zum Hauptinhalt
Der Berliner Sterne-Koch Tim Raue, aufgenommen am 26. November 2022 vor und in seinem Restaurant "Tim Raue" in Berlin-Kreuzberg. Foto: Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich

© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich

„Meine Heimat ist ganz klar Berlin“: Sternekoch Tim Raue ist wieder um die Welt gereist

Für die neue Staffel „Herr Raue reist! So schmeckt die Welt“ hat der Starkoch in Kuba, New Orleans und St. Moritz gegessen. Seinen „kulinarischen Endgegner“ fand er in Japan.

Auf Kuba, sagt Tim Raue, sei er definitiv das erste und letzte Mal gewesen. Aber auch das sei schließlich eine wertvolle Erfahrung. Für die dritte Staffel seiner Doku-Serie „Herr Raue reist! So schmeckt die Welt“ (Start am 15. September bei MagentaTV) hat der Berliner Zwei-Sterne-Koch die Karibikinsel und fünf weitere Ziele besucht, um vor Ort mit Einheimischen authentische Gerichte von Streetfood bis Haute Cuisine zu entdecken.

Unterschiedlichste Kulturen und Mentalitäten hat Raue auf diese Weise in Istanbul, Mexiko Stadt, Lyon, Rio de Janeiro oder Phuket schon erkundet. Auf die Auswirkungen des Kommunismus, die eingeschränkte Bewegungs- und Meinungsfreiheit und die Mangelwirtschaft, die den Alltag der Menschen auf Kuba bestimmen, sei er jedoch mental nicht vorbereitet gewesen: „Das war hart!“

Die Küche Kubas sei im Rückblick zu vernachlässigen, so Raue. „Aber die Daiquiris, die ich dort gesoffen habe, waren die besten, die ich kenne.“ Die wahre Lebensfreude des Landes liege in den Getränken und in der Intensität der Bewohner.

Tatsächlich machen die Serie nicht in erster Linie die kulinarischen Einblicke, sondern die zwischenmenschlichen Begegnungen aus. Leise Töne – wenn Tim Raue sich beispielsweise in New Orleans von den Folgen des Hurrikans Katrina berichten lässt – bekommen dabei genau so viel Raum wie seine Berliner Schnauze.

„Das Essen ist der Antrieb“, so Raue. „Aber was danach hängen bleibt, sind die Menschen, die ich auf meinen Reisen treffe.“ Obwohl immer auch Vertreter der jeweiligen High-End-Gastronomie einer Destination zu Wort kommen, interessiere ihn vor allem die weniger glamouröse Seite einer Landesküche, die ihn an seine Kindheit in prekären Verhältnissen erinnere.

Das ist wirklich das einzige Viehzeug, das ich ganz eklig finde. Das möchte ich nicht berühren, geschweige denn essen.

Tim Raue hat im japanischen Okinawa seinen „persönlichen kulinarischen Endgegner“ gefunden.

Plain in Pigna, ein Blechrösti aus dem Engadin, sei so eine Entdeckung. „So umami, so simpel, so herzerwärmend“, schwärmt Raue, nachdem er St. Moritz von einer überraschend bodenständigen Seite kennenlernen durfte. Der alpine Schweizer Ferienort hat sich vor allem als Reiseziel für Prominente und Luxusurlauber einen Namen gemacht. Raue, der dort bis 2020 drei Jahre lang das Restaurant „The K by Tim Raue“ betrieb, suchte nicht nach Austern und Champagner, sondern nach der traditionellen Küche der Einheimischen. Bis ihm Türen und Herzen geöffnet wurden, habe es allerdings eine Weile gedauert, so der 49-Jährige.

In Vancouver erlebte Raue nicht nur den übelsten Jetlag seines Lebens, sondern auch einen mystischen Moment beim Kochen mit Angehörigen der First Nations – der indigenen Völker in Kanada – und Schokolade nahe der Offenbarungsgrenze. In Tokio traf er „Sushi-Gott“ Jiro Ono, in Okinawa mit einer Wasserschlange seinen persönlichen kulinarischen Endgegner. „Das ist wirklich das einzige Viehzeug, das ich ganz eklig finde. Das möchte ich nicht berühren, geschweige denn essen.“

Als Souvenir aus drei Staffeln hat Raue nicht nur ein „Herr Raue reist“-Kochbuch mit 89 Rezepten aus 18 Ländern, sondern auch eine neue Idee für sein „Restaurant Tim Raue“ mitgebracht. Das stand bisher für asiatisch inspirierte Küche auf Spitzenniveau. „Getrieben von Fernweh“, so der Küchenchef. Jetzt will er seinen Gästen mit dem neuen, ergänzenden Menü „Kolibri x Berlin“ die Geschmäcker seiner Heimat präsentieren.

Seit Staffel eins habe er sich gefragt, was er eigentlich kochen würde, wenn jemand mit einem ähnlichen Format ihn besuchen würde, sagt Raue. Die Antwort habe nicht Wasabi-Kaisergranat, sondern Garnelencocktail „KaDeWe“ oder Königsberger Klopse gelautet – natürlich kombiniert mit der prägenden Aromenhandschrift von Süße, Säure und Schärfe. „Diese Ausflüge in die Ferne haben mir noch einmal verdeutlicht, wo meine Heimat ist – und die ist ganz klar Berlin.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false