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Der Opferbeauftragter des Landes Berlin, Roland Weber

© dpa

Opferschutz: Opfer können mehr Angebote in Anspruch nehmen

Der Opferbeauftragte hilft Menschen, denen eine Straftat widerfuhr. 2015 gab es gute Neuigkeiten.

Opfer einer Straftat kämpfen häufig über die bloßen Auswirkungen der Tat hinaus mit Stigmatisierungen oder wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen und was ihnen zusteht. Um sie zu unterstützen, hat das Land Berlin im Oktober 2012 als erstes Bundesland einen Opferbeauftragten ernannt: Roland Weber erfüllt dieses Amt seither ehrenamtlich. Am Mittwoch stellte er gemeinsam mit Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) zum dritten Mal den jährlichen Bericht vor.

Insgesamt wurden in Berlin im vergangenen Jahr laut Polizeistatistik 76 054 Menschen Opfer einer Straftat. Das sind immerhin 776 weniger als im Vorjahr; damit setzt sich ein Trend fort, der sich schon in den vergangenen Jahren abgezeichnet hat. Dem gegenüber stehen zudem immer mehr Angebote, die Opfer in Anspruch nehmen können, um sich Hilfe zu holen. „Im Jahr 2015 haben wir definitiv einige Verbesserungen des Opferschutzes erlebt“, sagt Weber.

Viele Bundesländer verfügen nicht über entsprechende Anlaufstellen

So wurde beispielsweise die psychosoziale Prozessbegleitung rechtlich verankert. Ab 2017 haben besonders Kinder und Jugendliche, aber auch Opfer schwerer Sexual- oder Gewaltdelikte ein Recht auf kostenlosen psychologischen Beistand während des Prozesses.

Obwohl es also mehr Angebote für Opfer gibt, bemängelt Weber, dass viele Betroffene gar nicht wüssten, welche Hilfe ihnen zustehe. Deshalb hat Weber auch im vergangenen Jahr daran gearbeitet, die verschiedenen Hilfseinrichtungen untereinander zu vernetzen und mit Rechtsanwälten bekannt zu machen.

Durch seine Arbeit ist Weber inzwischen weit über Berlin hinaus bekannt. „Ein Viertel der 160 Anfragen, die ich im vergangenen Jahr bekommen habe, stammt überhaupt nicht hier aus der Stadt“, sagt er. „Aber wenn mich zum Beispiel jemand vom Bodensee kontaktiert, dann muss ich häufig passen.“ Viele andere Bundesländer verfügen einfach nicht über entsprechende Anlaufstellen, berichtet Weber.

„2015 haben im Vergleich zum Vorjahr besonders Beschwerden von Bürgern zugenommen, die sich als Opfer von Behördenwillkür sehen“, sagt Weber. Aber auch einige ungewöhnliche Anfragen musste der Opferbeauftragte im letzten Jahr beantworten. Die Klagen reichten von Beschwerden über die allgemeine Misswirtschaft in Berlin bis hin zu Untreuevorwürfen im Zusammenhang mit dem verspäteten Flughafen BER. Menschen, die sich daraufhin melden, sehen sich als Opfer der Exekutive, heißt es in dem Bericht.Yves Bellinghausen

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