zum Hauptinhalt
Wie der Flugverkehr von und nach Israel in den kommenden Tagen weitergeht, ist noch offen.

© IMAGO/Olaf Schuelke

Sorge um den Sohn, geweckt vom Raketenalarm: Das berichten Passagiere aus Israel am BER in Berlin

Am Berliner Flughafen landen noch vereinzelt Maschinen aus Tel Aviv. Die Reisenden sind geschockt und beunruhigt, doch keiner scheint das Land spontan verlassen zu haben.

Noch landen und starten Flüge von und nach Tel Aviv in Berlin. Nachdem am Wochenende einige Airlines ihre Verbindungen nach Israel eingestellt hatten, ist die Lage aber mehr als unübersichtlich. Am Montag landeten in Berlin Flieger der großen israelischen Airline El Al und von Ryanair. EasyJet, das dritte große Flugunternehmen, das die deutsche Hauptstadt mit Israel verbindet, hatte seine Flüge ebenfalls am Wochenende eingestellt.

Nur wenige kamen am Montagmorgen mit dem Flieger LY 2371 der El Al aus Tel Aviv in Berlin an. Die Passagiere sind gestresst, kaum einer will reden. Die Frage, wie die Situation bei Abflug in Israel gewesen sei, beantworten die meisten im Vorbeigehen mit „horrible“, schrecklich.

Jonathan, 56, aus Ramat Ha Sharon unweit von Tel Aviv, ist nur für einen medizinischen Kongress nach Berlin gekommen. In zwei Tagen schon möchte er zurückfliegen. Als die Hamas am Samstagmorgen Israel angriff, war er zu Hause. „Ich bin durch den Raketenalarm aufgewacht, gegen 6.30 Uhr. In unserer Stadt gab es keine Raketeneinschläge, aber wir konnten sie hören.“ Er habe den ganzen Tag Nachrichten geschaut und sei im Haus geblieben, erzählt er.

Sorge um den Sohn

Jonathan selbst kann nicht mehr in die Armee eingezogen werden: „Ich bin zu alt und ich bin Arzt. Aber mein Sohn ist in der Armee und wurde in den Süden Israels geschickt.“ Er mache sich Sorgen um Freunde und Familie. „Freunde von Freunden wurden schon getötet.“

Alle Passagiere, die am Montagmorgen in Berlin landeten und sich auf ein Gespräch einließen, waren ihren Flug regulär angetreten. Weder hatten sie besonders viel Gepäck dabei, noch schienen sie Israel für längere Zeit verlassen zu wollen. Ob derzeit besonders viele Menschen versuchen, aus Israel auszureisen oder kurzfristig dorthin zurückzukehren, konnte der Flughafen nicht beantworten. Auch die Fluggesellschaften waren für eine kurzfristige Anfrage nicht zu erreichen.

Ariela und Shalom, die ebenfalls in dem Flieger aus Tel Aviv saßen, machen nur einen Zwischenstopp in Berlin. Das orthodoxe Paar wohnt in New York und war für ein paar Tage auf Verwandtenbesuch in Jerusalem, als der Krieg begann.

Die beiden wirken geschockt: „Es war komplett unerwartet. Vor allem, weil der Angriff an dem fröhlichsten Feiertag für Juden begann“, sagt Ariela. „Wir sind extrem traurig, dass Menschen sterben und machen uns Sorgen, ob die entführten Leute gefunden werden und ob es ihnen gut geht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Am Samstag feierten jüdische Menschen „Simchat Tora“, was übersetzt so viel heißt wie „Freude der Tora“. Es ist der letzte Tag des jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot. Traditionell werden die Schriftrollen der Synagoge aus dem Schrein geholt und in einem fröhlichen Umzug durch das Gebetshaus getragen.

Weil es ein Feiertag war, konnten wir unsere Handys nicht benutzen und auch keine Medien konsumieren. Wir hörten nur den Raketenalarm.

Shalom, Passagier auf einem Flug von Tel Aviv nach Berlin

Ihr Mann Shalom springt ein: „Wir sind am Samstag gegen 8.30 Uhr in Jerusalem von den Sirenen geweckt worden. Wir hatten sieben oder acht Mal Alarm, vielleicht waren es auch zehn.“

Für sie als orthodox lebende Juden sei der Feiertag eine zusätzliche Herausforderung gewesen, erklärt Shalom: „Weil es ein Feiertag war, konnten wir unsere Handys nicht benutzen und auch keine Medien konsumieren. Wir hörten nur den Raketenalarm.“

Ariela ist aufgebracht. Auch wenn das Paar eigentlich weiter muss, um einen Anschlussflug zu bekommen, möchte sie noch etwas loswerden: „Wie können die (Anm. d. Red.: die Hamas) behaupten, dass sie nichts zu essen haben und dann haben sie Raketen, die bis nach Jerusalem fliegen? Wo haben sie diese fortschrittlichen Waffen her? Und wieso wird das Geld nicht verwendet, um das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern?“

Unklar, welche Flüge noch starten und landen werden

Wie der Flugverkehr in den nächsten Tagen weitergeht, ist noch offen: „Welche Gesellschaften fliegen, kann sich minütlich ändern. Passagiere müssen sich an die jeweilige Airline wenden“, erklärte Jan-Peter Haack, Sprecher des Flughafens Berlin-Brandenburg auf Anfrage des Tagesspiegels.

Am Montag Nachmittag gab Ryanair bekannt, seine Flüge von und nach Israel bis Mittwoch auszusetzen. Für die nächsten Tage werden auf der Website des BERs Flüge anderer Airlines angezeigt − ob diese tatsächlich starten und landen können, wird sich erst zeigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false