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© Doris Klaas

Verkehr: Nur keine Eile: Tempolimit vom 10 km/h in Mitte

Staus durch Sperrungen, Unfall und Ampelausfälle: In der Innenstadt kam am Mittwochvormittag erneut der Verkehr so gut wie zum Erliegen. Aber auch neue Vorschriften bremsen den Verkehr.

Stau, Stau, Stau. In der Innenstadt kam am Mittwochvormittag erneut der Verkehr so gut wie zum Erliegen – auch weit weg von Baustellen. Entnervte Autofahrer stellten sogar ihr Fahrzeug ab und erreichten ihr Ziel – erheblich verspätet – per Bahn oder Bus oder auch zu Fuß.

Besonders betroffen waren die Uferstraßen am Landwehrkanal und in der Umgebung. Hier wirkten sich nach Angaben von Marko Rosteck aus der Verkehrsverwaltung die Sperrungen auf der Straße des 17. Juni, der Ebertstraße und der Yitzhak-Rabin-Straße für die Vorbereitungsarbeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober aus. Der dichte Verkehr auf den Ausweichstraßen sei eindeutig ein „Verdrängungseffekt“ dieser Sperrungen, sagte Rosteck. Nach der „Eingewöhnungsphase“ werde sich die Situation hier aber wieder entspannen, ist Rosteck überzeugt.

Verstärkt wurde der Effekt gestern durch einen Unfall im Tiergartentunnel der Bundesstraße B 96, der deshalb gegen 8 Uhr vorübergehend Richtung Süden gesperrt werden musste. Auch hier waren die Ausweichrouten zum Teil schnell verstopft.

Aufgehalten wurden Autofahrer auch erneut durch defekte Ampelanlagen. So zeigten am Vormittag die Geräte an der Kreuzung Bülowstraße/Potsdamer Straße in Schöneberg vorübergehend konstant rotes Licht. Autofahrer, die zunächst gewartet hatten, tasteten sich dann in den Kreuzungsbereich vor. Dieses Problem sei aber nach etwa fünf Minuten behoben gewesen, sagte Rosteck. Per Fernsteuerung nach einem dreimaligen Anlauf. Ampelausfälle gehören schon längst zum Alltag auf Berlins Straßen. Das Modernisierungsprogramm ist noch lange nicht abgeschlossen.

Aber auch neue Vorschriften bremsen den Verkehr. So darf jetzt in der Spandauer Vorstadt in Mitte auf vielen Nebenstraßen nur noch mit 10 km/h gefahren werden, was nicht nur Autofahrer, sondern auch viele Radfahrer zum Bremsen zwingt, wenn sie das Tempo-Limit einhalten wollen. Die Vorschrift gilt für alle Verkehrsteilnehmer.

Der Baustadtrat von Mitte, Ephraim Gothe sagte, die Tempobegrenzungen beruhten auf einem 15 Jahre alten Verkehrskonzept des Bezirks für die Spandauer Vorstadt, in dem es bereits zahlreiche Tempo-30-Bereiche gab. Der Kiez sei durch die engeren Straßen nicht vergleichbar mit den großzügiger angelegten Gründerzeitquartieren zum Beispiel in Wedding. Deshalb müsse der Verkehr auch langsamer durch die Spandauer Vorstadt fließen. Das geringere Tempo bringe den Fußgängern mehr Sicherheit und erhöhe die Attraktivität des Quartiers.

Die Spandauer Vorstadt ist besonders in den Abendstunden gut besucht wegen der vielen Galerien, Bars und Restaurants südlich der Torstraße. Auf den größeren Achsen, zum Beispiel in der Linienstraße, gilt weiterhin Tempo 30, obwohl diese als Fahrradstraße ausgewiesen ist. Dagegen müssen die Fahrer zum Beispiel in der August- oder der Almstadtstraße noch weiter runter vom Gas und im Schleichtempo weiterrollen. Nach Einschätzung des Tiefbauamtes verringert sich die Zahl der Verkehrsunfälle durch eine Minderung des Tempos von 30 auf 10 Kilometer pro Stunde um 40 Prozent.

Doch dies bestreitet der ADAC Berlin- Brandenburg: „Wir sehen keine Reduzierung der Unfallzahlen durch geringeres Tempo“, sagt Sprecher Michael Pfalzgraf. An Unfallschwerpunkten helfe im Übrigen eine „besondere Beschilderung“. Für Pfalzgraf ist die Maßnahme in Mitte „wieder ein Schritt, um die Autofahrer aus der Innenstadt zu drängen“. Außerdem führten Tempolimits, zum Beispiel 30 km/h in Hauptstraßen, zu mehr Lärm und höherem Benzinverbrauch, weil die Autos „ständig anfahren und wieder abbremsen müssen“, sagte er.

Tempo 30 gilt inzwischen stadtweit auch auf zahlreichen Abschnitten von Hauptstraßen; vorwiegend aber nur nachts oder vor Schulen. Der Senat will so den Lärm reduzieren und die Sicherheit von Schülern erhöhen. ball/kt

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