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Berlin: Mit dem Berliner Amt kam der Jurist nie wirklich zurecht

Ein kleiner Dialog aus dem Abgeordnetenhaus illustriert, wie sehr Verfassungsschutz-Chef Eduard Vermander zuletzt unter Druck stand. Vor dem Untersuchungsausschuss zu den Kurdenkrawallen sagte Vermander über die Vernichtung von Akten aus.

Ein kleiner Dialog aus dem Abgeordnetenhaus illustriert, wie sehr Verfassungsschutz-Chef Eduard Vermander zuletzt unter Druck stand. Vor dem Untersuchungsausschuss zu den Kurdenkrawallen sagte Vermander über die Vernichtung von Akten aus. Durch die hartnäckigen Fragen des Bündnisgrünen Wolfgang Wieland bedrängt, bat Vermander nach seiner Aussage noch einmal unerwartet um das Wort. "Ich habe mir als Beamter bis heute nichts zu Schulden kommen lassen", sagte der 62-Jährige. Er habe einen Eid auf das Grundgesetz geleistet, und dazu gehöre auch "eine saubere Amtsführung". In Teilen klang die Aussage fast trotzig: "Ich darf darauf hinweisen, dass ich auch die Befähigung zum Richteramt habe und auch einmal Richter und Strafrichter gewesen war".

Das war im September vorigen Jahres, und die saubere Amtsführung des gebürtigen Berliners hatte bereits erste Flecken bekommen: Durch die Dreksler-Affäre und die Ereignisse rund um die tödlichen Schüsse am israelischen Generalkonsulat. Wenn Vermander also Ende Juni dieses Jahres aus dem Amt scheiden wird, dann ist dies auch das Eingeständnis eines Scheiterns. Denn in den vergangenen zwei Jahren war Vermander nicht nur extern unter Druck geraten. Auch intern, im eigenen Amt, klagten Mitarbeiter zunehmend über die Amtsführung. Mit seinem Vize Klaus Müller entwickelte sich eine Art Dauerfehde, die zu regelmäßigen Querelen führte. Von anderen Mitarbeitern wird berichtet, dass sie nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Amtschef weinend das Haus verließen.

Vermander, der an der Freien Universität Jura studierte und der CDU nahe steht, kam 1995 aus dem ruhigen Baden-Württemberg, wo er seit 1988 den Verfassungsschutz leitete. Zuvor war er Polizeipräsident erst in Karlsruhe, dann in Stuttgart. Er habe sich "niemals in die Nesseln gesetzt", notierte die Stuttgarter Zeitung. Für einen Geheimdienstler ist das durchaus ein Lob. Allerdings gehen die Geheimdienst-Uhren im Ländle etwas langsamer, und schon dort galt der Vater zweier Kinder eher als Verwaltungsmann denn als Gestalter. Kritiker beschied Vermander mit der Auskunft: "Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich Beamter bin und dass ich in meiner Eigenschaft als Beamter nicht an politischen Auseinandersetzungen teilnehme." Diese politische Zurückhaltung, Gegner sagen auch Opportunismus, führte dazu, dass Vermander unter Berlins Innensenator Jörg Schönbohm kaum noch öffentlich in Erscheinung trat; Schönbohm behielt sich in wichtigen Fragen der Öffentlichkeitsarbeit die Entscheidung vor. Und seit der Dreksler-Affäre, seitdem neue Enthüllungen das Amt erschüttern, äußert sich Vermander gar nicht mehr öffentlich, weil er sich von den Medien verfolgt fühlt. Entsprechend monoton beantwortet das Landesamt Fragen nach Vermander mit: "Kein Kommentar".

Holger Stark

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