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Im Rahmen eines Projekts des Reinickendorfer Vereins AsDEF e. V. führen diese Kinder, die aus der Ukraine fliehen mussten, ein Stück auf Grundlage des 1969 veröffentlichten, sowjetischen Zeichentrickfilms „Die Abenteuer der Bremer Stadtmusikanten“ auf.

© AsDEF e. V.

„Kinder sind ein Zauber”: Dieser Verein bietet Geflüchteten kreative Ablenkung

In Berlin-Reinickendorf sind viele schutzsuchende ukrainische Familien untergebracht. Der Verein ASDEF e. V. arbeitet in Projekten kunsttherapeutisch und spielerisch mit ihnen.

| Update:

Ein Kindergesicht sucht sich den Weg durch den noch zugezogenen Vorhang. Hinter der Bühne ist aufgeregtes Tuscheln zu hören. Die Eltern im Publikum halten schon die Handys zum Fotografieren gezückt. Hier, im Haus der Jugend Fuchsbau im Nordberliner Bezirk Reinickendorf beginnt gleich die Vorstellung eines ganz besonderen Theaterstücks. Darüber berichtet jetzt der aktuelle Tagesspiegel-Newsletter für Reinickendorf, den es in voller Länge und kostenlos hier gibt: tagesspiegel.de/bezirke.

Wenig später verwandeln sich ein Dutzend Kinder in Katze, Hund, Esel, Hahn, Troubadour, Prinzessin, König, Musiker:innen und weitere Protagonist:innen. Aufgeführt wird ein Stück auf Grundlage des 1969 veröffentlichten, sowjetischen Zeichentrickfilms „Die Abenteuer der Bremer Stadtmusikanten“. Der wiederum basiert grob auf dem berühmten Märchen der Gebrüder Grimm. Nachzusehen und -zuhören ist der Musikfilm hier.

Es wird auf Ukrainisch, Russisch und Deutsch geschauspielert, gelacht, getanzt – und im Publikum immer wieder geklatscht. Nach der Vorstellung bedankt sich Mariana Polteva bei allen Anwesenden, ihre Augen strahlen vor Stolz. Sie hat die Theatergruppe angeleitet und das aufgeführte Stück gemeinsam mit den Kindern und deren Eltern ausgearbeitet. Neben ihr steht ihr Sohn Feodor Poltev, auch er hat beim Stück mitgeholfen und ist überglücklich mit dem Ergebnis.

Die Taube als Zeichen des Friedens: Diese Stücke haben aus der Ukraine geflüchtete Kinder und ihre Familien im Rahmen des Projekts „Farben der Freude“ von AsDEF e. V. gefertigt.

© Lisa Erzsa Weil

Die beiden engagieren sich im Verein ASDEF e.V. Wofür das steht? „Der Name steht für Menschen, die auf edle Weise Gutes tun“, erklärt die Vorsitzende Elena Dragunova, die sich der Runde anschließt. Obwohl der Verein noch jung ist und erst zehn Mitglieder zählt, hat er schon mehrere Projekte auf die Beine gestellt. Neben dem Theaterstück ist das auch die Kunstgruppe „Farben der Freude“ – auch sie stellt heute unter der Leitung von Thea Maykl hier im Fuchsbau aus.

Beide Projekte entstanden innerhalb von 2,5 Monaten mithilfe des Initiativfonds der Partnerschaft für Demokratie, der es ermöglicht, dass gerade kleinere Träger und MSOs (Migrantenselbstorganisationen) niedrigschwellig Projekte realisieren können. Dabei gibt es auch Unterstützung bei der Konzeption, der Antragstellung und der Durchführung der Projekte.

Kunsttherapeutin Maykl hat spielerisch mit den Kindern zusammengearbeitet. Herausgekommen sind dabei teils ganz typische, naive Bildnisse von Katzen, Häusern, Sternen. Doch dann hängen da auch Malereien von Menschen, auf die Bomben hageln und über die Panzer rollen oder Aufschriften vor regenbogenfarbenen Himmeln mit “Stop War”, stoppt den Krieg.

„Stop War“ hat ein Kind hier auf seine Malerei geschrieben. Gemeint ist der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine.

© Lisa Erzsa Weil

„Wir wollten den Kindern etwas Kreatives bieten, womit sie sich ablenken können”, sagt Feodor. Es berühre ihn, zu sehen, wie beispielsweise ein kleiner Junge in der Theatergruppe anfangs zurückgezogen und traumatisiert wirkte und sich dann im Spiel entfalten konnte. “Genau das wollten wir erreichen.” Und seine Mutter Mariana, die an der Schule für Film und Fernsehen in Moskau Schauspiel studierte, schwärmt: “Diese Kinder sind ein Zauber – wie die Sonne!”

Manche Kinder werden für ihr ‘komisches Deutsch’ ausgelacht.

Elena Dragunova vom Verein AsDEF e. V.

Elena erzählt, sie sei selbst vor über 20 Jahren nach Deutschland gekommen, musste die Sprache erlernen. Mit den Problemen, die einige der Kinder nun hier bei uns hätten, könnten sich die Vereinsgründer:innen teils auch selbst identifizieren. “In den Willkommensklassen fühlen sich die Kinder meist wohl, aber in den anderen werden sie auch mal für ihr ‘komisches Deutsch’ ausgelacht.”

In den Projekten von AsDEF konnten sich die geflüchteten Kinder kreativ ausleben, neue Freundschaften bilden und teils auch zu ihren Eltern ein engeres Verhältnis aufbauen, wenn sie ihnen beispielsweise Atemübungen beibrachten. Nun hoffen sie, dass es weitere Aufführungen und Ausstellungen gibt. “Wir werden mal ein paar Anträge stellen”, erklärt Elena. “Die Kinder haben große Lust.”


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