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Berlin: Nach Fahrradunfall: Radspuren sollen sicherer werden

Senat will zusätzliche Schutzstreifen markieren. Immer mehr Berliner treten in der City in die Pedale

Unfällen wie diesem soll künftig in Berlin vorgebeugt werden: Am Mittwochabend ist eine Radfahrerin ausgerechnet auf einer der als sicher geltenden Radspuren verletzt worden, als ein unachtsamer Autofahrer in der Wilhelmstraße in Mitte die Tür aufriss und die Frau hineinfuhr. Sie stürzte und erlitt einen Nierenriss. Der für Radverkehr bei der Senatsverwaltung zuständige Referatsleiter Heribert Guggenthaler kündigte am Mittwoch an, dass künftig Radspuren auf der Fahrbahn mit einem zusätzlichen Schutzstreifen von 50 Zentimeter Breite zum Parkstreifen hin noch besser gesichert werden sollen. Dies erlauben die neuen Markierungsrichtlinien, die seit Januar gelten.

Derzeit sind in Berlin auf 80 Kilometer Hauptstraßen Streifen auf der Fahrbahn markiert. In diesem Jahr kommen zehn Kilometer dazu. Diese „Angebotsstreifen“ gelten beim Radlerverband ADFC und der Polizei als wesentlich sicherer als die herkömmlichen gepflasterten Radwege auf dem Bürgersteig – und als wesentlich billiger. Auf dem Gehweg sind Radler im Konflikt mit Fußgängern und werden zudem von rechts abbiegenden Autofahrern gerne übersehen. „Die Zahl der Unfälle wird weiter sinken, wenn es die Radspuren flächendeckend gibt“, heißt es bei der Verkehrspolizei. Starben 2003 noch 24 Radfahrer, waren es 2006 neun - bei weiter steigendem Fahrradverkehr. In diesem Jahr zählte die Polizei zwei Tote. Der letzte geschah am Montag – ausgerechnet jedoch auf einer Radspur. Eine 65-Jährige war an der Kiefholzstraße in Treptow von einem in die Elsenstraße nach rechts abbiegenden Lastwagen erfasst und getötet worden. Die 65-Jährige fuhr gut sichtbar auf der Straße; gegen derartig fatale Versehen von Lkw-Fahrern sei man machtlos, hieß es. Wie berichtet, bemüht sich der Senat, die Zahl der Verkehrsopfer bis 2010 um 30 Prozent zu senken. Nicht nur die Radspuren sind dazu wichtig, auch das 630 Kilometer lange Radroutennetz, das gegenwärtig entsteht. Bezahlt wird dies aus dem Tourismusetat, Vorteile hat es jedoch für alle Radler: Die zwölf Routen in Sternform („Radialen“) beginnen am Schloßplatz in Mitte, sie werden durch „Tangenten“ verknüpft. Die Fernradwege nach Usedom und Kopenhagen sowie der Mauerweg und der Europaradweg 1 werden integriert.

Widerstand gegen den Ausbau des Radnetzes kommt mittlerweile nicht mehr von der Autolobby, sondern von Natur- und Denkmalschützern. So blockiert die PDS in Pankow weiterhin die Asphaltierung der kopfsteingepflasterten Schwedter Straße im Mauerpark, weil das nicht ins Bild des Parks passe – obwohl dies ein Teil des Fernweges nach Kopenhagen ist. In Charlottenburg sperren sich Kleingärtner gegen einen Weg durch die Kolonie.

Trotz dieser Hemmnisse lobt Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den Radverkehr als „beispiellose Erfolgsgschichte“. „Man sieht, dass man sich auch in der Innenstadt fortbewegen kann, ohne das Klima zu schädigen“, sagte Junge-Reyer. Inzwischen seien auch Geschäftsleute im Anzug oder Kostüm mit dem Rad unterwegs. Derzeit werden in Berlin etwa zwölf Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt, in der Innenstadt ist dieser Anteil noch höher.

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