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Anissa starb im Bürgerpark Pankow.

© dpa/Paul Zinken

Prozess um getötete Fünfjährige in Berlin: „Mama, ich glaube, da liegt das Mädchen“

Im Prozess nach dem Tod der fünfjährigen Anissa schilderten Zeugen ihre Beobachtungen – zum Teil unter Tränen. Am zweiten Prozesstag wurden sieben Zeugen befragt.

Als Anissa von einem Spielplatz verschwand, begann eine fieberhafte Suche. Auch eine 40-jährige Anwohnerin und ihre zwölfjährige Tochter hielten Ausschau bei einer Runde mit ihrem Hund im Bürgerpark Pankow. Sie dachten, das Mädchen hätte sich versteckt, sagte die 40-jährige Lehrerin am Donnerstag vor dem Landgericht. Doch dann blieb ihre Tochter wie erstarrt stehen: „Mama, ich glaube, da liegt das Mädchen.“

Gökdeniz A. soll am 21. Februar dieses Jahres mit einem Messer auf Anissa eingestochen haben. Es geschah laut Anklage gegen 15 Uhr im Bürgerpark. Ihm waren Anissa und ihre drei kleinen Schwestern für kurze Zeit anvertraut. Laut Ermittlungen verließ er kurz vor der Tat mit der Fünfjährigen einen Spielplatz. Im Prozess wegen Totschlags schweigt er.

„Da lag aufgewühltes Laub, das waren Schleifspuren – oh Gott, dachte ich, dann sah ich sie auf dem Rücken liegen“, beschrieb die Zeugin unter Tränen. Sie seien nicht näher gegangen. „Ich begriff sofort, da ist etwas ganz Schreckliches passiert.“ Sie rief um Hilfe, sie kümmerte sich um ihre Tochter. Polizisten und weitere Personen kamen, auch ein verschwitzter junger Mann. Sein Tonfall sei seltsam gewesen, als er fragte: „Ist sie das? Ist sie das? Ist sie tot? Ist sie tot?“ Wenig später sei er festgenommen worden.

Wann wurde Anissa zuletzt gesehen? Wie wirkte der Mann, der mit ihr zum Bürgerpark gegangen sein soll? Am zweiten Prozesstag wurden sieben Zeugen befragt. Anissas Mutter (25) wohnte seit Dezember 2022 mit ihren Kindern in einer Einrichtung – ein ambulantes Projekt, in das sie über das Jugendamt gekommen war. Gökdeniz A., ein Bekannter aus der Grundschulzeit, meldete sich bei ihr. Der inzwischen 20-Jährige, der aus schwierigen Verhältnissen stammen soll, scheint sich in die Familie gedrängt zu haben.

Eine Tante von Anissa ist im Zeugenstand. Die 22-Jährige hatte in der Zeit vor der Katastrophe häufig auf die vier Mädchen ihrer Schwester aufgepasst. Ein paar Mal sei sie Gökdeniz A. in der Wohnung begegnet, so die 22-Jährige. Sie habe ihn nicht gemocht. „Er ist nervig, sehr aufdringlich.“

Und es habe Vorfälle gegeben. Anissa habe berichtet: „Gökdeniz hat mich in der Dusche verbrannt.“ Der Rücken habe ihrer Nichte wehgetan. Sie halte ihn für „ein bisschen zurückgeblieben und unreif“, sagte die 22-Jährige. Er habe davon gesprochen, dass er „irgendwie eine Behinderung habe“. Der Prozess geht am 29. August weiter.

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