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Lehrer im Kanzleramt: Schluss mit Reden, Zeit zum Handeln

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung will Bildungsprobleme gemeinsam mit dem Senat angehen. Ihr Berliner Kollege Piening, der eine Teilnahme an dem Treffen mit ihr ablehnte, stößt weiter auf scharfe Kritik.

Die Integrationsbeauftragte des Bundes, Maria Böhmer, fand am Dienstag nach einem Treffen mit Schulleitern aus dem Bezirk Mitte starke Worte: „Die Zeit des Diskutierens und der Versäumnisse ist vorbei. Jetzt ist die Zeit des konkreten Handelns gekommen.“ Böhmer hatte zu dem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen, nachdem in der vergangenen Woche der Brief der Rektoren bekannt geworden war, in dem sie die desolate Situation in den Schulen des Bezirks beklagten. Unter anderem hatten sie auf die Probleme hingewiesen, die sich in manchen Stadtteilen mit einem hohen Migrantenanteil ergeben.

Böhmer sagte, sie habe das Gefühl, dass vielfach Gelder, die beispielsweise der Bund zur Verfügung stellt, nicht dort ankommen, wo sie hingehören: „Das Geld ist da, es muss nur richtig eingesetzt werden.“ Böhmer forderte aber auch von den Eltern mehr Engagement: „Bildung ist der Schlüssel zur Integration.“ Deshalb will die Staatsministerin sich auch an die Botschafter der wichtigsten Herkunftsländer der Migranten wenden, damit diese die Bemühungen unterstützen.

Für die sieben Schulleiter, die ins Kanzleramt gekommen waren, war der Termin wichtig. Er zeige, „dass das Problem ernst genommen wird“, sagte Manuela Gregor von der Grund- und Sonderschule am Zille-Park in Mitte. Und ihr Kollege, Hartmut Blees von der Moses-Mendelssohn-Gemeinschaftsschule in Moabit, sagte: „Jede Hilfe ist uns recht.“ Blees bemängelte ebenfalls, dass viele Gelder nicht ausgegeben würden. Beispielsweise seien in Mitte im vergangenen Jahr knapp eine Million Euro vom Bund für Schulbauten nicht ausgegeben worden: „Das ist katastrophal.“

Die Bundesbeauftragte kritisierte gestern erneut die Absage ihres Berliner Kollegen Günter Piening zu diesem Treffen. Es zeuge von einem falschen Blickwinkel, zu befürchten, dass durch die Einbeziehung der Integrationsbeauftragten die Familien mit Migrationshintergrund stigmatisiert werden sollen. Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus forderte deshalb gestern den Senat auf, „Piening endlich an seine Aufgaben zu erinnern oder diesen abzuberufen“.

Auch der Direktor des John-Lennon-Gymnasiums in Mitte, Jochen Pfeifer, hat kein Verständnis für Pienings Haltung. „Dies ist Teil des Problems“, sagte Pfeifer. Es zeige die mangelnde Bereitschaft, das Problem gemeinsam anzugehen. Stattdessen würden „parteipolitische Süppchen“ gekocht. Auch wenn die Schulleiter nicht mit konkreten Forderungen in das Gespräch gegangen seien, sei dies doch sehr wichtig, um die Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu befördern. „Wir betrachten das Gespräch als Beginn eines Austauschs“, sagte Pfeifer. Diesen will auch Staatsministerin Böhmer fortsetzen. Sie kündigte an, das direkte Gespräch mit Bildungssenator Jürgen Zöllner zu suchen, nachdem dieser mit den Schulleitern gesprochen hat. Dieses Treffen, an dem dann auch Piening teilnehmen will, wird am Donnerstag stattfinden.

Unterdessen teilte der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke, mit, sein Bezirk wolle „Modellregion für die schnellstmögliche Umsetzung der neuen Schulstruktur“ werden. Dies soll kombiniert werden mit einer erweiterten Förderung von Schulen und Kitas mit hohem Anteil von Migranten. Sigrid Kneist

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