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Fleischer Jürgen Naesert erfüllt auch schon mal Sonderwünsche, so wie für Joko und Klaas.

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Berliner Fleischerei: Mett Damon nur mit Zwiebeln

Ein Friedrichshainer Fleischer experimentiert gern in seiner Küche und hat es so zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Kunden von nah und fern schätzen seine Kreationen. Auch Prominente kommen schon mal vorbei.

Viel zu tun die Tage. Ist ja schließlich Sommer, da ordern die Kunden wie verrückt. Am liebsten Bratwürste. Für all diejenigen, die am Grillabend ihren Geschmacksnerven mal eine Abwechslung bieten wollen, hat sich Fleischermeister Jürgen Naesert etwas Besonderes ausgedacht: Bratwurst mit Lakritzgeschmack.

„Es ist kein Witz, wir machen Bratwurst auch mit Lakritz“. Das steht dieser Tage auf der Kreidetafel vor seiner Fleischerei in der Koppenstraße in Friedrichshain. Mit dem Rezept hat er es sogar bundesweit zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, aber nicht nur deshalb, doch dazu später mehr.

„Lakritze is ja so ’ne Sache“, sagt Jürgen Naesert mit breitem Berliner Dialekt am Telefon, „die einen lieben dit, die anderen können damit nur schwer wat anfangen“. Er selbst schwört auf den leicht süßlichen Nachgeschmack der Wurst, der durch die Zugabe eines speziellen Lakritzpulvers entsteht. Mit Ketchup würde der auch gut harmonieren. Hauptsache es liege mal etwas Neues auf dem Teller, etwas, das es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat. „Ick will, dass meine Kunden sagen: Dit kricht man sonst nirgendwo, dit jibt’s nur hier.“

Von Berlin bis London

Reißenden Absatz findet die Eigenkreation, die der 47-Jährige seit vergangener Woche anbietet, in jedem Fall. Plötzlich kommen sogar Süßholzwurzel-Fans in die Stammfiliale an der Koppenstraße gepilgert: Leute, die Naesert noch nie zuvor gesehen hat, die er an der Ladentheke aber gern persönlich berät und bedient. Wenn er nicht gerade Großbestellungen für die Auslieferung fertigmachen muss. Zum Beispiel für den „London Wurst Club“. Die Grillbude befindet sie direkt im Zentrum der britischen Hauptstadt, im schicken Stadtteil Cornhill. Verkauft wird dort „German Street Food“. Die Gerichte auf der Speisekarte tragen Namen wie „Berlin Berlin“ (Currywurst mit einem Softdrink nach Wahl) oder „Oktoberfest“ (Bratwurst mit Kartoffelstampf und Sauerkraut plus Softdrink). Auf ihrer Internetseite werben die Betreiber stolz mit dem Hinweis: „Unsere Würstchen werden frisch in Berlin hergestellt.“

Kein Witz. Seit einer Woche verkauft Fleischer Naesert Lakritz-Bratwurst, zur Verwunderung vieler Fußgänger. Und manchmal hackt’s so richtig: Mett Damon.

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Mit Handarbeit und Eigenkreationen

Und zwar von Jürgen Naesert. Seit Januar liefert er nun schon nach London. Und denkt sich für die Briten immer wieder mal etwas Ungewöhnliches aus. Erst neulich entwickelte er eine Chili-Tomaten-Bratwurst aus Kalb. Aber auch seinen Berliner Kunden will er immer wieder Überraschendes bieten. Gerade kreiert der Fleischermeister eine spezielle Sülzfleischwurst mit einem süß-säuerlichen Geschmack. Außerdem sei alles Fruchtige sehr gefragt. Zum Beispiel der Bratenaufschnitt mit den getrockneten Pflaumen. Was das Besondere an seinen Waren ist? „Ick bereite sie noch mit Liebe selbst zu und lege Wert aufs Handwerk.“ Das hat er direkt im Anschluss an seine Schulzeit gelernt. Nach der Armee machte Naesert seinen Meister, da war er 23. Später arbeitete er im elterlichen Fleischereibetrieb, dessen Geschäftsführung er mittlerweile übernommen hat.

Star aus Fleisch und Zwiebeln

Naesert erfüllt auch Sonderwünsche. Vor einiger Zeit bekam er zum Beispiel mal einen Anruf vom Fernsehsender ZDF neo. Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf wollten in ihrer Sendung „Neoparadise“ einen Gag einbauen und bestellten, man muss es so deutlich formulieren, eine Hackfresse: „Mett Damon“ wurde auf einer silbernen Servierplatte angerichtet, dem Antlitz von Hollywood-Star Matt Damon nachempfunden. Nach einer Fotovorlage verarbeitete Naesert dafür gut zweieinhalb Kilo Hackfleisch, Haare und Zähne bastelte er aus Zwiebeln, für den verführerischen Blick sorgten zwei echte Schweinsaugen. Joko und Klaas waren vom Ergebnis begeistert. Kostenpunkt: 150 Euro. „Dit war für mich eine tolle Herausforderung“, gesteht Jürgen Naesert. Auch wenn das Gesicht in Originalgröße nie gegessen wurde. „Eine halbe Stunde ungekühlt im Fernsehstudio – da war das dahin.“

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