Denn an den Oberschulen müssen die Eltern das Essen vollständig selbst bezahlen, sofern sie nicht zuschussberechtigt sind. Geringverdiener oberhalb der Hartz-IV-Grenze müssten dann monatlich rund 60 Euro pro Kind bezahlen.

Wie berichtet, hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) einen Festbetrag von 3,25 Euro für das Schulessen vorgeschlagen. An den Grundschulen sollen die Eltern rund 70 Prozent des Betrages beisteuern. Aber auch dies ist umstritten. Der Landeselternausschuss bekräftigte am Donnerstag seine Forderung, wonach Eltern aller Schulformen maximal 50 Prozent der Essenskosten tragen sollen.

"Der Fehler steckt im System": Lesen Sie hier einen aktuellen Kommentar zum Thema.

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